Wirtschaftskrise in der Euro-Zone:Inflation fällt auf nur noch 0,3 Prozent

Rome As Italy Returns To Recession In Second-Quarter

Italien ist gerade wieder in die Rezession gerutscht: Niedrige Inflation ist Hinweis auf Wirtschaftskrise im Euro-Raum.

(Foto: Bloomberg)

Es klingt wie eine gute Nachricht für die Verbraucher: In Europa steigen die Preise kaum noch, Energie und Dienstleistungen werden sogar billiger. Doch dahinter könnte eine schlechte Nachricht stecken.

  • Die Inflationsrate in der Euro-Zone ist erneut gesunken. Im August sackte sie auf 0,3 Prozent ab.
  • Verteuern sich Waren und Dienstleistungen kaum, kann das ein Hinweis darauf sein, dass die Wirtschaft erlahmt.

Energie und Dienstleistungen werden billiger

Im August ist die Inflationsrate im Euroraum voraussichtlich auf 0,3 Prozent gesunken, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat meldet (PDF). Die Preise für Dienstleistungen sanken leicht um 0,1 Prozent im Vergleich zum Juli, Industriegüter wurden mit 0,3 Prozent etwas teurer. Nahrungsmittel, Alkohol und Tabak blieben gleich teuer, Energie kostete ein Prozent weniger als noch im Juli.

Warum steigen die Preise kaum noch?

Niedriger war die Inflation zuletzt nur während der Finanzkrise im Herbst 2009. Die Preise steigen während großer Krisen in der Regel langsam oder sinken gar, weil viele Menschen arbeitslos werden und sich kaum noch etwas leisten können. Die Händler halten die Preise möglichst niedrig, um überhaupt noch etwas zu verkaufen. Mitarbeiter können in Krisenzeiten kaum höhere Löhne durchsetzen, somit haben sie auch nicht mehr Geld zu Verfügung, um Produkte zu kaufen, deren Preise steigen. Die fallende Inflation könnte nun ein Hinweis darauf sein, dass die Wirtschaft in der Euro-Zone nach der Banken- und der Schuldenkrise nun bereits zum dritten Mal binnen weniger Jahre erlahmt (dazu hier mehr...). Die Arbeitslosigkeit bleibt in vielen Ländern hoch, die Rate verharrte im Juli im Euro-Raum bei 11,5 Prozent (PDF).

EZB-Chef Draghi erwägt drastische Maßnahmen

Die Europäische Zentralbank möchte, dass die Inflationsrate im Schnitt knapp unter zwei Prozent liegt. Davon ist die Euro-Zone aber nun weit entfernt. EZB-Präsident Mario Draghi hat deswegen gerade in einer Rede auf der Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole betont, dass die EZB zu ungewöhnlichen Maßnahmen greifen könnte. Die Notenbank hat die Macht, mehr Geld in die Wirtschaft zu bringen. Das könnte die Preise anziehen lassen. Klassische Geldpolitik setzt vor allem auf den Leitzins. Den hat die EZB jedoch bereits auf 0,15 Prozent gesenkt und somit praktisch keinen Spielraum mehr. Möglich wäre, dass die EZB den Finanzmärkten weiteres Geld zukommen lässt, das dann seinen Weg in die Wirtschaft finden soll.

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