SZ-Wirtschaftsgipfel Salon:Die Grüne und der Manager

SZ Wirtschaftsgipfel München

Im Salon der Süddeutschen Zeitung: Annalena Baerbock und Carsten Spohr

(Foto: Robert Haas)

Klimaschutz und Wirtschaft - wie passt das zusammen? Annalena Baerbock und Carsten Spohr wollen den Weg gemeinsam finden.

Von Berit Dießelkämper

Der Plasmabildschirm, der Annalena Baerbock nach München in die Redaktion der Süddeutschen Zeitung bringt, sorgt auch für den coronabedingten Mindestabstand zwischen dem SZ-Moderator und Carsten Spohr, dem Vorstandschef der Lufthansa. Der hätte sich natürlich gewünscht, dass die Bundesvorsitzende der Grünen mit dem Flugzeug angereist wäre. Spohr nennt die Daten des Tages für sein Unternehmen: Nur neun Prozent Passagiere im Vergleich zum Normalbetrieb, 500 der europaweit insgesamt 800 Maschinen warten am Boden auf bessere Zeiten. Allein während der Dauer des SZ-Wirtschaftsgipfel Salon wird die Lufthansa eine Million Euro Liquidität verlieren.

Das ist die von Spohr als dramatisch beschriebene Ausgangslage: Die Luftfahrt ist eine der am härtesten von der Corona-Pandemie getroffenen Branchen. Für Martin Eisenhut, Deutschland-Chef der Beratungsgesellschaft Kearney, ist die Krise immerhin eine Möglichkeit, über das neue Mobilitätsverhalten der Menschen nachzudenken. Die Umwelt bleibe ein "Mussthema", das immer wichtiger werde. Die Frage des Abends also: Wie kann die ökologische Transformation gelingen im Spannungsfeld zwischen Klima und Wirtschaft und Politik?

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Kearney-Berater Martin Eisenhut: Die Umwelt ist gerade in der Corona-Krise ein "Mussthema".

(Foto: Robert Haas)

Es soll um das Zusammendenken gehen und dafür muss zunächst einmal geklärt werden, was jeder Einzelne denkt. Spohr geht in Vorlage und fordert den ökologischen Umbau der Gesellschaft: "Die Forderung der Lufthansa könnte man fast eins zu eins in das Wahlprogramm der Grünen übernehmen, so nah sind wir uns." Annalena Baerbock erwidert, das werde man noch sehen. Sie sagt aber auch: "In der Wirtschaft hat sich so viel verändert, weil dort endlich angekommen ist, dass die Zukunft klimaneutral sein wird."

So weit, so einig. Baerbock sagt dann, die Industrie müsse die Corona-Hilfen auch für einen nachhaltigen Umbau nutzen: Flugzeuge modernisieren, Kraftstoffwechsel, Kurzstrecken reduzieren. Das könnte jetzt ja angegangen werden. Spohr fordert zurück: Abwrackprämie für Flugzeuge, Verfügbarkeit von synthetischen Treibstoffen, Bahnanschlüsse an die Flughäfen, um Zubringerflüge zu vermeiden, da sei der Staat gefordert.

Am Ende der Debatte würde nicht nur Baerbock, sondern auch Spohr (zumindest thematisch) gerne vom Luftverkehr wegkommen. "Die Antwort auf die Klimakrise wird nur über Technologie erfolgen", sagt der Manager und spricht über die Erfolge der deutschen Impfstoff-Entwicklung. Sein Wunsch: Politik, Wirtschaft und Wissenschaft sollten ihre Kräfte bündeln. Baerbock stimmt zu, fordert aber auch klare Entscheidungen der Politik.

So müssten verschiedene Energieträger für bestimmte Branchen priorisiert werden: Wasserstoff und synthetische Treibstoffe für die Luftfahrt, Elektro für die Autos. Das allerdings könnte der geplanten Elektro-Fliegerei und den vielen Elektro-Lufttaxi-Unternehmen, die gerade im Entstehen sind, noch gehörige Probleme bereiten.

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