Wohnen:Mietmarkt entspannt sich - ein bisschen

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  • Laut dem Wohnpreisspiegel des Immobilienverbands Deutschland (IVD) sind die Nettokaltmieten im Vergleich zum Vorjahr im Schnitt um 2,9 Prozent gestiegen.
  • Die regionalen Unterschiede sind allerdings enorm.

Von Benedikt Müller

Viele Deutsche müssen einen erheblichen Teil des Einkommens für das Wohnen aufwenden. Und die Kosten haben sich zuletzt vielerorts nochmals deutlich erhöht.

Laut dem Wohnpreisspiegel des Immobilienverbands Deutschland (IVD) sind die Nettokaltmieten im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Prozent gestiegen.

Der Maklerverband sieht darin eine moderate Entwicklung, schließlich seien die Steigerungsraten in den vergangenen Jahren noch höher ausgefallen. "Wir erleben zwar weiter deutliche Preisanstiege, die Intensität geht aber zurück", sagt IVD-Präsident Michael Schick.

Laut der Studie hat ein durchschnittlicher Haushalt im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres 7,80 Euro Monatsmiete pro Quadratmeter bezahlt, zuzüglich Heiz- und Nebenkosten.

Der Deutsche Mieterbund sieht dagegen noch keine Anzeichen einer Entspannung. "2,9 Prozent sind immer noch das Drei- bis Vierfache der Inflationsrate", warnt Geschäftsführer Ulrich Ropertz. Darüber hinaus sei die Aussagekraft bundesweiter Zahlen begrenzt, weil die Kaufkraft und die Preisentwicklung von Stadt zu Stadt sehr unterschiedlich seien.

Kräftige Preissteigerungen in großen Städten

Tatsächlich ziehen die Mieten in den großen Städten deutlich stärker an als auf dem Land. Laut den IVD-Daten ist die Durchschnittsmiete in Köln im Vergleich zum Vorjahr um fast acht Prozent gestiegen, in Berlin und Düsseldorf um mehr als fünf Prozent. Besonders teuer wohnt man in München und Stuttgart mit deutlich über zehn Euro Kaltmiete pro Quadratmeter.

Mithilfe der Mietpreisbremse will die Bundesregierung die Preissteigerungen eindämmen. Seit Juni dürfen die Bundesländer bestimmte Regionen zu angespannten Wohnungsmärkten erklären. Das ist beispielsweise für Berlin, Hamburg, München und Großstädte in Nordrhein-Westfalen schon geschehen. Bei neuen Verträgen darf die Miete in diesen Städten höchstens zehn Prozent über dem ortsüblichen Preis liegen.

Steigerungsraten, wie sie der Wohnpreisspiegel nun für die begehrten Städte angibt, wären nicht mit der Mietpreisbremse vereinbar, sagt Ropertz: "Wenn sich diese Zahlen für das dritte Quartal und danach bestätigen, müsste der Gesetzgeber nachbessern." Ob die Mietpreisbremse auf dem Wohnungsmarkt wirkt oder nicht, lässt sich auch aus den aktuellen IVD-Daten noch nicht schließen. Sie wurden auf der Grundlage der Vertragsabschlüsse von 6000 Maklern erhoben, die im IVD organisiert sind, und beziehen sich überwiegend auf einen Zeitraum, in dem die Mietpreisbremse noch nicht galt. Insgesamt hat der Verband 370 deutsche Städte und Gemeinden untersucht.

Vor der Einführung der Mietpreisbremse hatte etwa der Verband Haus und Grund gewarnt, einige Vermieter könnten kurz vor Inkrafttreten des Gesetzes die Mieten nochmal kräftig erhöhen, bevor dies danach nicht mehr erlaubt wäre. Diese Drohung haben die Eigentümer nicht in die Tat umgesetzt: Gemäß der IVD-Studie gab es im zweiten Quartal dieses Jahres keine überdurchschnittlichen Mieterhöhungen. Das bestätigt auch der Mieterbund.

Immobilienpreise steigen in Kleinstädten stärker

Noch stärker als die Mieten haben laut den aktuellen Zahlen die Preise für Eigentumswohnungen angezogen, nämlich um durchschnittlich 4,5 bis 5,8 Prozent. Dabei zeichnet sich eine vorsichtige Hinwendung zu den Peripherien ab: Zwar steigen die Immobilienpreise in den Großstädten besonders stark, allerdings fällt der durchschnittliche Preisanstieg dort niedriger aus als im Vorjahr. Stattdessen ziehen die Preise für Wohneigentum in Städten bis 100.000 Einwohner immer stärker an. "Der Boom der großen Städte ist jetzt offenbar auch in den Kleinstädten angekommen", heißt es beim IVD.

Aufgrund der niedrigen Zinsen investieren zurzeit viele Anleger in Immobilien, weil sie sich günstig verschulden können und andere sichere Anlagen wenig Rendite versprechen. Die Preissteigerungen führt der IVD auch darauf zurück, dass immer mehr Leute in die Großstädte ziehen, wo die Nachfrage an Wohnungen das Angebot übersteigt.

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