Börse:Warum die Zalando-Aktie plötzlich abhebt

Börse: Dass Zalando einen Mindestbestellwert eingeführt hat, habe dazu geführt, dass die Kundinnen und Kunden mehr bestellen oder die Liefergebühr zahlen. Beides erhöht die Rentabilität.

Dass Zalando einen Mindestbestellwert eingeführt hat, habe dazu geführt, dass die Kundinnen und Kunden mehr bestellen oder die Liefergebühr zahlen. Beides erhöht die Rentabilität.

(Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Der Online-Modehändler leidet zwar auch unter der Konsumflaute, ein Katastrophenszenario verkündet Zalando aber nicht. Das hat besondere Gründe.

Von Michael Kläsgen

Der Aktienkurs von Zalando stieg am Donnerstag nach Veröffentlichung der Quartalszahlen zeitweise um bis zu elf Prozent. Damit lag Europas größter Online-Modehändler von allen Werten im Leitindex Dax 40 mit deutlichem Abstand weit vorn. Allerdings war die Aktie nach dem Corona-Boom zuvor binnen eines Jahres von einem Wert von mehr als 100 Euro pro Stück abgestürzt. Ende Juni hatte sie mit etwa 21 Euro ein 52-Wochen-Tief erreicht und war damit sogar unter den Ausgabepreis beim Börsengang 2014 gefallen. Statt wie vor gut einem Jahr ist das Unternehmen damit im Moment nicht mehr fast 28 Milliarden Euro an der Börse wert, sondern nur noch etwa sieben Milliarden Euro.

Gründe für den Kursanstieg waren, dass Analysten mit einem noch schlechteren Ausblick für die kommenden Monate gerechnet hatten, was den Umsatz und die Marge angelangt. Zalando-Co-Chef Robert Gentz erweckte aber den Eindruck, dass Zalando die Kosten im Griff habe und die Logistik effizienter gestaltet. Marketingausgaben wurden gesenkt und geplante Investitionen in den Ausbau der Logistik gekappt. Die Einführung eines Mindestbestellwerts in allen 25 Ländern habe dazu geführt, dass Kundinnen und Kunden entweder mehr bestellten oder eine Liefergebühr zahlten. Beides wirke sich positiv auf die Bilanz aus, auch auf die Rentabilität.

Zudem sei Zalando zuversichtlich, schon allein aufgrund "technischer Gründe" im zweiten Halbjahr wieder zu wachsen. Ende vergangenen Jahres sei das Wachstum eher schwach gewesen, so dass der Basiseffekt Zalando dieses Jahr helfe, das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr relativ leicht zu toppen.

Nachdem Zalando den Markt vor wenigen Wochen noch negativ überrascht hatte und einen Gewinn weit unter der angepeilten Prognose in Aussicht stellte, waren die Analysten jetzt eher positiv überrascht. Günstig wirkte sich auch aus, dass Konkurrenten wie Asos, Boohoo, Amazon und Hugo Boss zuletzt andeuteten, das Schlimmste überstanden zu haben. Gentz sagte, er möchte an den langfristigen Zielen festhalten, obwohl das Kaufverhalten weiter unbeständig sei und bleiben werde. Wegen der hohen Inflation halten sich die Verbraucher weiter zurück. Zalando kämpft weiter mit vereinzelten Lieferengpässen, weil Ware aus Fernost kommt. Makroökonomisch zeichnet sich eine Besserung noch nicht ab.

In den letzten Monaten sank Zalandos Umsatz um vier Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. Als Gewinn blieben 14 Millionen Euro und damit nur ein Bruchteil der im Vorjahr erreichten 120,4 Millionen Euro. Spekulationen, Zalando könnte demnächst in die USA expandieren, erteilte Gentz eine Absage. Der Fokus liege in der nächsten Zeit eindeutig weiter auf Europa.

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