Wirtschaft kompakt:Zumwinkel soll zahlen

Der Telekom-Vorstand fordert Schadenersatz vom ehemaligen Post-Chef Zumwinkel, Fiat hat Interesse an Opel und der Bundesagentur für Arbeit könnte schon bald das Geld ausgehen.

Telekom verlangt Schadenersatz

Wegen der Spitzelaffäre fordert die Deutsche Telekom jetzt Schadenersatz von ihrem ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Zumwinkel. Ein entsprechendes Schreiben wurde dem Manager vor kurzem übersandt, wie ein Unternehmenssprecher bestätigte. Darin gehe es um Pflichtverletzungen in Zumwinkels Zeit als Aufsichtratschef.

Zur Höhe der Forderung machte der Sprecher keine Angaben und betonte, das anwaltliche Schreiben beinhalte ausschließlich zivilrechtliche Gründe und sei keine Vorentscheidung im laufenden Strafverfahren. Die Rheinische Post schrieb von einer Forderung in Höhe von "vielen hunderttausend Euro".

Die Telekom hatte im Mai vergangenen Jahres Strafanzeige bei der Bonner Staatsanwaltschaft erstattet, nachdem intern aufgedeckt worden war, dass 2005 und 2006 unter anderen Journalisten und Aufsichtsräte bespitzelt worden waren.

Die Nachforschungen der Staatsanwaltschaft richteten sich unter anderem gegen den ehemaligen Telekom-Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke und den früheren Aufsichtsratschef Zumwinkel. Es geht um den Verdacht von Verstößen gegen das Fernmeldegeheimnis und den Datenschutz. Man habe ein Informationsleck in der Konzernführung schließen wollen, lauten die Vorwürfe.

Erst im Januar war Klaus Zumwinkel wegen Steuerhinterziehung zu zwei Jahren auf Bewährung und einer Geldbuße in Höhe von einer Million Euro verurteilt worden. Schadenersatzforderungen gegen Ex-Telekom-Vorstandschef Ricke müsste laut Spiegel nicht wie bei Zumwinkel der Vorstand, sondern der Aufsichtsrat der Telekom einleiten. Beide Manager hatten die Vorwürfe in Zusammenhang mit der Spitzelaffäre bisher weit von sich gewiesen.

AP

Fiat spekuliert offenbar auf Opel

Dreier-Allianz Fiat-Opel-Chrysler im Gespräch

Die Gerüchte über ein Interesse von Fiat an Opel brechen nicht ab: Nach italienischen Zeitungen berichtete am Wochenende auch ein amerikanisches Branchenmagazin über ein Interesse der Italiener an der deutschen General-Motors-Tochter. Fiat erwäge neben einer Zusammenarbeit mit Chrysler eine Allianz mit Opel einzugehen, hieß es in den Automotive News unter Berufung auf Kreise. Demnach führen die Italiener und der nach eigenen Angaben kurz vor der Insolvenz stehende GM-Konzern erste Gespräche. Fiat wäre damit einer von mehr als sechs Unternehmen und Finanzinvestoren, die nach Angaben von GM-Chef Fritz Henderson ernsthaftes Interesse an Opel zeigen.

Parallel wird der frühere VW-Chef Bernd Pischetsrieder als Chef einer von GM unabhängigen Opel-Gesellschaft ins Gespräch gebracht: "Wenn eine neue Opel-Gesellschaft in Europa gegründet wird, wäre zu überlegen, ob nicht ein unabhängiger Kopf an die Spitze tritt", sagte Volker Borkowski, Chef der Opel-Händlergruppe AVAG, der Automobilwoche. Pischetsrieder "könnte viel härter gegenüber der GM-Zentrale in Detroit auftreten" als der bisherige GM-Europa-Chef Carl-Peter Forster. Pischetsrieder führte Europas größten Autohersteller Volkswagen von 2002 bis 2006. Davor war er von 1993 bis 1999 auch schon BMW-Chef. Ein Opel-Sprecher wollte sich zu dem Vorschlag nicht äußern.

Reuters

Der Bundesagentur für Arbeit geht das Geld aus

Das Geld wird knapp

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) braucht im Oktober voraussichtlich einen Überbrückungskredit vom Bund. Eine Sprecherin der BA bestätigte einen Bericht des Magazins Spiegel, wonach die Arbeitslosenversicherung im Herbst wahrscheinlich ein Liquiditätsproblem bekommen wird. Hintergrund ist neben den Auswirkungen der Wirtschaftskrise der veränderte Zahlungstermin für Einnahmen aus der Mehrwertsteuer, die die BA zusätzlich zu den Beiträgen aus der Arbeitslosenversicherung erhält.

Der Zuschuss aus der Mehrwertsteuer war der BA bisher monatlich überwiesen worden. In diesem Jahr zahlt der Bund die Summe von rund 7,8 Milliarden Euro aber erst vollständig im Dezember. Dadurch ergibt sich eine finanzielle Lücke zwischen Herbst und Dezember, die durch ein Darlehen vom Bund geschlossen werden muss.

dpa

Sparzwang bei Continental

Conti ruft Zulieferer zu Honorarverzicht auf

Der angeschlagene Automobilzulieferer Continental versucht bei Dienstleistern und Zulieferern Kosten einzusparen. Der Konzern fordere externe EDV-Betriebe und andere Partnerunternehmen in einem Schreiben auf, mit sofortiger Wirkung einer Kürzung sämtlicher Vergütungen und Entgelte um 15 Prozent der Nettokosten zuzustimmen, berichtet das Nachrichtenmagazin Der Spiegel. Bis spätestens Anfang Mai hätten die angeschriebenen Firmen Zeit ihr Einverständnis zu erklären.

Das Unternehmen rechtfertige die Maßnahme mit dem Druck der Automobilhersteller, die ihrerseits bei Conti auf günstigere Preise pochten. Insgesamt sei nur ein kleiner, abgegrenzter Kreis von Unternehmen von den Einsparungen betroffen, sagte ein Conti-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur dpa am Samstag. "Es geht nur um IT- Dienstleister und niemanden sonst." Nur eine kleine dreistellige Zahl von Firmen sei angeschrieben worden.

Conti will wegen eines dramatischen Markteinbruchs Reifenwerke am Stammsitz Hannover sowie im nordfranzösischen Clairoix schließen. Betroffen sind insgesamt 1900 Beschäftigte. Die Pläne hatten heftige Proteste von Betriebsräten, Gewerkschaften und Politik ausgelöst.

dpa

Eon will Beteiligung teilweise abgeben

Eon will Anteil an Ostsee-Pipeline verringern

Der Energiekonzern Eon will seinen Anteil am Ostsee-Gaspipeline-Vorhaben Nord Stream reduzieren. Das Unternehmen sei bereit, seine Beteiligung teilweise an den französischen Wettbewerber GDF Suez abzugeben, sagte Eon-Chef Wulf Bernotat der Wirtschaftswoche einem Vorabbericht zufolge.

Bislang hält Eon 20 Prozent an dem Projekt, Bernotat zufolge könnte GDF Suez davon 4,5 Prozent übernehmen. Laut Bernotat streben die Franzosen allerdings einen höheren Anteil an: "So weit ich informiert bin, denkt GDF daran, neun Prozent zu erwerben." Neben Eon ist auch die niederländische Gasunie und der russische Gasriese Gazprom an Nord Stream beteiligt. Aufsichtsratsvorsitzender der Betreibergesellschaft ist der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD).

AFP

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: