Süddeutsche Zeitung

Zuckergehalt in Getränken:So viel Zucker steckt in Erfrischungsgetränken

  • Fast 60 Prozent der zuckergesüßten Getränke auf dem deutschen Markt sind nach Ansicht von Foodwatch zu süß.
  • Am schlechtesten schneiden die Rockstar-Energy-Drinks des Herstellers PepsiCo ab.
  • Die zuckerärmsten Limonaden und Cola-Getränke stammen von den Herstellern Bionade und Lemonaid.

In kaum einem Land ist der Pro-Kopf-Verbrauch an zuckergesüßten Getränken so hoch wie in Deutschland. Durchschnittlich 84 Liter der "Erfrischungsgetränke", wie sie gemeinhin genannt werden, trinkt jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr. Gleichzeitig sind aktuell etwa sechs Millionen Menschen in Deutschland an Typ-2-Diabetes erkrankt - und der Konsum dieser Getränke erhöht das Risiko für die Entstehung dieses Diabetes-Typs, von Übergewicht oder von Herzinfarkten.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat nun den deutschen Markt der sogenannten Erfrischungsgetränke untersucht. Und kommt zu dem Ergebnis: Mehr als jedes zweite Erfrischungsgetränk auf dem deutschen Markt ist überzuckert. Für Foodwatch ist dies der Fall, wenn ein Getränk zu mehr als fünf Prozent aus Zucker besteht.

Insgesamt wurden 463 Produkte hinsichtlich ihres Zuckergehalts verglichen, von Limonaden über Energydrinks bis hin zu Saftschorlen. 274 Getränke, also knapp 60 Prozent aller getesteten Produkte, enthalten mehr als fünf Prozent Zucker. 171 von ihnen enthalten sogar mehr als acht Prozent - das entspricht sechseinhalb Stücken Würfelzucker auf 250 ml. Unter den zuckerreichsten Getränken finden sich viele eher unbekannte Produkte, darunter vor allem Energydrinks.

PepsiCo schneidet am schlechtesten ab

Mit Abstand am schlechtesten schneiden die Energydrinks des Herstellers PepsiCo ab. Die drei zuckerreichsten Getränke des Tests stammen aus diesem Unternehmen. Darunter beispielsweise das Produkt Rockstar Punched Energy + Guava Tropical mit 16 Gramm Zucker je 100 ml (umgerechnet 13,5 Stücke Würfelzucker auf 250 ml). Das gleiche Getränk mit anderen Geschmackssorten enthält ebenfalls erhebliche Mengen an Zucker. In den Geschmackssorten Juiced Mango Orange Passion Fruit und Energy + Fruit Punch stecken jeweils 15 Gramm pro 100 ml. Eine 500 ml-Dose des Getränks enthält bereits drei Mal so viel Zucker, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) pro Tag empfiehlt.

Vanilla Coke enthält mehr als 11 Gramm Zucker je 100 ml

In der Kategorie der Limonaden und Cola-Getränke, die ohnehin nicht als besonders gesund gelten, hat das Dosengetränk tem's Root Beer des Herstellers temetum mit 13,4 Gramm Zucker auf 100 ml am schlechtesten abgeschnitten, gefolgt von der Limonade Christinen Lemon vom Hersteller Teutoburger Mineralbrunnen und der Limonade Mountain Dew von PepsiCo. Auch Schweppes Original Bitter Lemon ist besonders zuckerhaltig (12,1 Gramm Zucker je 100 ml oder umgerechnet 10 Stücke Würfelzucker pro 250 ml). Die süßeste Cola kommt von der Marke Volt (11,9 Gramm Zucker je 100 ml), aber auch die Vanilla Coke von Coca-Cola enthält kaum weniger Zucker (11,1 Gramm je 100 ml).

Auch viele Schorlen enthalten große Mengen Zucker

Auch viele Saftschorlen, die von vielen als gesunde Alternative zu Limonaden wahrgenommen werden, enthalten mehr Zucker als empfohlen: Den höchsten Zuckergehalt der getesteten Produkte hat die Bio-Traubensaftschorle des Herstellers Fritz. Umgerechnet in Zuckerwürfel enthält sie 6,5 Würfel pro 250-ml-Glas. Auch die Capri-Sonne der Sorte "Rote Früchte" enthält mit sechs Würfeln ähnlich viel Zucker - jedoch trotzdem nur die Hälfte dessen, was in den Rockstar-Energy-Drinks steckt.

Kaum zuckerfreie Getränke

Zuckerfrei sind nur wenige der getesteten Getränke, lediglich 55 der 463 untersuchten Getränke kommt ohne aus. Fast alle von ihnen enthalten stattdessen Süßstoffe. Doch auch die sind umstritten: Sie sollen zu einer Süßgewöhnung beitragen, die eine Fehlernährung begünstigt und damit womöglich die Entstehung von Übergewicht und Typ-2-Diabetes fördert.

Gut kamen in dem Test von Foodwatch die Limonaden von Marken wie Bionade oder Lemonaid weg. Sie enthalten jeweils nur 4,3 bis 5 Gramm Zucker auf 100 ml, bei den Lemonaid-Sorten sind es mit 5,5 bis 6,8 Gramm geringfügig mehr. Auch einige Rewe-Limonaden erreichen ähnliche Werte, beispielsweise die ja! Apfel-Rhabarber-Limonade mit 6,4 Gramm Zucker pro 100 ml.

Abgabe auf Erfrischungsgetränke?

Neben einer verbraucherfreundlicheren Kennzeichnung der Getränke fordert Foodwatch eine Abgabe, die die Hersteller von besonders zuckerhaltigen Getränken bezahlen sollen. In Großbritannien ist eine solche Regelung bereits auf dem Weg. Ab 2018 gelten dort alle Getränke mit einem Zuckeranteil von mehr als fünf Prozent als überzuckert. Hersteller müssen für sie künftig eine Abgabe zahen.

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