Wohnen:Relativ günstig

Hohenzollernkarree in München, 2019

Mietshäuser in München: Hier sind die Neumieten schneller als die Löhne gestiegen. Das ist nicht überall so.

(Foto: Robert Haas)

In München und Berlin nicht, in Jena oder Rostock schon: In vielen Regionen steigen die Löhne stärker als die Mieten.

Von Thomas Öchsner

Für Menschen, die in München oder Berlin nach bezahlbarem Wohnraum suchen, ist es eine fast unglaubliche Geschichte: Das Wohnen zur Miete ist in vielen Teilen des Landes erschwinglicher geworden - wenn man die Entwicklung der Löhne berücksichtigt. Dies geht aus einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Danach ist in 269 der 401 Kreise, also in zwei Drittel der Kreise, das Wohnen zur Miete unterm Strich günstiger geworden. Davon profitieren vor allem Mieter in Ostdeutschland.

Das IW geht in seiner Untersuchung vom Bruttolohn aus, der genau in der Mitte liegt - die eine Hälfte der Bürger verdient mehr, die andere weniger. Dieser Medianbruttolohn stieg in Deutschland von 2014 bis 2018 um 9,4 Prozent auf 3312 Euro im Monat. Die Neuvertragsmieten in Wohnungen und Häusern erhöhten sich in diesem Zeitraum um durchschnittlich 8,5 Prozent. Aussagekräftig werden die Zahlen aber erst, wenn man sich die Entwicklung in den Kreisen anschaut. Hier kommt das IW zu teilweise verblüffenden Ergebnissen.

So haben gerade in den neuen Bundesländern die Bruttolöhne stark zugelegt, weil dort Unternehmen "zunehmend unter einem Fachkräftemangel leiden und bereit sind, die Arbeitnehmer mit deutlicheren Lohnzuwächsen zu halten oder anzuziehen", stellen die IW-Forscher fest. Zugleich gibt es dort noch Wohnungsleerstand, die Mieten haben sich folglich nicht so heftig verteuert. So sind etwa in Jena, Rostock oder Gera die Mieten weniger stark gestiegen wie die Löhne.

Umgekehrt ist die Lage in Baden-Württemberg und im Süden von Bayern: Die Mieten sind dort deutlich schneller gestiegen als die Löhne. Das gilt zum Beispiel für Rosenheim, die Landkreise München, Fürstenfeldbruck oder Ebersberg. Besonders ungünstig ist laut IW die Lage in Kempten: Die Löhne kletterten um zehn, die Mieten aber um satte 33 Prozent.

Schlechter ist die Situation für Neumieter auch in München und Berlin geworden. Es gibt unter den Großstädten jedoch positive Ausnahmen: In Hamburg erhöhten sich die Mieten um etwa drei Prozent, während die Löhne um fast neun Prozent zulegten. Der Grund: Anders als Berlin und München konnte die Hansestadt die immense Nachfrage durch zahlreiche Neubauten decken. In der IW-Studie heißt es: "Rechnerisch stand jedem Zuwanderer in Hamburg im Jahr 2018 sogar eine Neubauwohnung zur Verfügung."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: