Der Wirtschaftsnobelpreis geht in diesem Jahr an die drei in den USA tätigen Forscher Daron Acemoğlu, Simon Johnson und James A. Robinson. Das gab die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm bekannt. Sie werden für ihre Arbeit zur „Entstehung von Institutionen und ihren Auswirkungen auf den Wohlstand“ von Staaten geehrt. Der mit knapp einer Million dotierte Preis zählt als die wichtigste Auszeichnung der Wirtschaftswissenschaften.
Acemoğlu, Johnson und Robinson hätten dabei geholfen, Unterschiede zwischen Ländern beim Wohlstand zu verstehen, begründete die Akademie ihre Entscheidung. Sie hätten Gesellschaften betrachtet, die früher von Europäern kolonialisiert wurden und deren Institutionen sich dadurch auf unterschiedliche Weise veränderten. Die drei Forscher hätten erkannt, dass Gesellschaften mit einem schwachen Rechtsstaat und Institutionen, die die Bevölkerung ausbeuten, weder Wachstum noch Veränderungen zum Besseren generieren.
Nobelpreis:„Institutionen sind der wichtigste Grund dafür, ob Nationen überleben oder scheitern“
Der amerikanische Ökonom Daron Acemoglu erhält den Wirtschaftsnobelpreis. In einem Interview mit der SZ hat er vor knapp einem Jahr erklärt, was der Krieg in Gaza für die Weltwirtschaft bedeutet, wieso KI uns nicht alle reich macht – und was er von der Wahl in den USA erwartet.
Acemoğlu war zuvor von mehreren Ökonomen als ein Favorit auf den diesjährigen Preis genannt worden. Er forscht ebenso wie Johnson am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge. Robinson arbeitet an der University of Chicago. Acemoğlu zeigte sich überrascht und begeistert über die Auszeichnung. „Das ist einfach ein echter Schock und eine großartige Nachricht. Danke!“, sagte der 57-Jährige, als er zu der Preisbekanntgabe geschaltet wurde. „So etwas erwartet man nie“, sagte er. „Es ist eine große Überraschung und Ehre.“
Im vergangenen Jahr war die US-Ökonomin Claudia Goldin für ihre Forschung zur Rolle von Frauen auf dem Arbeitsmarkt ausgezeichnet worden. Das war aus gleich zwei Gründen besonders: Zum einen war die Professorin der Elite-Universität Harvard erst die dritte Frau, die den Wirtschaftsnobelpreis erhielt. Zum anderen wurde ihr der Preis allein zugesprochen – in den fünf Jahren davor hatten ihn jeweils zwei oder drei Preisträger geteilt.
Der Wirtschaftsnobelpreis geht besonders häufig in die USA. 2022 waren der frühere US-Notenbankchef Ben Bernanke und die US-amerikanischen Ökonomen Douglas Diamond und Philip Dybvig für ihre Erforschung von Banken und Finanzkrisen mit dem Nobelpreis geehrt worden. Und auch schon in früheren Jahren ging die Auszeichnung vielfach an Preisträger, die aus den USA stammen oder zumindest an US-Universitäten tätig sind.
Einen deutschen Gewinner gab es bisher erst ein einziges Mal: Vor genau 30 Jahren erhielt der Bonner Mathematiker und Volkswirt Reinhard Selten (1930–2016) den Preis. Zusammen mit dem US-Amerikaner John Nash und dem ungarisch-amerikanischen Forscher John Harsanyi wurde er 1994 für wegweisende Beiträge zur nicht kooperativen Spieltheorie geehrt.
Kein von Alfred Nobel gesponserter Nobelpreis
In der vergangenen Woche waren bereits die Nobelpreise für Medizin, Physik, Chemie, Literatur und Frieden verliehen worden. Während diese Auszeichnungen auf das Testament des Dynamit-Erfinders Alfred Nobel (1833–1896) zurückgehen, wird der Wirtschaftsnobelpreis seit Ende der 1960er-Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet. Er zählt damit nur bedingt zu den anderen Nobelpreisen, sein offizieller Name heißt aus dem Schwedischen übersetzt etwa: „Preis der Schwedischen Nationalbank in Wirtschaftswissenschaft in Erinnerung an Alfred Nobel“.
Feierlich überreicht wird er aber wie die anderen Nobelpreise an Nobels Todestag am 10. Dezember. Er ist auch mit demselben Preisgeld verbunden: In diesem Jahr sind das elf Millionen schwedische Kronen (knapp 970 000 Euro).