Yahoo:Unter Verdacht

Der Konzern soll für eine US-Behörde Millionen Mails untersucht haben. Was gesucht wurde und was die Regierung bekommen hat, ist unklar.

Der Internet-Konzern Yahoo hat nach Medieninformationen auf Bitten einer US-Behörde 2015 die E-Mails Hunderter Millionen Nutzer durchforstet. Es sei unklar, wonach genau gesucht worden sei und ob dabei Informationen an die Regierung gegangen seien, schrieb die Washington Post unter Berufung auf einen früheren Mitarbeiter. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Reuters darüber berichtet. Yahoo erklärte in einer Reaktion lediglich, man halte sich an Gesetze der USA.

Die jüngsten Berichte wären die erste Bestätigung aus der Branche für ein flächendeckendes Durchleuchten von Informationen in Echtzeit - auch wenn dies nicht von einem Geheimdienst selbst ausgeführt worden sei. Die bei Yahoo eingehenden E-Mails seien seit April gescannt worden, so die Zeitung. Es sei unbekannt geblieben, von welcher Behörde aus dem Geheimdienst-Apparat die Aufforderung gekommen sei. Yahoo-Sicherheitschef Alex Stamos und mindestens ein weiterer Manager hätten das Unternehmen verlassen, weil sie mit dem Einlenken ohne Gegenwehr nicht einverstanden gewesen seien. Stamos arbeitet jetzt bei Facebook. Er baute dort die Verschlüsselung deutlich aus.

Der Ex-Yahoo-Mitarbeiter sagte der Washington Post auch, bei der Aktion sei ein Software-Fehler gemacht worden, der alle E-Mails angreifbar für Hacker gemacht habe. Yahoo musste gerade eingestehen, dass Hacker im Jahr 2014 Profil-Informationen von mindestens 500 Millionen Nutzern erbeutet haben. NSA-Enthüller Edward Snowden hatte im Juni 2013 berichtet, der US-Abhördienst habe einen weitreichenden Zugriff auf Informationen bei Internet-Unternehmen. Die Konzerne betonten daraufhin wiederholt, es gebe keinen Generalzugang, und sie rückten Daten nur auf richterliche Anordnung heraus. "Wir haben nie eine solche Anfrage erhalten - und wenn das passiert wäre, hätten wir einfach geantwortet: "Auf keinen Fall"", sagte ein Google-Sprecher nun. Von Microsoft hieß es, der Konzern habe nie heimlich den E-Mail-Verkehr gescannt.

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