Wohngeld:Fast 50 Euro mehr pro Monat

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Mit der Wohngeldreform wird sich die Zahl der Haushalte, die diese Hilfe beziehen, wieder erhöhen.

(Foto: dpa)

2020 wird das Wohngeld erhöht, dann alle zwei Jahre - das Institut der deutschen Wirtschaft fordert jedoch weitere Reformen.

Von Thomas Öchsner

Manche scheuen den Weg zum Amt, andere glauben, das lohnt sich sowieso nicht: In Deutschland zahlt der Staat an Geringverdiener Wohngeld, weil ihr Einkommen für Lebensunterhalt und Miete nicht reicht. Die Leistung gilt als "Netz vor dem Netz": Der staatliche Zuschuss zum Wohnen soll dazu beitragen, trotz eines eigenen, aber zu spärlichen Einkommens nicht in das Hartz-IV-System der Grundsicherung abzurutschen. 2020 wird das Wohngeld erhöht, das hat die Bundesregierung bereits beschlossen. Doch was bringt das überhaupt?

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat nachgerechnet. Das Ergebnis der Analyse: Ohne die Reform würde die Zahl der Wohngeld-Haushalte von derzeit knapp einer halben Million auf etwa 450 000 sinken. Mit der Reform erhöht sich die Zahl der Haushalte, die erstmals oder wieder Wohngeld beziehen dürfen, auf rund 660 000. Für Haushalte, die ausschließlich auf Wohngeld angewiesen sind, wird sich dem IW zufolge die Hilfeleistung durchschnittlich immerhin um 49 auf 196 Euro erhöhen. Deutlich geringer falle der Zuschuss für Haushalte am oberen Einkommensrand aus, sie müssten mit weniger als 50 Euro pro Monat rechnen. Insgesamt werde das Wohngeld pro Haushalt von 147 auf 158 Euro steigen, heißt es in der Analyse.

Ärger bereitete bislang ein Dauerproblem: Anders als die Hartz-IV-Sätze, wurde das Wohngeld nicht jedes Jahr angepasst. Zuletzt geschah dies nur in den Jahren 2001, 2009 und 2016 - mit fatalen Folgen: Das Wohngeld verlor durch die jährliche Teuerung real an Wert. Hinzu kam: Das Wohngeld hängt unter anderem von der Höhe der Miete und vom Einkommen ab; da aber die Wohnkosten und auch die Einkommen in den vergangenen Jahren zum Teil kräftig gestiegen sind, fielen viele Wohngeld-Empfänger aus dem Kreis der Geförderten wieder heraus. Das will die Bundesregierung mit der Reform in Zukunft zumindest einschränken: Wie vom Deutschen Mieterbund, dem Deutschen Landkreistag und vom Verbraucherzentrale Bundesverband gefordert, wird das Wohngeld in Zukunft regelmäßig angepasst, und zwar alle zwei Jahre. Die nächste Erhöhung ist somit zum 1. Januar 2022 vorgesehen.

Diese Dynamisierung hält das IW für einen großen Fortschritt. Er führe "zu weniger Ärger bei den Antragstellern". Bislang hätten viele Haushalte "zwischen der Grundsicherung und dem Wohngeld hin- und herwechseln müssen". Den Turnus von zwei Jahren hält das Kölner Institut für "sachgemäß, um den Verwaltungsaufwand der Behörden zu begrenzen, die das Wohngeld in jedem Einzelfall ermitteln müssen".

Zufrieden sind die IW-Ökonomen mit der Reform aber noch nicht. Sie fordern, das Wohngeld weiter zu stärken. Dabei müsse es um die sogenannten Aufstocker innerhalb des Hartz-IV-Systems gehen, die ihren Lebensunterhalt selbst erwirtschaften, aber nur wegen ihrer hohen Wohnkosten auf die staatliche Grundsicherung angewiesen sind. Diese Gruppe müsste der Sozialstaat in das Wohngeldsystem integrieren. Das würde nicht nur den Ämtern die Arbeit erleichtern, sondern hätte auch Vorteile "für die Antragsteller, die vielfach auf Grund des hohen Aufwands die Leistungen nicht in Anspruch nehmen", raten die Forscher.

Das IW spricht sich außerdem dafür aus, endlich den Kinderzuschlag für Familien mit geringem Einkommen und das Wohngeld besser aufeinander abzustimmen. Bislang seien diese Leistungen getrennt zu beantragen. Würde der Staat diese beiden Systeme zusammenführen, könnten "mehr Menschen diese Leistungen erhalten".

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