VW-Aufsichtsrat: Wulff:Tschüss, macht's gut, wir sehen uns wieder!

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Einer geht, der Nächste übernimmt: Christian Wulff, vielleicht schon bald der neue Bundespräsident, räumt seinen Stuhl im VW-Aufsichtsrat.

Kristina Läsker

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff hat zwei Wochen vor der Bundespräsidentenwahl seinen Sitz im Aufsichtsrat von Volkswagen aufgegeben. Der CDU-Politiker habe am Mittwoch bei der Sitzung des Kontrollgremiums erklärt, sein Mandat in der vorgesehenen Frist niederzulegen, sagte eine Sprecherin der Staatskanzlei in Hannover. Hintergrund ist Wulffs Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten.

Daumen hoch: Christian Wulff kandidiert für das Schloss Bellevue. Sein Amt als VW-Kontrolleur hat er schon abgegeben. (Foto: rtr)

Sollte Wulff am 30. Juni als Nachfolger von Horst Köhler gewählt werden, müsste er sein Mandat bei VW allerdings sofort abgeben - und nicht erst zum 14. Juli, an dem es formal enden würde. Das hat verfassungsrechtliche Gründe: Ein Bundespräsident darf laut Grundgesetz nicht im Aufsichtsrat einer Firma sitzen, die gewinnorientiert arbeitet.

Der niedersächsischen Landesregierung stehen als Eigner des Autokonzerns laut VW-Satzung zwei Sitze im Aufsichtsrat zu. Das Kabinett will am 1. Juli einen Vorschlag machen, wer vom Amtsgericht Braunschweig als Nachfolger bestellt werden soll. Einziger Kandidat ist der CDU-Politiker David McAllister; Wulffs designierter Nachfolger als Ministerpräsident.

Es läuft schon wieder rund

Thema bei der Sitzung des Aufsichtsrats in Wolfsburg war auch die überraschend gute Entwicklung von Europas größtem Autobauer. Die VW-Manager erhöhten ihre Prognose für das laufende Jahr. Sie rechneten nun damit, dass Absatz und Gewinn des Vorjahres "deutlich übertroffen werden", teilte VW mit. Bisher hatte VW nur erklärt, Erlöse und operatives Ergebnis würden 2010 "über den Werten des Vorjahres" erwartet. Grund dafür sind die guten Absätze von Januar bis Mai. Insbesondere die Nachfrage auf wichtigen Märkten wie Westeuropa, Nordamerika und China sowie günstige Wechselkurse beflügeln den Konzern. "Diese Entwicklung wird sich voraussichtlich im Juni fortsetzen", teilte das Unternehmen mit. Die Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr sei allerdings mit Unsicherheiten behaftet.

In den ersten fünf Monaten hatte Volkswagen wesentlich mehr Autos verkauft als letztes Jahr. Konzernweit wurden 2,94 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert, das ist ein Plus von 18 Prozent. Allein im Mai verkaufte der Konzern 604.200 Autos, 8,6 Prozent mehr als im Mai 2009. Im vergangenen Jahr hatte VW etwa 6,3 Millionen Fahrzeuge abgesetzt und ein operatives Ergebnis von 1,9 Milliarden Euro erzielt.

Die hohen Einnahmen erlauben dem Konzern auch weitere Zukäufe. So erwägt VW, die technische Entwicklung des insolventen Autozulieferers Karmann zu übernehmen. Ein Sprecher des Insolvenzverwalters Ottmar Hermann bestätigte am Mittwoch entsprechende Gespräche. Verhandelt wird auch darüber, wie viele der 400 Ingenieure VW bei einer Übernahme weiter beschäftigen will. Zu einem möglichen Jobabbau äußerte sich der Konzern zurückhaltend: Um Arbeitsplätze zu erhalten, sei "eine wirtschaftlich tragfähige Basis" nötig, sagte ein Sprecher: "Wir hoffen aber, dass wir sehr bald zu einem positiven Ergebnis für den Standort Osnabrück kommen." Volkswagen besitzt bereits Gebäude und Maschinen von Karmann und will von 2011 an Cabrios in Osnabrück bauen.

© SZ vom 17.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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