Wirtschaft kompakt:Zahncreme auf dem Grabbeltisch

Die Discounter bekämpfen sich mit Billig-Angeboten, das iPad macht dem PC-Geschäft zu schaffen und China wächst und wächst - das Wichtigste in Kürze.

Es geht noch billiger: Die deutschen Discounter setzen ihren Preiskampf auch im neuen Jahr fort. Die Billig-Supermarktketten haben ihre erste Preissenkungsrunde eingeläutet, wie Marktführer Aldi und die Konkurrenten Netto, Penny und Norma mitteilten. Die Supermärkte reduzierten dabei vor allem die Preise für Drogerie-Artikel wie Zahnpasta sowie für einige Lebensmittel wie passierte Tomaten und Nudel-Gerichte.

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Die Discounter habe etliche Produkte abermals reduziert - zum Beispiel auch Zahncreme.

(Foto: ddp)

Billiger wurden teilweise auch DVD-Rohlinge, Baldrian-Dragees und Mandeln. Die Rabattwelle bei Drogerie-Waren hänge indirekt mit den aktuell steigenden Rohstoffpreisen zusammen, erläutert Discount-Experte Matthias Queck vom Branchenanalysten Planet Retail. Im Gegensatz zu den Lebensmitteln seien die Preise der meisten Drogerie-Artikel nicht so stark von den Rohstoffpreisen abhängig. Weil sich mit den anziehenden Preisen für Rohstoffe auch die Lebensmittel wieder verteuerten, wichen die Discounter in ihrer Rabattschlacht auf den Drogerie-Bereich aus. Dennoch gehe er davon aus, dass es auch in diesem Jahr mehrere Preissenkungsrunden geben werde, sagte Queck. Diese würden aber voraussichtlich weniger Artikel betreffen und dabei "wohl eher Randprodukte" statt Waren wie Zucker, Butter oder Mehl.

Die Preise für Lebensmittel wiederum hätten seit dem vergangenen Sommer sogar angezogen: Im Herbst habe sich Apfelsaft verteuert. "Zwischen den Jahren war zu beobachten, dass Instant-Kaffee und Frühstücksflocken teurer wurden", sagte Queck. Unter den Billig-Supermärkten gibt es seit 2009 einen Preiskampf. Fast monatlich senkten sie im Ringen um Marktanteile die Preise. Da die Kosten für Lebensmittel während der Wirtschaftskrise sanken, versuchten die Unternehmen durch günstigere Preise für ihre Produkte neue Kunden zu gewinnen. Im vergangenen Jahr gab es insgesamt neun Rabattwellen, 2009 waren es sogar zwölf gewesen.

iPad macht dem PC-Geschäft zu schaffen

Tablet-Computer wie das iPad bereiten dem klassischen PC-Geschäft zunehmend Probleme. Der weltweite PC-Absatz erreichte 2010 nach dem Krisenjahr 2009 mit einem Plus von 13,8 Prozent zwar wieder ein zweistelliges Wachstum, wie die Marktforschungsfirma Gartner auf Basis vorläufiger Zahlen mitteilte. Bereits das vierte Quartal 2010 blieb mit einer Jahresrate von 3,1 Prozent aber hinter den Erwartungen zurück. "Das ist wirklich das erste Mal in der Geschichte, dass es eine praktikable Alternative zum PC gibt", sagte Gartner-Analyst Ranjit Atwal. "Der PC ist in den Augen der Verbraucher immer noch sehr wichtig. Aber sie halten jetzt verstärkt nach Alternativen Ausschau."

In Haushalten, in denen es bereits ein oder zwei PCs gebe, werde jetzt eher ein Tablet-Computer gekauft als ein weiterer Personalcomputer. Vielfach werde eine anstehende Kaufentscheidung aber auch hinausgeschoben, zumal angesichts einer erwarteten zweiten iPad-Ausgabe und der Einführung neuer Tablet- Computer von anderen Herstellern die Unsicherheit gewachsen sei.

Gartner betrachtet die Tablet-Computer nicht als Teil des PC-Marktes. Dieser wird den Angaben zufolge weiter von Hewlett-Packard angeführt. HP hat einen Anteil von 17,9 Prozent an den 350,9 Millionen Personalcomputern, die im vergangenen Jahr weltweit verkauft wurden. Allerdings blieb das Wachstum von HP mit 6,5 Prozent hinter dem Durchschnitt zurück. Auf den weiteren Plätzen folgen Acer (12,9 Prozent), Dell (12,0 Prozent), Lenovo (9,7 Prozent) und Toshiba (5,4 Prozent).

KKR und Permira verkaufen ProSiebenSat.1-Aktien

Die Beteiligungsgesellschaften Kohlberg Kravis Roberts und Permira trennen sich von ProSiebenSat.1-Anteilen im Wert von etwa 200 Millionen Euro. Die Finanzinvestoren leiteten nach eigenen Angaben ein beschleunigtes Bookbuilding-Verfahren für den Verkauf von acht Millionen stimmrechtslosen Vorzugsaktien an institutionelle Investoren ein. Dies entspreche rund 3,7 Prozent des Grundkapitals. Gemessen am Schlusskurs vom Mittwoch von 24,52 Euro haben die Aktien einen Wert von knapp 200 Millionen Euro. Die Investoren erklärten weiter, die Erlöse aus diesem einmaligen Aktienverkauf würden zur Schuldenrückzahlung und Verbesserung der Liquidität der hoch verschuldeten Lavena Gruppe verwendet, in der KKR und Permira ihre Anteile an dem Münchner Medienunternehmen gebündelt haben. Damit werde die Kapitalstruktur gesichert und gestärkt. Nach Abschluss der Transaktion werden KKR und Permira nach eigenen Angaben weiterhin 53 Prozent des Grundkapitals, einschließlich unverändert 88 Prozent der stimmberechtigten Stammaktien von ProSiebenSat.1 halten. Darüber hinaus sei eine 90-tägige Haltefrist vereinbart worden.

Preismanipulation durch Stromkonzerne

Das Bundeskartellamt hat den vier großen deutschen Stromkonzernen keine systematische Manipulation der Strompreise nachweisen können. Die Wettbewerbssituation auf dem Markt für den Stromabsatz sei zwar unbefriedigend, aber eine gravierende Zurückhaltung von Erzeugungskapazitäten zur Beeinflussung der Preise ließe sich nicht feststellen, teilte die oberste deutsche Wettbewerbsbehörde mit. Dennoch hätten die Unternehmen aufgrund ihrer Marktmacht Anreiz und Möglichkeiten, den Strompreis durch missbräuchliche Kapazitätszurückhaltungen erheblich zu beeinflussen.

Das Bundeskartellamt hatte seit März 2009 in einer Sektoruntersuchung die Preisbildung im Stromgroßhandel in den Jahren 2007 und 2008 genauer unter die Lupe genommen.

China 2050 größte Wirtschaftsmacht der Welt

Die Gewichtsverteilung in der weltweiten Wirtschaftsordnung wird sich in den kommenden Jahrzehnten den Wirtschaftsprüfern der Firma PwC zufolge grundlegend ändern. China werde im Jahr 2050 die mit Abstand größte Wirtschaftsmacht der Welt sein, gefolgt von den USA und Indien, erklärte das Unternehmen. Etablierte Industriestaaten wie Deutschland und Frankreich würden relativ an Bedeutung verlieren, denn zudem würden große Schwellenländer wie Brasilien, Russland oder auch Mexiko und Indonesien weit vorrücken.

Die Wirtschaftskraft der G-7-Staaten (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und die USA) werde 2050 deutlich unter der der E-7-Staaten liegen (Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko, Russland und die Türkei). Die E-7-Staaten würden zwei Drittel über den G-7-Staaten liegen. Derzeit erreichten die E-7-Staaten nur rund 36 Prozent der Wirtschaftsleistung der führenden Industrienationen. Werde die Wirtschaftsleistung der Staaten in Kaufkraft-Paritäten statt zu Wechselkursen bewertet, werde das Bruttoinlandsprodukt der E-7-Staaten im Jahr 2050 voraussichtlich sogar doppelt so groß wie das der G-7 sein. "Die Motoren zum Antrieb des weltweiten Wachstums liegen in Zukunft vor allem in Asien und Lateinamerika. Das Wachstum der Schwellenländer schafft aber auch mehr Wohlstand in den alten Industrienationen", sagte PwC-Partner Alfred Höhn.

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