Die französische Wirtschaft ist in dem von politischen Turbulenzen überschatteten zweiten Quartal etwas kräftiger gewachsen als erwartet. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte von April bis Juni um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal zu, wie das Statistikamt Insee am Dienstag in Paris mitteilte. Dazu trugen vor allem der Außenhandel und höhere Investitionen bei, während die privaten Konsumausgaben stagnierten. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 0,2 Prozent gerechnet, die französische Notenbank sogar mit 0,1 Prozent. Die nach Deutschland zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone war in den ersten drei Monaten ebenfalls um revidiert 0,3 Prozent gewachsen, nachdem bislang von einem Plus von 0,2 Prozent ausgegangen worden war.
Wirtschaft und Verbraucher waren von der Entscheidung von Präsident Emmanuel Macron überrascht worden, der nach dem schlechten Abschneiden seiner Partei bei den Europawahlen Anfang Juni überraschend das Parlament aufgelöst und Neuwahlen ausgerufen hatte. Der zeitweise erwartete Durchmarsch des euroskeptischen und rechtspopulistischen Rassemblement National (RN) blieb zwar aus. Die Neuwahl brachte aber keine klaren Mehrheitsverhältnisse. Deshalb ist die bisherige Regierung noch geschäftsführend im Amt. Faktisch bedeutet das einen parlamentarischen Stillstand. Wegen der Olympischen Spiele in Paris soll die neue Regierung nicht vor Mitte August gebildet werden, wie Macron ankündigte. Die Statistikbehörde Insee erwartet, dass die Wirtschaft durch die noch bis zum 11. August dauernden Spiele in Paris angekurbelt wird. So könnte im laufenden dritten Quartal ein Plus beim Bruttoinlandsprodukt von 0,5 Prozent herausspringen. Ticket-Verkäufe und Fernsehrechte dürften dabei 0,3 Prozentpunkte zum Wachstum beisteuern, hieß es dazu.