World Economic Forum Davos:"Deutschland hat sehr viel an Kraft verloren"

Nobelpreisträger Edmund Phelps "hasst Defizite" - und hat ein Lieblingsthema: die Innovationskraft. Genau da stellt er Deutschland kein gutes Zeugnis aus.

Von Caspar Busse, Davos

Vor zehn Jahren hat Edmund Phelps, 82, die höchste Auszeichnung für einen Wirtschaftswissenschaftler bekommen: den Nobelpreis. Aber nicht erst seither ist der US-Ökonom ein gefragter Gesprächspartner. Sein Lieblingsthema ist die Innovationskraft - und genau da stellt er Deutschland kein gutes Zeugnis aus. "Deutschland hat sehr viel an Kraft verloren", sagte er jetzt in Davos im Interview mit der Süddeutschen Zeitung.

Phelps redet über das Silicon Valley und Richard Nixon, den deutschen Mittelstand und die Frage, ob die Lektüre von Bildungsromanen die Schaffenskraft der Wirtschaft befördert. Kein Wunder, er ist ein ausgesprochener Fan des Schriftstellers Thomas Mann.

Wie jedes Jahr kämpft er darum, dass er beim Weltwirtschaftsforum auf der Schatzalp übernachten darf. Er liebt das angestaubte Jugendstilhotel mit seinen Zimmern, die noch aussehen wie vor vielen Jahrzehnten. Thomas Mann hat das Haus 1924 in seinem Roman "Zauberberg" mehrmals erwähnt.

Aber eigentlich haben die Organisatoren des Weltwirtschaftsforums einen klaren Plan, in welchem Hotel sie welche Gäste unterbringen. Und das ehemalige Sanatorium für Tuberkulose-Kranke hoch über Davos, erreichbar nur mit der Zahnradbahn oder zu Fuß, ist für Amerikaner nicht vorgesehen - selbst wenn sie so einflussreich sind wie der Nobelpreisträger aus New York. Aber Phelps ist wieder hier.

Kurz nach dem Ende des Interviews kommt nochmal Phelps' Frau vorbei. "Mein Mann hat ganz vergessen zu erwähnen, wie sehr er Defizite hasst", sagt sie. Da wenigstens ist Deutschland im Vorteil, Bundefinanzminister Wolfgang Schäuble plant gerade mit einem ausgeglichenen Haushalt.

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