Welthandelsorganisation:WTO wählt mit Ngozi Okonjo-Iweala erstmals eine Frau an die Spitze

Lesezeit: 1 min

Ngozi Okonjo-Iweala während eines Interviews am Montag. Ihre Berufung ist die vielleicht letzte Chance für die WTO. (Foto: Joshua Roberts/Reuters)

Die ehemalige nigerianische Finanzministerin ist zudem die erste Afrikanerin in dem Amt. Nach ihrer Wahl warnt die neue WTO-Generaldirektorin vor "Impfstoff-Nationalismus" bei der Corona-Bekämpfung.

Die Welthandelsorganisation hat Ngozi Okonjo-Iweala am Montag als erste Frau und erste Afrikanerin an ihre Spitze gewählt. Während eines virtuellen Treffens wählten die 164 WTO-Mitglieder die 66-jährige Ökonomin einstimmig für eine Amtszeit von vier Jahren als Generaldirektorin vom 1. März an.

Bislang war sie Vorsitzende der Global Alliance for Vaccines and Immunization (Gavi). Zuvor diente sie während zwei Amtszeiten als nigerianische Finanzministerin und rund 25 Jahre bei der Weltbank. Ihre doppelte Staatsbürgerschaft - sie hat auch einen US-Pass - macht sie auch zur ersten Amerikanerin an der Spitze der Organisation. Ein Veto der inzwischen abgewählten Trump-Regierung hatte Okonjo-Iweala überstanden.

In Zeiten von Protektionismus und Pandemie sind der neuen Chefin der in Genf ansässigen WTO dennoch keine leichten Aufgaben gestellt. Die Bewältigung der wachsenden Kluft zwischen China und den westlichen Ländern wird eine zentrale Herausforderung für sie sein.

"Es geht um anständige Arbeit für normale Menschen"

In einem Interview mit Reuters warnte die frisch gewählte WTO-Chefin vor nationalistischem Denken bei den Impfprogrammen gegen die Coronavirus-Pandemie. "Niemand ist sicher, bis alle sicher sind", sagte Okonjo-Iweala. "Impfstoff-Nationalismus wird sich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht auszahlen, da die Varianten kommen." Wenn die Bürger anderer Staaten nicht geimpft seien, schlage das Virus auf einen selbst zurück. Okonjo-Iweala verwies auf Studien, wonach der Welt ein Verlust von neun Billionen Dollar an möglicher Wirtschaftsleistung drohe, wenn die ärmeren Staaten ihre Bevölkerungen nicht schnell impfen können.

Ihr Ziel sei es, die Welthandelsorganisation (WTO) zum ursprünglichen Zweck zurückzuführen. "Es geht um Menschen. Es geht um Inklusivität. Es geht um anständige Arbeit für normale Menschen." Sie sei wie die Regierung von US-Präsident Joe Biden der Ansicht, dass das WTO-Schiedsgericht reformiert werden müsse, sagte Okonjo-Iweala weiter. "Das ist das Juwel in der Krone der WTO und wir müssen es wirklich wiederherstellen." Das Schiedsgericht war wegen des Widerstandes der alten US-Regierung unter Donald Trump handlungsunfähig geworden.

© SZ/rtr/bloomberg/jsa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Nahaufnahme
:Die richtige Medizin

Ngozi Okonjo-Iweala wird die erste Afrikanerin an der Spitze der WTO. Eines ihrer Ziele: Die Organisation soll einen besseren Zugang zu Medikamenten ermöglichen.

Von Bernd Dörries

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: