Wirtschafts-Köpfe 2012:Peter Terium - Erbe des Dinosauriers

Seit Fukushima ist alles anders für den deutschen Stromriesen RWE. Mit der Energiewende kommt jetzt auch die personelle: An der Spitze löst der Niederländer Peter Terium Jürgen Grossmann ab. Den Neuen erwarten ein riesiger Schuldenberg, Konkurrenz durch aggressive Stadtwerke - und eine ganz neue Bescheidenheit.

Markus Balser

Deutschlands zweitgrößter Energiekonzern hatte über Jahrzehnte den Ruf krisenfest zu sein. Dann kam im Frühjahr 2011 die Atomkatastrophe von Fukushima und hob die Welt des Essener Stromriesen aus den Angeln. Seit dem Beben im fernen Japan stehen zwei der fünf RWE-Atommeiler still. Die Zukunft gehört nach der deutschen Energiewende Windrädern und Gaskraftwerken. Beides bislang keine Stärke des Unternehmens, das unter Noch-Chef Jürgen Großmann auf Atom und Kohle setzte.

Peter Terium RWE

Der Niederländer Peter Terium löst im Juli Jürgen Großmann auf dem Chefposten von RWE ab.

(Foto: dpa)

Die Energiewende erfordere auch eine personelle, glaubte der Aufsichtsrat des Unternehmens mit mehr als 50 Milliarden Euro Umsatz und etwa 72 000 Arbeitsplätzen und ernannte im Sommer den Niederländer Peter Terium zum künftigen RWE-Chef. Bis zum Juni soll Atom-Dinosaurier Großmann offiziell noch an Bord bleiben. Doch hinter den Kulissen übernimmt der Nachfolger längst immer mehr Führungsaufgaben.

Für den 48-Jährigen wird es ein schwerer Start. Er muss dem Konzern ein neues Geschäftsmodell verpassen. Die Vorzeichen dafür könnten kaum schwieriger sein. RWE drückt ein riesiger Schuldenberg. Die aggressiven Stadtwerke wollen dem Konzern das Geschäft streitig machen. Und mit Gazprom sprang kurz vor Weihnachten auch noch ein wichtiger Investor ab. Das geplante Gemeinschaftsunternehmen zum Bau und Betrieb von Gaskraftwerken platzte und damit auch die Hoffnung, den Streit mit Russlands Rohstoffmonopolisten um viel zu hohe Preise für langfristige Lieferverträge endgültig beizulegen.

Terium entwirft nun hinter den Kulissen längst einen neuen Konzern - kleiner und weniger mächtig als bisher. Von 8000 Stellen will sich das Unternehmen über Verkäufe und einen Stellenabbau trennen. Der Aufsichtsrat hofft, dass Terium den Umbau dabei so geräuschlos vorantreibt, wie er die Übernahme des niederländischen Versorgers Essent durch RWE einfädelte. Vor allem eins soll der Neue schaffen: Den Konzern wieder näher an die Politik heranführen. Denn der Einfluss der Energiemanager war zuletzt heruntergefahren wie ein Reaktor nach der Notabschaltung. Der künftige Chef sagt es so: "Die Herausforderungen sind so groß, dass wir sie zusammen stemmen müssen - die Politik und die Unternehmen."

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