Zusatzpolicen:Richtig versichert

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Zusatzpolicen versprechen einen besseren Schutz: Doch nicht bei allen ist das Geld der Versicherten gut angelegt. Finanztest nennt die sinnvollsten und besten Zusatzversicherungen.

Private Krankenver­sicherer nehmen fast ein Fünftel ihrer jährlichen Beiträge mit Zusatzpolicen ein - etwa sechs Milliarden Euro zahlten die Kunden im Jahr 2009 dafür. So wollen sie ihren Schutz aufbessern. Doch nicht immer ist das gut angelegtes Geld. Finanztest zeigt, welcher Schutz wirklich sinnvoll ist und nennt die besten Policen.

Patienten wissen oft nicht, was ihnen von der gesetzlichen Kasse zusteht und an welchen Stellen privater Zusatzschutz sinnvoll ist. (Foto: ddp)

Hohe Beiträge für schwache Leistung

Patienten wissen oft nicht, was ihnen von der gesetzlichen Kasse zusteht und an welchen Stellen privater Zusatzschutz sinnvoll ist. Außerdem sind die Verträge oft schwer durchschaubar, so dass manch einer für schwache Leistungen hohe Beiträge zahlt. Auch bei sinnvollen Zusatzversicherungen müssten die Kunden genau auf die Leistung achten.

Versicherung zahlt nicht sofort

Eine Versicherung abschließen und gleich danach Leistungen beanspruchen - das können Kunden nie. Sie müssen drei Monate warten, ehe sie erstmals Anspruch auf Leistungen aus dem Vertrag haben. Für Zahnersatz und für Entbindungen im Krankenhaus beträgt die Wartezeit sogar acht Monate. Bei Vertragsschluss bereits begonnene Behandlungen sind vom Versicherungsschutz generell ausgeschlossen. Als Behandlungsbeginn sehen die Versicherer den Zeitpunkt an, wenn der Arzt dem Patienten die Diagnose stellt.

Zahnzusatzversicherung: Nur wenige sehr gut

Zahnzusatzversicherungen sind sinnvoll für Kassenpatienten, die die zusätzlichen Kosten für teuren Zahnersatz wie Kronen oder Brücken in höherwertiger Ausführung oder für Implantate nicht alleine tragen wollen. Die gesetzliche Kasse zahlt immer nur einen festen Zuschuss, der vom zahnmedizinischen Befund abhängt. Lässt sich ein Patient beispielsweise ein Implantat einsetzen, kann der privat zu zahlende Teil der Rechnung schnell 2000 Euro ausmachen. Wer sicher sein will, dass die Versicherung sich auch an so hohen Zahnarztrechnungen ausreichend beteiligt, muss einen leistungsstarken Tarif wählen. Sehr gute Leistungen fand Finanztest im Test Zahnzusatzversicherungen (05/2010) nur in 16 von 110 geprüften Tarifen.

Zähne, Brille und Heilpraktiker im Paket

Manche Kunden schließen auch Versicherungspakete ab, in denen verschiedene Leistungen enthalten sind, zum Beispiel Zuschüsse zum Zahnersatz, zur Heilpraktikerbehandlung, zu Brillen oder Kontaktlinsen, aber auch Versicherungsschutz für Auslandsreisen und weitere Extras. Interessant sind solche Angebote für Menschen, die regelmäßig teure Behandlungen beim Heilpraktiker in Anspruch nehmen. Denn dafür bezahlt die gesetzliche Krankenkasse nichts. Ein Ergänzungspaket lohnt sich vor allem, wenn jemand neben der Kostenerstattung für Heilpraktiker auch noch Zuschüsse zu Zahnersatz oder Brillen will. Die vollständigen Ergebnisse im Test Zusatzpakete (10/2010). Geht es dagegen nur um möglichst hohe Zahnersatzleistungen, ist eine reine Zahnpolice günstiger Test Zahnzusatzversicherungen (05/2010).

Wichtig und günstig: Auslandsreise-Krankenversicherung

Die Reisekrankenversicherung ist das einzige Muss unter den Zusatzpolicen. Die Krankenkassen kommen zwar innerhalb der Europäischen Union und in einigen wenigen weiteren Staaten für notwendige Behandlungen auf. Ist ein Rücktransport nach Deutschland nötig, bezahlen die Kassen dafür aber generell nicht. Und reist jemand zum Beispiel nach Thailand, muss er auch alle Krankheitskosten selbst tragen. Versicherungen für Leute, die maximal für sechs Wochen am Stück verreisen, sind am günstigsten als Jahresvertrag. Sie gelten dann für sämtliche Reisen. Verträge mit sehr guten Versicherungsbedingungen gibt es bereits für weniger als zehn Euro im Jahr. Test Reisekrankenversicherungen (05/2010)

Chefarzt im Krankenhaus

Im Krankenhaus können gesetzlich Versicherte sich mit einer Krankenhauszusatzversicherung wie Privatpatienten behandeln lassen. Sie empfiehlt sich für Patienten, die sicher sein wollen, dass sie im Fall einer schweren Erkrankung kurzfristig Zugang zum Spezialisten ihrer Wahl haben. Sie haben dann Anspruch auf die Behandlung durch Chefärzte und auf die Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer. Die Kostenübernahme für die Chefarztbehandlung ist die wichtigste Leistung einer solchen Zusatzpolice. Anders als die Kosten fürs Einzelzimmer kann der Patient Chefarzthonorare kaum selbst zahlen. Sie können bei aufwendigen Behandlungen etliche tausend Euro betragen. Test Krankenhaus-Zusatzversicherungen (10/2009)

Krankentagegeld sichert Existenz

Die Krankentagegeldversicherung zahlt für jeden Tag der Arbeitsunfähigkeit durch Krankheit einen Betrag in vereinbarter Höhe. Für Selbstständige kann die Existenz davon abhängen. Gesetzlich versicherte Selbstständige haben zwei Möglichkeiten: Entweder sie wählen das Krankengeld ihrer Kasse, das aber erst ab der siebten Krankheitswoche gezahlt wird. Die Lücke davor können sie mit Wahltarifen ihrer gesetzliche Krankenkasse schließen. Oder sie verzichten auf das Krankengeld ihrer Kasse und sichern das Tagegeld komplett mit einer privaten Police. Dann zahlen sie nur den ermäßigten Beitragssatz an ihre Kasse. Die Beiträge für ein privates Krankentagegeld von 80 Euro ab der dritten Krankheitswoche liegen für 43-jährige Selbstständige bei 100 bis 150 Euro im Monat (Mann) und 110 bis 180 Euro (Frau).

Überflüssig: Krankenhaustagegeld-Versicherung

Krankenhaustagegeld-Versicherungen dagegen sind als Absicherung gegen krankheitsbedingten Verdienstausfall nicht geeignet. Als "Taschengeld" für die Zeit des Klinikaufenthalts werden sie viel verkauft, sind aber überflüssig.

Die Finanztest-Tipps zeigen, was noch alles beachtet werden muss.

Die Finanztest-Tabelle weist aus, welche Verträge für welches Alter am besten sind.

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