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Zahlen des BKA:Hinweise auf Kinderpornografie im Netz mehr als verdoppelt

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Beim Bundeskriminalamt und den Beschwerdestellen sind 2017 mehr als doppelt so viele Hinweise auf kinderpornografische Inhalte im Internet eingegangen wie 2016. Insgesamt 5977 Hinweise gingen im vergangenen Jahr ein, nach 2721 im Jahr davor. Das geht aus dem jährlichen Bericht der Bundesregierung hervor, der an diesem Mittwoch veröffentlicht wird.

Die meisten Hinweise kamen von Bürgern, die sich an Beschwerdestellen wandten. Zu diesen Meldestellen gehören in Deutschland jugendschutz.net, die Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Dienstleister und der Verband der Internet-Wirtschaft Eco. Sie bieten spezielle Formulare für die Meldungen an. Zudem melden Bürger Kinderpornografie direkt bei der Polizei, oder das Bundeskriminalamt leitet selbständig Ermittlungen ein.

Mehr Meldungen

Die Zahl der gemeldeten Inhalte, die auf Servern in Deutschland lagen, sank leicht. Der Anstieg geht also vor allem darauf zurück, dass auf Servern im Ausland mehr Inhalte gefunden wurden.

Aus dem Bundesjustizministerium heißt es: "Der starke Anstieg ist auf erhöhte Usermeldungen bei den Beschwerdestellen zurückzuführen." Woran aber dieser Anstieg liegt, bleibt unklar. Schließlich kennt niemand die Dunkelziffer. Es könnte sein, dass es mehr kinderpornografische Bilder und Videos im Netz gibt - oder aber, dass das Meldesystem besser funktioniert. Die deutschen Stellen sind Teil des internationalen Meldesystems Inhope, in dem 46 Stellen aus 40 Ländern vernetzt sind.

Für praktisch alle erfassten Fälle erhielten die zuständigen Provider die Aufforderung, die Inhalte zu löschen. Für weniger als ein Prozent (36 Fälle) konnte das BKA keine Löschforderung herausgeben, weil die Adresse der verdächtigen Webseite im Tor-Netzwerk lag. In diesem anonymisierten "Darknet" bleibt der Standort des Servers für Ermittler unsichtbar.

Bei den allermeisten (84 Prozent) der verbleibenden Fälle ging es um Inhalte auf Servern im Ausland. Für diese wird das Inhope-Netzwerk aktiviert oder die Behörden in dem entsprechenden Land werden alarmiert, die dann wiederum den Providern Druck machen sollen, die Inhalte zu löschen. Rund ein Drittel der ausländischen Inhalte wurde an Stellen in den USA gemeldet.

Im Ausland läuft das Löschen zäher

60 Prozent der Inhalte im Inland waren dem Bericht zufolge spätestens nach zwei Tagen gelöscht, 97 Prozent binnen einer Woche. Das geht schneller als in der Vergangenheit: Im Schnitt dauerte es gut zwei Tage, 2016 waren es noch fast drei gewesen.

Im Ausland dauerte es länger, bis Kinderpornografie aus dem Netz verschwand, was die Regierung mit komplizierteren Verfahren und der höheren Zahl beteiligter Stellen erklärt. In diesen Fällen waren innerhalb einer Woche nur 60 Prozent der Inhalte gelöscht, innerhalb von vier Wochen 87 Prozent. Damit hat sich die Löschquote im Ausland trotz aller internationaler Koordination verschlechtert. 2016 waren noch 62 Prozent der Inhalte innerhalb einer Woche gelöscht, und 92 Prozent nach vier Wochen.

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