Würth: Umzug nach Salzburg:Die Rache des Schraubenkönigs

Er ist in Deutschland vorbestraft und über die Ermittlungen der Justiz verärgert: Nun will der schwäbische Milliardär Würth Österreicher werden.

Melanie Ahlemeier

Eines muss man Schraubenkönig Reinhold Würth lassen: Er ist konsequent. Was Ende Juli noch in einer schnöden Pressemitteilung seines Imperiums verklausuliert angedeutet wurde, zieht der 73-Jährige nun durch - zu zweihundert Prozent.

Würth, dpa

Schraubenkönig Reinhold Würth zieht nach Salzburg.

(Foto: Foto: dpa)

Von der Evaluation der "Zukunftssicherheit eines Unternehmens" war damals die Rede, von der Frage, was "in fünf, zehn und in 50 Jahren" sein werde und von "Überlegungen zu optimalen Standortfragen". Die hat der rüstige Senior mit dem Hang zu teuren Hobbys wie Kunstsammeln und der Fliegerei nun offenbar gefunden - für den Konzern, aber vor allem für sich selbst.

Einer der reichsten Europäer

Würth, der zu den reichsten Männern Europas zählt, zieht's privat nach Salzburg. Einen entsprechenden Antrag auf Erteilung der Staatsbürgerschaft prüfen derzeit bereits die österreichischen Behörden. Seinen deutschen Pass möchte er behalten. Bislang hatte Würth in Salzburg seinen Zweitwohnsitz - der Festspiele wegen, wie es immer hieß.

Die Auslandsgeschäfte wird der Konzern künftig komplett im schweizerischen Rorschach bündeln, wie Anfang der Woche bekannt wurde. Der Stammsitz im baden-württembergischen Künzelsau regelt künftig nur noch das deutsche Geschäft. Ein Zufall, dass beide Entscheidungen innerhalb weniger Tage bekannt werden? Wohl kaum, vielmehr sieht es nach persönlicher Rache aus.

Denn über die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung hatte sich der Unternehmer mächtig geärgert. "Wenn ich zehn Jahre jünger gewesen wäre, hätte ich es bis zum obersten Gerichtshof durchgezogen, und ich wäre besser weggekommen", hatte Würth Anfang Juli während eines Vortrags in Stuttgart gelästert. Seit Ende Mai ist Würth offiziell vorbestraft, weil ihm das Amtsgericht Heilbronn einen Strafbefehl über 700 Tagessätze geschickt hatte.

Der Unternehmer hatte der Verfahrenseinstellung zugestimmt. Der offizielle Gesamtbetrag blieb unklar, gemunkelt wurden 3,5 Millionen Euro - eine Summe, die auch den stolzen Besitzer mehrerer Kunstsammlungen und eines fast 500 Jahre alten Jagdschlosses hart trifft.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie der Konzern die Entscheidungen abwiegelt.

Die Rache des Schraubenkönigs

Auch die Erbschaftsteuerreform - von Würth öffentlich als "Strafsteuer" bezeichnet - soll den Senior dazu veranlasst haben, genauer zu kalkulieren. Wann lohnt sich eine Verlagerung? Im Konzern Würth wurde fleißig gerechnet, denn trotz des Steuersparmodells Stiftung zieht der Fiskus regelmäßig die Ersatzerbschaftsteuer ein. Würth hat sein Familienunternehmen Ende der achtziger Jahre in die Würth-Stiftungen eingebracht.

Mehr als 65.000 Menschen finden derzeit in den mehr als 400 Gesellschaften Würths Arbeit - und das Imperium wächst. Schon vor einiger Zeit wurde für neue Gesellschaften eine österreichische Stiftung gegründet. Alles Zufall? Oder doch eher Konsequenzen eines Mannes, den Beobachter als impulsiv charakterisieren?

Der Konzern wiegelt ab

Der Konzern selbst wiegelt ab. Für den Konzern sei eine "Ressourcenoptimierung notwendig", darum würden Führungsaufgaben zwischen den Geschäftssitzen in Rorschach und Künzelsau angepasst, teilte eine Sprecherin auf Anfrage von sueddeutsche.de mit. Für das Steueraufkommen der Würth-Gruppe in Deutschland werde es keinerlei Veränderung geben.

Zum Privatmann Würth hieß es lapidar: Mit abnehmenden beruflichen Aktivitäten werde Salzburg immer mehr zum Altersruhesitz von Reinhold Würth. Doppelte Staatsbürgerschaften seien in der EU normal. Von Rache kein Wort.

Zu den Salzburger Festspielen jedenfalls hat es der kulturell beflissene Senior künftig also deutlich näher. Und auf dem Weg dorthin kann er sich ja schon mal überlegen, wie das Steueraufkommen in Deutschland gleich bleiben soll, wenn von 2009 an das komplette Auslandsgeschäft von der Schweiz aus gesteuert wird.

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