Zuckergehalt in Lebensmitteln:Rätsel um den Süßmacher

Zuckergehalt in Lebensmitteln: Ergebnis des SZ-Tests: Auch in salzigen Fertigprodukten stecken oft große Mengen Zucker.

Ergebnis des SZ-Tests: Auch in salzigen Fertigprodukten stecken oft große Mengen Zucker.

(Foto: Stephan Rumpf)

Er ist die Wunderwaffe der Lebensmittelindustrie: Zucker ist billig und schmeckt. Doch in den Angaben zu den Inhaltsstoffen wird beim Zuckergehalt gern gemogelt. Der SZ-Test deckt die gängigen Tricks der Branche auf.

Von Silvia Liebrich

Zu viel Zucker macht krank, da sind sich Wissenschaftler einig. Fest steht auch, dass die meisten Menschen mehr davon essen, als gut für sie ist. Die Weltgesundheitsorganisation WHO will deshalb die maximal empfohlene tägliche Zuckermenge halbieren. Doch Verbraucher haben es schwer, ihren Konsum zu kontrollieren. Zuckerangaben auf Verpackungen können täuschen oder fehlen ganz. Das ist tückisch, denn den meisten Zucker nehmen wir über fertige Lebensmittel zu uns. Er steckt nicht nur in Süßigkeiten, sondern auch in Suppen, Feinkostsalaten oder Tee. Selbst Essig kann größere Mengen enthalten.

Dieser Mangel an Transparenz ist von der Lebensmittelindustrie gewollt. Zucker ist billig und schmeckt. Produkte lassen sich mit ihm besser verkaufen. Mit welchen Tricks die Branche arbeiten, zeigt ein Testeinkauf der Süddeutschen Zeitung:

Grafik Zucker in Lebensmitteln, SZ-Studie

In vielen Fertigprodukten steckt deutlich mehr Zucker als erwartet: fünfzehn Beispiele aus dem Supermarkt

Keine Angaben zum Zuckergehalt

Besonders verwirrend ist es, wenn Zucker zwar in der Zutatenliste steht, aber ohne Mengenangabe. Dort ist dann nur der Brennwert angegeben. Beispiel dafür sind die getrockneten Cranberries von Seeberger. Wer mehr über den Zuckergehalt wissen will, muss auf die Homepage schauen. Erst dort fällt auf, dass die gesüßten Beeren fast genauso viel Zucker enthalten wie Gummibärchen. "Die Firma möchte den hohen Zuckergehalt offensichtlich vertuschen", sagt Silke Schwartau von der Verbraucherzentrale Hamburg. Hier fehle es auf dem Etikett an Transparenz.

Geschönte Zuckerbilanz

Hersteller verwenden mehrere Zuckerarten und mischen versteckte Süßmacher dazu wie Glukosesirup, Maltodextrin oder Fruktosesirup. Die müssen laut Gesetz nur teilweise in der Angaben enthalten sein. Ein Beispiel sind die Gummibärchen von Haribo. "Das täuscht die Verbraucher, weil die Zuckerangabe auf den ersten Blick relativ niedrig erscheint", meint Schwartau. Erkennbar ist der höhere Zuckergehalt nur an den Kohlenhydratangaben. Neben Zucker fanden die Verbraucherzentralen bei einem Marktcheck in unterschiedlichen Lebensmitteln 70 weitere Süßmacher.

Kleinrechnen mit Mini-Portionen

Hersteller setzen Portionsgrößen zu niedrig an. Beispiel ist das Dr. Oetker Vitalis Multifrucht Müsli. Die Portion ist mit 40 Gramm angesetzt. "Ein Erwachsener isst aber meistens mehr, mindestens 60 bis 80 Gramm", sagt Schwartau. Außerdem enthalten: Viele versteckte Süßmacher.

Zucker, wo man ihn nicht vermutet

Auch in salzigen, pikanten und sauren Lebensmitteln steckt Zucker. Bei 100 Gramm Hawesta Heringsfilets in Toskana-Sauce sind das knapp fünf Gramm. Selbst in Meßmer Tee, Marokkanischer Masir mit Minze-Honig-Geschmack, steckt ein Süßmacher: Honiggranulat, bestehend aus Maltodextrin und Honig. "Da wird der Kunde hinters Licht geführt. Hier erwartet der Kunde Minze und Honig", sagt Schwartau.

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