Vonovia:Der Immobilienmarkt löst sich aus der Schockstarre

Vonovia: Fast alles voll: Der Wohnungskonzern Vonovia ist quasi ausvermietet.

Fast alles voll: Der Wohnungskonzern Vonovia ist quasi ausvermietet.

(Foto: Leon Kuegeler/imago/photothek)

Lange ging nicht viel auf dem Wohnungsmarkt, jetzt verdient Vonovia mit Verkäufen in wenigen Tagen Milliarden. Alles wieder gut also? Von wegen.

Von Stephan Radomsky

Anderthalb Milliarden Euro, so viel Geld hat Vonovia in gerade mal einer Woche eingenommen. Selbst für Europas größten Vermieter Vonovia ist das eine ziemlich große Summe. Das Geld stammt aus Verkäufen von Immobilien und Anteilen an Wohnungsbeständen, Vorstandschef Rolf Buch kommt damit den selbst gesteckten Zielen in Sachen Abverkauf schon ziemlich nahe. Zwei Milliarden will der Dax-Konzern im laufenden Jahr so erlösen, vielleicht auch mehr, wie Buch am Donnerstagmorgen bei der Vorlage der Zahlen fürs erste Quartal durchblicken ließ.

Die Schockstarre, in die der Immobilienmarkt in den vergangenen Monaten verfallen war, sie scheint sich langsam zu lösen. Nachdem Vonovia bereits vergangene Woche den Verkauf eines Minderheitsanteils an einem Portfolio in Baden-Württemberg an den US-Investor Apollo für eine Milliarde Euro gemeldet hatte, konnte Buch nun einen weiteren Verkauf verkünden: Der Immobilieninvestor CBRE zahlt 560 Millionen Euro für insgesamt 1350 Wohnungen in Frankfurt, Berlin und München. Es sind Deals, die es so eine ganze Weile nicht gab. Die rasant steigende Inflation und hinterherhechelnde Zinsen, dazu die Erwartung fallender Preise und die allgemeine Unsicherheit nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hatten die Käufer zurückhaltend gemacht, Profis wie private.

Dass trotzdem keine Euphorie aufkommt - die Vonovia-Aktie rutschte am Morgen gleich nach Handelsstart ins Minus -, dürfte daran liegen, dass Vonovia billiger verkaufen muss als gedacht. So hatte der Konzern die nun verkauften Immobilien samt der restlichen Baukosten eigentlich mit einem Wert von 600 Millionen Euro veranschlagt - CBRE zahlt aber 40 Millionen weniger. Und auch im restlichen Bestand muss Buch die Werte nach unten korrigieren. Eine "außerplanmäßige Neubewertung" zum Ende des ersten Quartals veranschlage den Immobilienbestand nun mit rund 91,2 Milliarden Euro, teilte Vonovia mit - 3,5 Milliarden Euro weniger als zuletzt. Buch sprach von einer "Momentaufnahme".

Die schlägt aber auch auf die Zahlen durch. Unter dem Strich schrieb Vonovia durch die Abwertung einen Verlust von rund zwei Milliarden Euro. Und der Gewinn aus dem operativen Geschäft des Dax-Konzerns sank im ersten Quartal um knapp 18 Prozent auf rund 463 Millionen Euro. Bereits im vergangenen Jahr hatte Vonovia angekündigt, Wohnungen für insgesamt 13 Milliarden Euro verkaufen zu wollen, zudem will der Konzern bis auf Weiteres keine Neubauten mehr beginnen. Und auch in die Sanierung des Bestands soll weniger Geld fließen als ursprünglich geplant.

Hohe Preise im Einzelverkauf

Zugleich aber, so stellt es Buch dar, werde der Wohnungsmangel gerade in den Ballungsräumen immer stärker spürbar - und treibe auch die Preise. So standen bei Vonovia im ersten Quartal nur 2,2 Prozent der insgesamt knapp 550 000 Wohnungen leer. "Wir können faktisch keine neuen Wohnungen mehr anbieten", sagte Buch. Zugleich habe der Konzern aber "ein paar Hundert Wohnungen" in Deutschland und Österreich abverkauft - und das zu Preisen, die im Schnitt um 56 Prozent über dem Buchwert lagen. "Wohnungen verkaufen für Leute in den großen Städten, das läuft gerade sehr gut", so der Vonovia-Chef, vor allem wenn sie leer stünden und vom Käufer direkt bezogen werden können.

Dass es mit der Delle am Wohnungsmarkt bald wieder vorbei sein könnte, darauf deuten auch Zahlen der Bundesbank hin. Demnach stieg die Summe der in Deutschland neu vergebenen Baufinanzierungen im März auf 15,3 Milliarden Euro. Es war das erst Plus seit April des vergangenen Jahres. Damals nahm der Anstieg der Zinsen gerade richtig Fahrt auf. Kostete ein Kredit mit zehnjähriger Zinsbindung Privatkunden Anfang 2022 im Schnitt noch etwa ein Prozent, schwankt der Wert seit dem Herbst zwischen 3,5 und vier Prozent. Die Immobilienpreise waren zuletzt zwar spürbar gefallen - allerdings längst nicht so stark, dass sie damit die teureren Kredite ausglichen.

Zur SZ-Startseite

Sparkassen
:Dieser Blick in den Maklervertrag kann sich so richtig lohnen

Der BGH verwirft Verträge, mit denen die Makler der Sparkassen bis vor Kurzem noch gearbeitet haben. Die Käufer können sich nun viel Geld zurückholen - und die Immobilie dennoch behalten.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: