Wirtschaftskrise:Mini-Inflation könnte noch Jahre anhalten

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US-Finanzminister Jack Lew sorgt sich um die europäische Wirtschaft. (Foto: AFP)
  • Jack Lew, der amerikanische Finanzminister, warnt vor einer Dekade, in der Europa kaum Wirtschaftswachstum sehen könnte.
  • Vor allem von Deutschland verlangt Lew, dem entgegenzusteuern.
  • Experten rechen damit, dass die Inflation in der Euro-Zone bis 2019 niedrig bleibt.

Erst 2019 sollen die Preise wieder um knapp zwei Prozent steigen

Die Phase niedriger Inflation und schwachen Wachstums in der Euro-Zone wird Experten zufolge noch eine ganze Weile anhalten. Erst 2019 soll sich die Inflation mit 1,8 Prozent wieder der Zielmarke von knapp zwei Prozent nähern. Das ist das Ergebnis einer von der EZB veröffentlichten Umfrage unter professionellen Beobachtern ihrer Geldpolitik.

Ihre Prognose hat sich sogar noch verschlechtert. Die Ökonomen erwarten, dass die Preise 2014 mit einem Wert von 0,5 Prozent steigen, bisher rechneten sie mit 0,7 Prozent. 2015 gehen sie von 1,0 Prozent aus, vorher prognostizierten sie 1,2 Prozent.

EZB-Chef Mario Draghi rechnet ebenfalls mit einer längeren Phase niedriger Inflation. Als Abwehrmittel gegen einen konjunkturschädlichen Preisverfall hat die Zentralbank eine Reihe von Maßnahmen beschlossen. So wurde der Leitzins auf das Rekordtief von 0,05 Prozent gesenkt.

USA wollen mehr Engagement von Deutschland

Der amerikanische Finanzminister Jack Lew fordert Europa dazu auf, seine Haushaltspolitik zu ändern. Ein entschlossenes Handeln sei nötig, um das Risiko einer tieferen Rezession zu verringern. "Die Welt kann sich ein verlorenes Jahrzehnt in Europa nicht leisten", sagte Lew vor Beginn des G-20-Gipfels in Brisbane am Wochenende.

Die aktuelle Politik reiche nicht aus, um wieder für ein gesundes Wachstum zu sorgen, kritisierte Lew. Die Europäische Zentralbank (EZB) habe zwar große Schritte unternommen, das alleine sei aber nicht genug. Lews Kritik richtet sich vor allem an wirtschaftliche stabile Länder mit finanziellen Spielräumen wie Deutschland.

Der US-Finanzminister forderte zudem Frankreich und Italien dazu auf, ihre Reformanstrengungen zu erhöhen. Dazu müssten sie aber auch mehr Zeit für den Abbau ihrer Haushaltsdefizite erhalten.

USA als Wachstumstreiber nicht genug

"Die Welt zählt darauf, dass die US-Wirtschaft die globale Erholung vorantreibt", sagte Lew. Jedoch könne die globale Wirtschaft nicht darauf vertrauen, dass die USA schnell genug wachsen, um das schwache Wachstum der Weltwirtschaft auszugleichen.

Wenn die US-Wirtschaft stark ist, Europa und die Schwellenländer aber gleichzeitig schwach, führt das zu einem Wertgewinn des US-Dollars. Das könnte die amerikanische Exportwirtschaft schwächen.

Deutschland schrammt wohl an Rezession vorbei

Die weltgrößte Volkswirtschaft erlebte 2014 das stärkste Halbjahr seit mehr als zehn Jahren. Das Bruttoinlandsprodukt legte zwischen Juli und September um 3,5 Prozent zu. Im Vorquartal gab es ein Plus von 4,6 Prozent.

An diesem Freitag veröffentlicht das Statistische Bundesamt Daten zum Bruttoinlandsprodukt in Deutschland im dritten Quartal. Im zweiten Quartal war die Wirtschaft um 0,2 Prozent geschrumpft - ein weiteres Minus würde bedeuten, dass Europas größte Volkswirtschaft in eine Rezession rutscht.

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