Wohnungsmarkt:Beim Immobilienkonzern Adler regiert das Misstrauen

Wohnungsmarkt: Immobilien des Adler-Konzerns in Berlin: Wie viel sind die Wohnungen im Ernstfall wirklich wert?

Immobilien des Adler-Konzerns in Berlin: Wie viel sind die Wohnungen im Ernstfall wirklich wert?

(Foto: Stefan Boness/imago images)

Die Adler Group bestätigt zwar die Prognose, schweigt aber zu Vorwürfen gegen den Konzern. Die Aktie bricht ein.

Von Stephan Radomsky

Wenn das Wichtigste ist, was nicht gesagt wird, ist das meist kein gutes Zeichen. Dann herrscht Misstrauen und es verselbständigt sich die schlechte Stimmung. So wie beim bereits zuletzt gebeutelten Immobilienkonzern Adler Group. Der bestätigte am frühen Dienstagmorgen zwar seine positive Prognose fürs Gesamtjahr: Man rechne, hieß es, flächenbereinigt mit 3,9 Prozent mehr Mieteinnahmen, außerdem hätten die zuletzt knapp 70 000 Wohnungen des Unternehmens um 8,7 Prozent an Wert zugelegt. Davon würden wie geplant fast 30 000 Wohnungen verkauft, mit einem Gesamterlös von 2,4 Milliarden Euro. Mit dem Geld sollen dann Schulden getilgt werden.

Nur, nichts davon verfing: Bis zum Nachmittag brach die im S-Dax gelistete Aktie zwischenzeitlich um mehr als 20 Prozent bis auf 8,63 Euro ein - und damit noch einmal deutlich tiefer als bei ihrem letzten Negativ-Rekord Anfang Oktober. Seit Jahresanfang hat Adler damit an die 70 Prozent an Wert verloren.

Der Grund für den neuerlichen Absturz hängt ebenfalls mit den Ereignissen von vor knapp zwei Monaten zusammen: Damals hatte Viceroy, die Firma des berüchtigten Shortsellers Fraser Perring, einen Report über Adler veröffentlicht und dem Unternehmen darin schwere Vorwürfe gemacht. Das Management, heißt es darin, habe die Bilanzen künstlich aufgebläht und ziehe Geld aus übernommenen Firmen ab. Im Hintergrund kontrolliere dabei eigentlich der österreichische Geschäftsmann Cevdet Caner das Unternehmen, auch wenn er offiziell keine Funktion im Konzern hat. Adler wies die Anschuldigungen aus dem Bericht damals zwar umgehend zurück und erklärte, Bewertungen und Transaktionen seien von unabhängiger Seite bewertet und geprüft. Caner wehrte sich zudem in mehreren Interviews öffentlich gegen die Vorwürfe und stellte Anzeige gegen Perring.

Ausführliche Antworten auf die vielfältigen und ziemlich detaillierten Vorwürfe in dem Report ist Adler bisher jedoch schuldig geblieben - auch am Dienstag. Zwar präsentierten die beiden Konzernchefs Maximilian Rienecker und Thierry Beaudemoulin am Nachmittag sogar noch einmal kurz die Zahlen zum dritten Quartal, auf die Vorwürfe Perrings oder den Kurssturz vom Tag gingen sie dabei aber erneut nicht ein. Nur so viel: Die Wirtschaftsprüfer von KPMG seien beauftragt, frühere Deals des Unternehmens zu prüfen. Wann ihr Bericht vorliegen und ob Adler diesen veröffentlichen wird, blieb allerdings ebenfalls offen. Fragen ließen Rienecker und Beaudemoulin nach ihrer Präsentation erst gar nicht zu. Das Misstrauen der Anleger linderten sie damit jedenfalls nicht: Direkt nach dem Ende ihres Vortrags sackte die Adler-Aktie noch weiter ab.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: