Die Reallöhne der Beschäftigten in Deutschland sind im ersten Quartal 2024 um 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal, also den ersten drei Monaten des vergangenen Jahres, gestiegen. Das hat das Statistische Bundesamt (Destatis) am Mittwoch in Wiesbaden bekannt gegeben. Es war der vierte Anstieg in Serie und das stärkste Plus, das bisher vom Statistischen Bundesamt gemessen wurde. Das Bundesamt führt die Messreihe seit 2008.
Für die Beschäftigten in Deutschland ist das eine gute Nachricht: Ihnen bleibt wieder mehr vom Verdienst. Zwischen Ende 2021 und Anfang 2023 erlitten die Beschäftigten nämlich durchgehend Reallohnverluste. Zurückzuführen waren diese auf die hohe Inflation. Besonders die hohen Preise für Energie und Lebensmittel trieben die Preissteigerung.
Inflationsausgleichsprämien und neue Tarifverträge treiben die Lohnsteigerungen
Bei der Berechnung der Reallohnsteigerungen wird die Entwicklung der Bruttogehälter der Beschäftigten mit der Inflation gegengerechnet. Ein Reallohnplus bedeutet also einen tatsächlichen Gewinn an Kaufkraft - im Gegensatz zum Nominallohnplus, hier werden ausschließlich Verdienststeigerungen betrachtet.
Das Reallohnwachstum im ersten Quartal dieses Jahres ergibt sich dadurch, dass die 6,4 Prozent Plus bei den Nominallöhnen deutlich über der Inflationsrate in dieser Zeit liegen. Treiber der Verdienstzuwächse sind dabei nicht nur in Tarifverträgen beschlossene monatliche Lohnsteigerungen, sondern auch Inflationsausgleichsprämien und andere Einmalzahlungen.
Doch Ökonomen warnen vor zu viel Euphorie, etwa Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Dullien sagte der dpa, die jetzigen Reallöhne hätten die Verluste seit dem Beginn der Covid-Pandemie bei Weitem nicht ausgeglichen. Daher habe sich auch der Privatkonsum noch nicht erholt. "Viele Deutsche scheinen nach dem großen Inflationsschock der vergangenen beiden Jahre erst einmal ihren Notgroschen wieder aufstocken zu wollen, bevor sie wieder mehr Geld ausgeben", sagt Dullien.