Zuwanderungspolitik:So soll das Punktesystem für Einwanderer funktionieren

Zuwanderungspolitik: Hubertus Heil (SPD, hinten), Bundesminister für Arbeit und Soziales, bei einem Besuch der Firma Sew-Eurodrive bei Toronto.

Hubertus Heil (SPD, hinten), Bundesminister für Arbeit und Soziales, bei einem Besuch der Firma Sew-Eurodrive bei Toronto.

(Foto: Britta Pedersen/dpa)

Mit einem Punktesystem mehr Fachkräfte nach Deutschland holen, das will die Regierung. Welche Anforderungen die Bewerber erfüllen müssen, um ein Visum zu erhalten.

Von Roland Preuß

"Fachkraft" - das mag trocken klingen, aber tatsächlich sind Qualifizierte auf Jobsuche für Unternehmer inzwischen Sehnsuchtsfiguren. Zwei Millionen offene Stellen melden Arbeitsmarktforscher, Handwerker fehlen ebenso wie Pflegerinnen oder IT-Fachleute. Wäre der Arbeitsmarkt ein Rosamunde-Pilcher-Film, so dürfte der Computerexperte mit fünfjähriger Berufserfahrung die Rolle des gelockten Schönlings einnehmen, den alle für sich gewinnen wollen. Leider gibt es in Deutschland nicht genug davon.

Die Ampelkoalition will angesichts dieses Fachkräftemangels das Land weiter öffnen für Qualifizierte aus dem Ausland. Menschen von jenseits der Europäischen Union (EU-Bürger dürfen sowieso kommen) sollen künftig nach einem Punktesystem zuwandern dürfen. Nur wer genug Punkte erreicht, bekommt eine Chance. Der Gesetzentwurf der Bundesregierung soll demnächst in den Bundestag eingebracht werden. Es gibt darin zehn Kriterien, je nach Eigenschaft kann ein Bewerber oder eine Bewerberin punkten. Wer am Ende auf mindestens sechs Punkte kommt, erhält ein Visum. Nicht für immer, zunächst nur zur Jobsuche.

Deutschland hat im internationalen Vergleich bereits ein liberales Einwanderungsrecht für Qualifizierte, das hat die Industrieländerorganisation OECD schon vor Jahren festgestellt. Dennoch dümpelte die Zuwanderung von Fachkräften von außerhalb der EU weiter vor sich hin im Bereich von deutlich unter 100 000 Menschen im Jahr. Wer beispielsweise Akademiker war, konnte auch bisher schon bevorzugt zuwandern, allerdings war dafür grundsätzlich eine Anerkennung des Abschlusses und ein Stellenangebot im Land nötig. Man musste alle Anforderungen erfüllen. Hier liegt der entscheidende Unterschied zum Punktesystem: Hier können Interessenten den Mangel auf einem Gebiet mit Stärken in einem anderen ausgleichen. Wer zum Beispiel kaum Deutsch spricht, könnte dies durch fließendes Englisch (ein Punkt), eine gleichwertige Ausbildung (vier Punkte) und halbwegs jugendliches Alter von höchstens 34 Jahren (zwei Punkte) wettmachen.

Deutschland folgt damit dem Beispiel traditioneller Einwanderungsländer wie Kanada und Australien, die schon lange anhand von Punktesystemen Einwanderer auswählen. Bei beiden spielen ebenfalls Ausbildung, Sprachkenntnisse und Alter eine zentrale Rolle.

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