Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft kompakt:Drei-Millionen-Marke in Sicht

Die Arbeitslosenzahl ist stärker gesunken als erwartet. Sky nimmt vielleicht Abschied von der Formel 1. Arabischer Staatsfonds klagt gegen MAN und VW stellt die neue Passat-Generation vor. Das Wichtigste in Kürze.

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im September stärker als erwartet gesunken. Wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg mitteilte, waren 3,031 Millionen Menschen offiziell als arbeitslos gemeldet. Das waren 157.000 weniger als im Vormonat und 315.000 weniger als vor einem Jahr. Unter Herausrechnung der jahreszeitlichen Schwankungen ging die Arbeitslosenzahl saisonbereinigt um 40.000 zurück. Volkswirte hatten eine Abnahme um nur 20.000 erwartet. Die Arbeitslosenquote ging um 0,4 Prozentpunkte auf 7,2 Prozent zurück.

"Die gute konjunkturelle Entwicklung wird sich weiter positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken", sagte Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit. "Die Arbeitslosigkeit sinkt, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und Erwerbstätigkeit steigen, die Nachfrage nach Arbeitskräften durch die Unternehmen ist hoch." Finanzexperten begrüßten die Entwicklung und erhofften sich positive Impulse für den privaten Konsum. Jörg Zeuner von der VP Bank gab zu Bedenken, dass die Arbeitslosenrate zwar leicht abgenommen habe, die Verbesserungen am Arbeitsmarkt künftig jedoch nur mehr langsam vorankommen würden. "Die dynamische Wirtschaftserholung in der ersten Jahreshälfte sorgte bereits für eine deutliche Zunahme der Beschäftigung", sagte Zeuner. Die zu erwartende Wachstumsverlangsamung, auch in dem bisher für den Aufschwung so wichtigen Exportsektor, werde den Arbeitsmarkt nochmals vor eine Bewährungsprobe stellen. Industrie und Einzelhandel erwarte aktuell aber noch immer eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt.

Einer Übernahme der insolventen Warenhauskette Karstadt durch den deutsch-amerikanischen Investor Nicolas Berggruen steht offenbar nichts mehr im Wege. Das Amtsgericht Essen teilte am Donnerstagabend mit, dass auch die letzte Beschwerde gegen die Bestätigung des Insolvenzplans inzwischen zurückgenommen worden sei.

Noch im Laufe des Donnerstags sei daher mit der Aufhebung des Insolvenzverfahrens zu rechnen. Gläubiger aus dem Umfeld der in Deutschland inzwischen selbst insolventen britischen Investmentfirma Dawnay Day hatten die Karstadt-Übernahme durch Berggruen mit ihrer Beschwerde zuletzt doch noch verhindern wollen.

Aus Karstadt-Kreisen hieß es, die Briten wollten sich mit der angebotenen Quote nicht zufriedengeben und möglicherweise sogar Millionenforderungen an den ehemaligen Karstadt-Mutterkonzern Arcandor bei der Warenhauskette geltend machen. Dawnay Day war in Deutschland vor allem im Zusammenhang mit der Hertie-Pleite bekanntgeworden. Neben den Gläubigern der Briten hatte auch der Bocholter Geschenkartikel-Großhändler Gilde eine Beschwerde gegen die Übernahme eingelegt, diese aber wieder zurückgezogen. Karstadt-Kreise warfen dem Familienunternehmen vor, die vollständige Zahlung seiner ausstehenden Rechnungen erzwingen zu wollen. Gilde wies dies jedoch zurück und betonte, das Unternehmen wolle mit seiner Beschwerde lediglich auf Missstände in der Insolvenzabwicklung hinweisen.

Die Einsprüche der Gläubiger hätten die Übergabe von Karstadt an den neuen Eigentümer um Monate oder sogar Jahre verzögern und damit dringend nötige Investitionen erschweren können. Nun wird die Übernahme durch Berggruen aber wohl wie geplant zum 1. Oktober erfolgen.

Das Pay-TV-Unternehmen Sky erwägt den Rückzug aus dem Renngeschehen: Die fehlende Exklusivität und die hohen Rechtekosten sind offenbar Gründe, dass Sky-Manager wohl überlegen, den auslaufenden Vertrag mit der Formel 1 nicht mehr zu verlängern. Die Formel 1 zählt wie Fußball-Bundesliga, Champions League und Golf zu den exponierten, allerdings nicht zu den exklusiven Angeboten der Pay-TV-Plattform Sky. Von den Rennstrecken des weltumspannenden Grand Prixs meldet sich in Deutschland auch Free-TV-Kanal RTL.

Seit Monaten wird verhandelt, das wird bestätigt und Sky Italia ist bereits ausgestiegen. Sky Deutschland würde angeblich 27 Millionen Dollar, etwa 20 Millionen Euro, jährlich sparen und will offenbar grundsätzlich weniger für die Formel 1 bezahlen. Derzeit führt das Unternehmen eine Marktforschung zur Formel 1 unter Abonnenten und Nicht-Abonnenten durch.

Der Streit zwischen dem Lkw-Bauer MAN und dem arabischen Staatsfonds Ipic über den Industriedienstleister Ferrostaal landet vor einem Schiedsgericht. Der arabische Mehrheitseigentümer habe in dieser Woche eine Schiedsklage gegen den Münchener Konzern eingereicht, um den Erwerb von 70 Prozent an der von einem Schmiergeldskandal erschütterten Ferrostaal rückgängig zu machen, erklärte ein MAN-Sprecher. Der Investor aus Abu Dhabi wolle damit seine Interessen wahren und eine Verjährung möglicher Ansprüche zum 1. Oktober vermeiden. Die Araber fühlen sich von MAN nicht ausreichend über den Korruptionsskandal informiert.

Der Firmensprecher bestätigte damit entsprechende Berichte der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) und des Handelsblatt. Er zeigte sich jedoch überzeugt, dass MAN eine sichere Rechtsposition besitze, von einer Rückabwicklung des Geschäftes gehe man nicht aus. "Wir sind in Gesprächen und sind zuversichtlich, dass wir eine einvernehmliche Lösung finden." Ipic hat dem Handelsblatt zufolge kein Interesse an einer Rückabwicklung, sondern will vielmehr nachträglich den Kaufpreis von 700 Millionen Euro drücken. Neben einem Wertabschlag auf Ferrostaal könnte Ipic die aus dem Schmiergeldskandal drohende Geldstrafe auf den Konzern abwälzen. Die Araber, die vor zwei Jahren 70 Prozent von Ferrostaal gekauft hatten, hatten sich zuletzt geweigert, die übrigen 30 Prozent wie geplant am Jahresanfang zu übernehmen. Als Grund führten sie die laufenden Korruptionsermittlungen beim Essener Konzern an. Laut FAZ soll eine Einigung nun bis Ende des Jahres gefunden werden.

Ferrostal befindet sich insgesamt in einer kritischen Lage: Das Unternehmen reagiere den Zeitungsberichten zufolge mit Einsparungen von zehn Prozent der insgesamt etwa 5000 Arbeitsplätze weltweit auf den erwarteten Umsatzeinbruch von 20 bis 25 Prozent im nächsten Jahr. Zwischen 400 und 500 Arbeitsplätze sollen bis zum zweiten Quartal 2011 wegfallen, schreibt die FAZ. Unabhängig davon sucht Ferrostaal nach einer neuen Strategie.

Zum Auftakt des Pariser Automobil-Salons hat Europas größter Autobauer Volkswagen seinen neuen Passat vorgestellt. Die siebte Generation des Erfolgsmodells sei optisch wie technisch überarbeitet worden, erklärte Ulrich Hackenberg, Mitglied des VW-Entwicklungsvorstands.

Das Ergebnis sei ein Langstreckenfahrzeug mit deutlich mehr Komfort. Auf der alle zwei Jahre stattfindenden Messe gibt sich die internationale Automobilbranche ihr Stelldichein. Nach der überwundenen Absatzkrise stehen neue Modelle und Antriebskonzepte im Zentrum. Erwartet werden rund 300 Aussteller aus 20 Ländern.

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