Süddeutsche Zeitung

Wochenausblick:Was kommt

Der Anti-Ghosn: Jean-Dominique Senard soll im Auftrag der Politik den Konzern Renault-Nissan-Mitsubishi stabilisieren, dessen langjähriger und machtvoller Chef Carlos Ghosn auf seinen Prozess wartet.

Von Marc Beise

Beim SZ-Wirtschaftsgipfel am vergangenen Mittwoch in Berlin konnte man die Luft im Saal knistern hören, als beim Thema "Ist das Klima noch zu retten" Franziska Wessel, 15-jährige Schülerin und Fridays-for-future"-Aktivistin, sich an den Autoboss Jean-Dominique Senard neben sich wandte und mit fester Stimme der "Lüge" bezichtigte. Vergeblich hatte der französische Top-Manager zuvor beteuert, wie viele Anstrengungen sein Konzern unternehme, klimafreundliche Autos zu bauen. Der Angriff ließ ihn nicht kalt, er war offensichtlich ebenso berührt von der Auseinandersetzung wie die Schülerin aus Berlin.

Zuvor hatte sich Senard bereits mit den SZ-Redakteuren Max Hägler und Leo Klimm zum Interview getroffen. Senard, Diplomatensohn und im Beraterkreis um Präsident Emmanuel Macron, soll im Auftrag der Politik den französisch-japanischen Konzern Renault-Nissan-Mitsubishi stabilisieren, dessen langjähriger und machtvoller Chef Carlos Ghosn vor einem Jahr wegen einer Affäre um illegale Bereicherung spektakulär am Tokioter Flughafen festgenommen worden war und seitdem auf seinen Prozess wartet. Im Montagsinterview spricht Senard über seine Rolle als Anti-Ghosn, seine im Branchenvergleich geradezu bescheiden wirkende Vergütung von 450 000 Euro, und darüber, wie die Fixierung auf maximalen Profit den gesunden Menschenverstand aus der Wirtschaft vertrieben hat.

Themenwechsel im Mittwochsporträt: Agnes Streber kennt sich aus mit Essen. Sie wuchs auf als Jüngste von fünf Kindern auf dem Bauernhof und lernte früh kochen und backen - mit dem, was eben gerade wuchs da draußen. Später wurde sie Spitzenköchin. Dann Ernährungswissenschaftlerin und Familientherapeutin. Heute berät sie vor allem dicke Kinder, eine wachsende Zielgruppe. "Die Esskultur hat sich verändert, Kinder essen mehr außer Haus", sagt sie . "Wir arbeiten daran, den Umgang mit Essen und Kochen wieder normal zu machen."

Bis vor wenigen Jahren war "Hacker" keine allzu legitime Berufsbezeichnung. Mit dem Auftauchen von Plattformen wie Hackerone, die zwischen freiberuflichen Hackern und Unternehmen vermitteln, die ihre Systeme testen lassen wollen, hat sich das geändert. Der 34-jährige Julien Ahrens ist einer der finanziell erfolgreichsten deutschen Hacker. Er hat schon Lücken in den Systemen der US-Air-Force, von Uber und Paypal entdeckt. Das sind beste Voraussetzungen für ein Reden wir über Geld-Interview. Geführt hat es Max Muth.

Es ist allgemein bekannt: In den Städten explodieren die Mieten, der Platz für Kreativität und Experimente schwindet. Kann ein Umzug aufs Land die Lösung sein? Dieser Frage geht Hannah Beitzer im Report am Samstag am Beispiel Brandenburgs nach.

Was noch? Von Dienstag bis Freitag findet in San Francisco die Dreamforce statt, das größte Technologie-Event der Welt, ausgerichtet vom US-Konzern Salesforce. Das aggressiv wachsende Cloud-Unternehmen setzt auf eine Mischung aus Spaß und Business. Gründer Marc Benioff ist dafür bekannt, gute Kontakte zu Größen der US-Rockmusik zu haben, die dann bei seiner Hausmesse aufspielen. In diesem Jahr wird das sein: Fleetwood Mac.

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Quelle:
SZ vom 16.11.2019
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