Süddeutsche Zeitung

Zalando:110 Prozent im Plus

Der Modehändler hat im M-Dax dieses Jahr von allen Unternehmen am meisten zugelegt.

Von Michael Kläsgen

Der Aktienkurs des Online-Modehändlers Zalando stieg am Donnerstag zwischenzeitlich um mehr als 15 Prozent, nachdem sich das Umsatzwachstum im zweiten Quartal beschleunigt und das Berliner Unternehmen die Gewinnerwartung für das Gesamtjahr angehoben hatte. Für den steilen Anstieg der Aktie reichte eine im Prinzip nur leicht verbesserte Prognose. Statt "zwischen" 175 und 225 Millionen Euro, wie ursprünglich angepeilt, liege das neue Gewinnziel (Ebit) für 2019 nun "in der oberen Hälfte der Spanne", sagte Finanzvorstand David Schröder.

Beeindruckend der Anstieg des Aktienkurses seit Jahresbeginn: Er legte um mehr als 110 Prozent zu. Damit war der Modehändler das Unternehmen im M-Dax, dem Index für mittelgroße Unternehmen, das seinen Börsenwert am stärksten steigern konnte, und zwar mit Abstand. Der Halbleiterhersteller Dialog Semiconductor war gemessen am Kursanstieg das zweiterfolgreichste Unternehmen, die Anteilsscheine gewannen in diesem Zeitraum um 80 Prozent an Wert. Nach dem Absturz vor etwa einem Jahr infolge des Hitzesommers 2018 hat die Aktie nun wieder fast das Niveau von damals erreicht.

Am Donnerstag waren die Anleger zufrieden, weil Zalando verkünden konnte, so viele Kunden wie nie auf seine Webseiten gelockt zu haben, nämlich mehr als 28 Millionen Menschen. Das war vor allem möglich, weil Zalando mit immer mehr Partnern aus der Modebranche kooperiert. Das Programm soll nun weiter ausgebaut werden. Der deutliche Anstieg aktiver Kunden hat zwar den Umsatz auf rund 1,6 Milliarden Euro ansteigen lassen. Das ist nur ein leichter Anstieg, denn die Warenkörbe schrumpften etwas, die Kunden gaben durchschnittlich 1,50 Euro pro Einkauf weniger aus. Zalando versucht, dem entgegenzusteuern, indem das Unternehmen das Sortiment ausweitet in Richtung Beauty-Produkte und auch das Marketing anheizt.

In vielen Ländern Europas hat Zalando außerdem Mindestbestellmengen eingeführt. Denn je kleiner das Bestellvolumen, desto höher die Kosten für die Abwicklung. Zuletzt kam Frankreich hinzu, wo Kunden für eine kostenlose Lieferung nun mindestens 24,90 Euro ausgeben müssen. In Deutschland sind die Kunden bislang davon verschont geblieben.

Hinzu kommt noch, dass Zalando die Zahl der Mitarbeiter im ersten Halbjahr um mehr als 1600 Beschäftigte abbaute. In erster Linie ist das auf die Schließung des Lagerstandorts im brandenburgischen Brieselang zurückzuführen. Allerdings seien mehr als 1000 Mitarbeiter von einem neuen Logistikdienstleister am Standort übernommen worden, sagte Schröder. Zudem stellte der Modehändler im April seine Eigenmarken-Tochter Zlabels ein, wovon 550 Mitarbeiter betroffen waren.

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Quelle:
SZ vom 02.08.2019
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