"Black is a Color" ist nicht umsonst ein Slogan von Menschenrechtsaktivisten. Schwarz ist zwar streng genommen keine Farbe, sondern die Abwesenheit von Farbe; meint man jedoch die Hautfarbe, ist diese nie schwarz, sondern eigentlich immer dunkelbraun. Das mag zwar nur eine Nuance sein, doch der Unterschied ist essenziell, insbesondere bei Kosmetik. Die Produktentwickler des US-Unternehmens Youthforia wären sich dessen wohl lieber früher bewusst gewesen.
Auf Tiktok testet die Afroamerikanerin Golloria George am Montag die neue Foundation von Youthforia. Die Marke hat im März eine neue Reihe mit dunkleren Farbtönen herausgebracht, damit auch Schwarze ihre Gesichtshaut grundieren können. Im Clip trägt George auf einer Wange "Shade 600", auf der anderen pechschwarze Theaterschminke. Was ist was? "Kann man nicht sagen", sagt George, "das ist Teer in einer Flasche."
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Das Video wird in wenigen Tagen millionenfach gelikt, mehr als 70 000 Mal geteilt, viele andere Tiktok-Userinnen greifen das Thema auf und unterziehen das Produkt dem Test. Awuoi Matiop blickt mit schwarz gefärbtem Kinn in die Handykamera: "Wir Süd-Sudanesen gehören zu den dunkelhäutigsten Menschen auf diesem Planeten. Wenn die Farbnuance zu niemandem von uns passt, dann entspricht sie keiner Hautfarbe." Sie fügt hinzu: "Es ist eine Sache, den Fehler einmal zu machen, aber ihn zweimal zu machen, das ist einfach ein Schlag ins Gesicht." Denn es ist nicht das erste Mal, dass Youthforia in der schwarzen Community in Kritik gerät.
Fiona Co Chan gründete den Konzern 2021, berühmt wurde Youthforia aber erst vor einem Jahr nach einem Fernsehauftritt bei "Shark Tank", der US-Version von "Höhle der Löwen". Insbesondere das Rouge von Youthforia wurde auf Tiktok gut besprochen, das Produkt ging im September viral. Auch Tiktokerin Golloria George hörte damals zum ersten Mal von dem Konzern, der sich als besonders inklusiv vermarktet. Sie testete den dunkelsten Farbton der Reihe "Date Night Foundation" und konstatierte: Die Foundation sei nicht dunkelbraun wie ihre Hautfarbe, sondern hell wie Milchkaffee.
Für diese mangelnde Sensibilität entschuldigte sich Geschäftsführerin Co Chan prompt in einem inzwischen gelöschten Tiktok-Video. Als Wiedergutmachung kündigte sie an, die Foundationreihe um zehn dunklere Farbtöne zu erweitern, darunter eben "Shade 600". Zu den aktuellen Vorwürfen hat sich die Kosmetikunternehmerin nicht geäußert, auch auf Nachfrage der SZ nicht.
Dass Schwarze keine passende Foundation finden, ist ein alt-bekanntes Problem. Die Sängerin Rihanna war eine der Ersten, die eine ebenso breite Farbpalette für schwarze wie für weiße Haut anbot, als sie 2017 ihre Marke Fenty Beauty gründete. Ihr heute milliardenschwerer Konzern stellt Foundation in 54 Farbtönen her. Andere Hersteller mussten nachziehen. Auch wenn mittlerweile fast alle Kosmetikmarken dunkle Schminke in ihrem Sortiment haben, bleibt die Auswahl an Nuancen für Schwarze nach wie vor gering. Fälle wie der von Youthforia zeigen außerdem, wie die Kosmetikindustrie mit dem Thema umgeht. Eines steht für die Gründerin Co Chan jedoch fest: Den Beifall ihrer Kundschaft, die bei Rassismus sensibel ist, kann sie sich vorerst abschminken.