Zoff um Gehälter:Alnatura bessert bei Knauser-Löhnen nach

Dumping-Löhne schienen bislang ein Problem der Discounter zu sein - bis die Öko-Kette Alnatura ins Gerede kam. Jetzt reagiert das Unternehmen.

Silvia Liebrich

Die Biohandelskette Alnatura reagiert auf die Kritik an der Lohnpolitik des Unternehmens. "Alnatura-Mitarbeiter sollen kein Einkommen unterhalb des tariflichen Mindestlohns bekommen", sagte Firmenchef Götz Rehn.

"Wir prüfen daher aktuell alle Mitarbeiterverträge und werden die Fälle korrigieren, die nicht unseren Leitlinien entsprechen." Rehn gilt als einer der Pioniere der deutschen Bioszene.

Alnatura drückte sich vor Tarifvereinbarungen

Am Dienstag war bekannt geworden, dass die Kette einige Mitarbeiter weit unter dem im Handel üblichen Tarifniveau entlohnt. Der niedrigste Stundenlohn lag bei 7,50 Euro. Ein Betrag, der um mehr als 15 Prozent unter dem Lohnniveau liegt, das beispielsweise die Tarifverbände für die Beschäftigten im Berliner Handel festgelegt haben.

Für Aufregung sorgte der Fall deshalb, weil vom Vorwurf des Lohndumpings vor allem konventionelle Billiganbieter im Einzelhandel betroffen waren. Die Biobranche schien davon bislang ausgenommen.

Die Gewerkschaft Verdi reagierte empört. "Viele Biounternehmen sind mittlerweile so professionell aufgestellt wie konventionelle Händler und haben Vorbildcharakter", kritisierte die die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Margret Mönig-Raane. Gegen geltende Gesetze hat Rehn trotzdem nicht verstoßen. Alnatura ist nicht Mitglied im Arbeitgeberverband und daher auch nicht tarifgebunden.

Fairness muss auch im Inland gelten

Der Grundsatz der Fairness dürfe aber gerade in der Biobranche nicht nur außerhalb der Landesgrenzen gelten, sondern müsse auch im Land selbst gelten, forderte die Gewerkschaft. Tatsächlich haben sich viele Ökohändler nicht nur einem umweltschonenden Landbau verschrieben, sondern auch dem fairen Handel, der etwa eine anständige Bezahlung und Behandlung von Kleinbauern in Entwicklungsländern verlangt.

Die Einkommensordnung von Alnatura setzt sich nach Rehns Angaben aus dem Einkommen und einer Anzahl freiwilliger Leistungen, darunter auch Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld und vermögenswirksamen Leistungen zusammen. Das jeweilige Entgelt orientiere sich dabei an der Qualifikation, an der Verantwortung und an der Leistung des einzelnen Mitarbeiters.

Alnatura mit Firmensitz im hessischen Bickenbach ist Marktführer vor den Bioketten Denn's Bio und Basic. Der Umsatz beträgt 360 Millionen Euro. In Deutschland betreibt das Unternehmen mehr als 50 Filialen, die Zahl der Beschäftigten liegt bei 1300.

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