Zumwinkel: Verdacht auf Steuerhinterziehung:Post-Chef bleibt im Amt

Trotz des Verdachts auf Steuerhinterziehung in Millionenhöhe wird Klaus Zumwinkel die Deutsche Post weiter führen.

Trotz des Vorwurfs der Steuerhinterziehung bleibt Klaus Zumwinkel im Amt. Der gesamte Vorstand inklusive Zumwinkel sei "vollständig handlungsfähig und führt seine Geschäfte wie gewohnt fort", teilte die Deutsche Post mit. Zumwinkel habe ausführlich mit den zuständigen Behörden über die gegen ihn erhobenen Vorwürfe gesprochen und sei wieder zu Hause.

Post-Chef Zumwinkel steht im Verdacht, Steuern in Höhe von rund einer Million Euro hinterzogen zu haben. Wie der Bochumer Oberstaatsanwalt Bernd Bienioßek sagte, soll der Post-Chef diese Summe "über Geldanlagen in Liechtenstein" am deutschen Fiskus vorbeigeschleust habe.

Ein Haftbefehl gegen Zumwinkel sei außer Vollzug gesetzt worden, weil der Post-Chef kooperiere und eine "Sicherheitsleistung in namhafter Höhe" hinterlegt habe, sagte Bienioßek weiter. Zumwinkel verließ die Bochumer Staatsanwaltschaft am Nachmittag.

Steuerfahnder und Staatsanwaltschaft haben neben Zumwinkel noch weitere Verdächtige im Visier. Ermittelt werde wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung im Zusammenhang mit Geldanlagen in Liechtenstein. Neben der Bochumer Staatsanwaltschaft seien mehrere Steuerfahndungsbehörden an den Ermittlungen beteiligt.

Keine Details - "aus taktischen Gründen"

Zum Zumwinkel-Verfahren wurden am Nachmittag keine weiteren Angeaben gemacht - "aus ermittlungstaktischen Gründen", wie die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftssachen in Bochum mitteilte.

Der Chef der Deutschen Post war am späten Vormittag in seinem Kölner Haus von Steuerfahndern abgeholt und nach Bochum zur Vernehmung gebracht worden.

Zumwinkel, der auch Aufsichtsratschef der Telekom und der Postbank ist, steht seit 1990 an der Spitze der Deutschen Post. Er gilt als einer der mächtigsten deutschen Wirtschaftsführer und ist der dienstälteste Chef eines Dax-Unternehmens. Der 64-jährige Manager steuerte erfolgreich den Umbau der früheren staatlichen Deutschen Bundespost zu einem global führenden Logistik-Konzern.

Der Bund, der noch immer zu 30 Prozent an der Post beteiligt ist, rief Zumwinkel auf, "zur Aufklärung beizutragen". Allerdings seien die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft eine "private Angelegenheit von Herrn Zumwinkel" und "eine Sache der Post", sagte ein Sprecher des Bundesfinanzministeriums. Natürlich habe die Bundesregierung ein "Informationsbedürfnis", doch gelte auch im Fall Zumwinkel zunächst die "Unschuldsvermutung". Die Gewerkschaft Verdi wollte sich zu den Vorwürfen gegen Zumwinkel nicht äußern.

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