Wirtschaftspolitik:"Verbot des Verbrenners durch die Hintertür"

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Deutschlands Autolobbyistin Hildegard Müller warnt vor neuen Regeln für die Industrie - und wünscht mehr Miteinander.

Von Max Hägler, München

Bei der Automobilindustrie kommt gerade alles zusammen: Der technologische Wandel, hin zu mehr Computern, zu mehr Elektroautos - die mitunter auch als Lösung im Kampf um dem Klimawandel ausgerufen werden. Daraus entsteht zugleich ein Kampf um Jobs und Wohlstand. Und obendrein ist da die Corona-Pandemie. Keine einfache Lage insgesamt für eine der wichtigsten Branchen des Landes, das stellte die Cheflobbyistin des Autobranche, Hildegard Müller, in dieser Woche dar im Rahmen der "Munich Economic Debates", einer Veranstaltungsreihe der Süddeutschen Zeitung und des Ifo-Instituts in München.

Ihre Herangehensweise dabei: Fakten auf den Tisch, und dann müssen alle miteinander sprechen, weil die Lösung von der Wirtschaft allein nicht zu leisten sei. Ihr dabei wichtig: Die Kritiker sollten nichts übertreiben und nicht alles schlecht reden! Bei den geplanten Abgasregeln der EU etwa, Euro 7 genannt, etwa seien die Folgen für Wirtschaft nicht genügend mitbedacht, klagte Müller. Da müsste ein Auto auch unter Extrembedingungen - mit Anhänger am Berg - extrem emissionsarm fahren. Das sei "nicht zu schaffen" und faktisch sei das ein "Verbot des Verbrenners durch die Hintertür".

Aber auch bei der Elektromobilität entstehe manches "am Berliner oder Brüsseler Reißbrett". Zum einen sei der dauernd zitierte US-Autobauer Tesla letztlich gar nicht mehr überall vorne, wenn man sich die Zahlen ansehe: "In Kalifornien verkaufen die deutschen Hersteller mehr E-Fahrzeuge als Tesla." In Deutschland könne man bis zum Jahr 2023 eine halbe Million E-Autos zusätzlich auf der Straße sehen. Aber dazu müssten die Rahmenbedingungen stimmen, und da ist Müller beim Miteinander: Bauindustrie, Energieversorger und Politik müssten am Aufbau eines Ladenetzes mitwirken, sonst sei kein Wandel möglich. Und sie hat ein Beispiel parat, wo es schief läuft, den neuen Berliner Flughafen. Dort gebe es 18 000 Parkplätze, doch nur 20 Ladepunkte für Batteriewagen. "Ich zieh uns hier nicht aus der Verantwortung", sagte Müller, aber die Autoindustrie sei hier in Vorleistung, habe ihrerseits bereits 15 000 Ladepunkte und ein Schnellladenetz an den Autobahnen geschaffen.

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