Yahoo:Die Hütte brennt

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Der Internetkonzern Yahoo erwägt, sein Kerngeschäft zu verkaufen. Wie die künftige Gesamtstrategie für das seit Jahren glücklos agierende Unternehmen ausschauen könnte, ist aber bislang völlig unklar.

Von Helmut Martin-Jung, München

Der Internet-Pionier Yahoo sucht Wege aus der Dauerkrise. Diese Woche wollen sich die Führungsmitglieder zu Sitzungen treffen, bei denen auch der mögliche Verkauf des Kerngeschäfts oder die Beteiligung am chinesischen E-Commerce-Star Alibaba auf der Tagesordnung stehen, wie das Wall Street Journa l berichtet. Besonders im Fokus steht dabei Chefin Marissa Mayer.

Mayer, einst bei Google fürs Suchmaschinengeschäft zuständig, war vor gut drei Jahren als Chefin zu Yahoo gewechselt. Schon damals ging es der einstigen Vorzeigefirma des Internets nicht mehr gut. Sie versprach, das Ruder herumzureißen und die Firma wieder profitabler zu machen. Gelungen ist es ihr nicht. Firmeninterne Kritiker werfen Mayer vor, sie gebe keine klare Richtung vor. Von außen drängen Investoren. Carl Icahn wollte Yahoo dazu bringen, mit Microsoft zu fusionieren, Starboard Value LP, eine weitere Investorengruppe, sprach sich dagegen aus, Alibaba-Anteile in großem Stil zu verkaufen. Yahoo solle lieber sein Kerngeschäft - Anzeigen und Internetsuche - losschlagen.

Als wäre das nicht genug, gingen Dutzende wichtige Führungskräfte von Bord - so viele, dass Mayer dem Journal zufolge im August sogar ein Treffen der Führungsebene einberufen haben soll, bei dem sich die verbliebenen führenden Köpfe der Firma dazu verpflichten sollten, für mindestens drei Jahre bei Yahoo zu bleiben. Ein mehr als deutliches Zeichen dafür, dass die Hütte brennt.

Was Mayer genau vorhat, ist unklar. Sie deutete im Oktober zwar an, sie habe vor, die Firma neu aufzubauen. Sie heuerte auch das Beratungsunternehmen McKinsey an. Es soll nach Firmenteilen forschen, die man abstoßen könne. Genaueres ist dazu bisher aber nicht bekannt.

Klar ist nur, dass es mit dem Verkauf der Anteile an Alibaba - einer Art Amazon in China - nicht so einfach wird. Denn die US-Finanzbehörde IRS hat das Ansinnen Yahoos abgelehnt, den Verkauf steuerfrei durchzuwinken. Das könnte aber bedeuten, dass auf Yahoo und dessen Aktionäre im Falle eines Verkaufs Steuerzahlungen in Milliardenhöhe zukommen.

Die einstige Strahlefrau Marissa Mayer steht mächtig unter Druck

Neue Ideen, die nicht funktionieren, Verkäufe, die sich als Risiko erweisen könnten, und ein Kerngeschäft, in dem es für Yahoo immer schwerer wird - kein Wunder, dass die einstige Strahlefrau Mayer mächtig unter Druck steht. Die Pläne, Yahoo als Inhalteanbieter zu etablieren, als ein zweites Netflix, die Versuche mit eigenen Apps, haben jedenfalls keinen durchschlagenden Erfolg gehabt.

Dabei ist Yahoo in den USA das am dritthäufigsten besuchte Internetangebot - hinter Google und Facebook. Doch das Unternehmen zehrt vor allem von der Vergangenheit. Wie die Zukunft aussehen könnte, wie etwa die Foto-Community Flickr oder die Blogger-Plattform Tumblr - zwei Zukäufe der vergangenen Jahre - in eine Gesamtstrategie eingebunden werden könnten, diese Antwort ist Yahoo schuldig geblieben.

© SZ vom 03.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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