Zalando:Nach dem Corona-Hype kommt nun der Schock

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Die Retouren nehmen zu: Ein kaputtes und geflicktes Packet von Zalando zur Rücksendung. (Foto: imago/Eibner)

Der Berliner Online-Modehändler Zalando muss neu planen, weil Inflation und Ukraine-Krieg die Kunden verschreckt haben.

Von Michael Kläsgen

Zalando ist nur ein Beispiel für viele Online-Modehändler und ehemalige Corona-Gewinner, die nun mit einem stark verändertem Kaufverhalten hadern. Der Berliner Konzern ist aber ein besonders prominentes Beispiel dafür, wie nah Aufstieg und Fall beieinander liegen können. Im vergangenen Sommer war Zalando noch 28 Milliarden Euro an der Börse wert, am Freitag war es nur noch ein Bruchteil dessen: knapp sechs Milliarden Euro.

Der Grund: Angesichts von Inflation, Ukraine-Krieg und trüber Aussichten üben sich Verbraucherinnen und Verbraucher in Kaufzurückhaltung. Das trifft viele Unternehmen und Produkte, und auch Zalando. Das Geschäft von Europas größten Online-Modehändler läuft auch schlechter, weil die Menschen nach langen Pandemie-Monaten wieder zum Einkaufen in Läden gehen können. Das spürte Zalando bereits in den vergangenen Monaten. Die Kunden kauften weniger und schickten mehr zurück. Der Konzern gab daher am Donnerstagabend nach Börsenschluss bekannt, seine Jahresziele zusammenzustreichen. Am Freitagmorgen brach der Kurs der Aktien dann zeitweise um bis zu 18 Prozent ein. Es war der größte Kurssturz seit fast acht Jahren. Langsam bergab ging es schon seit einem Jahr, nachdem die Aktie den Höchststand von 105 Euro erreicht hatte.

Die Ankündigung kam zwar nicht überraschend. Konkurrenten aus dem Ausland wie Asos und Boohoo hatten in der vergangenen Woche bereits ihre Prognosen korrigiert. Ausschlaggebend für den Einbruch an der Börse war, dass Zalando entgegen vorhergehender Einschätzung bekanntgab, für den Rest dieses Jahr nicht mehr mit einer Trendwende im Kaufverhalten zu rechnen. Und dass die Zurückhaltung den Händler stärker trifft als erwartet. An der grundsätzlichen Strategie und den langfristigen Zielen des Unternehmen ändere die gegenwärtige Situation aber nichts, betonte Co-Chef Robert Gentz.

In Zahlen ausgedrückt bedeutet das: Zalando erwartet nun für das Gesamtjahr einen Gewinn von 180 bis 260 Millionen Euro. Das liegt deutlich unter der Prognose vom Mai, als Zalando noch 430 bis 510 Millionen Euro anvisierte.

Die schlechte Nachricht gab dem Aktienkurs des anderen großen deutschen Mode-Onlinehändlers, About You von der Otto Group, einen Dämpfer. Und auch die Aktien von Online-Unternehmen mit anderen Geschäftsmodellen gerieten unter Druck, etwa die der Essenslieferanten Delivery Hero und Hello Fresh.

Zalando will wieder aus der Defensive kommen, indem das Unternehmen das Sortiment umbaut und vor allem Kosten spart. Die Marketingausgaben hat es bereits gesenkt und geplante Investitionen in den Ausbau der Logistik gekappt. Außerdem führt Zalando in 15 weiteren Märkten einen Mindestbestellwert ein.

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