Wirtschaft kompakt:Werbeboom: Bertelsmann sahnt ab

Der Wirtschaftsaufschwung verhilft nun auch Bertelsmann zu einem glänzenden Ergebnis. Außerdem: HP muss in den USA eine Strafe zahlen und Vodafone verklagt die Telekom. Das Wichtigste in Kürze.

Europas größter Medienkonzern Bertelsmann profitiert von einem Werbeboom. Bei dem Gütersloher Unternehmen läuft das Geschäft wieder rund und so hat es im ersten Halbjahr 2010 einen Nettogewinn von 246 Millionen Euro erzielt. Gegenüber dem Vorjahr (minus 333 Millionen Euro) verbesserte sich das Konzernergebnis damit um mehr als eine halbe Milliarde Euro.

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Bei Bertelsmann brummt das Geschäft wieder. In der ersten Jahreshältte steigerte der Medienkonzern das Ergebnis gegenüber dem ersten Halbjahr 2009 um mehr eine halbe Milliarde Euro.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Wie Bertelsmann in Gütersloh weiter mitteilte, betrug der Umsatz, bereinigt um den Verkauf des britischen TV-Senders Five, im ersten Halbjahr 2010 7,4 Milliarden Euro (2009: 7,1 Milliarden Euro).

Die Zuwächse werden vor allem von den Unternehmensbereichen RTL Group und Gruner + Jahr sowie von Random House getragen.

Konzernchef Hartmut Ostrowski rechnet nach der Rückkehr in die schwarzen Zahlen im ersten Halbjahr nun mit einem Jahresüberschuss von mehr als 500 Millionen Euro. Bislang hatte der Manager lediglich 400 bis 500 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Allerdings sei noch unsicher, wie das Werbegeschäft im wichtigen vierten Quartal laufen werde, merkte Ostrowski an.

Deutsche Hochschul-Ökonomen gründen virtuelle Vollversammlung

Die deutschen Hochschullehrer für Wirtschaft wollen sich zu einer virtuellen Vollversammlung zusammenfinden. Das elektronische "Plenum der Ökonomen" solle sich ausschließlich zu "volkswirtschaftlichen Ausnahmesituationen von herausragender nationaler Bedeutung" äußern, heißt es in dem Gründungsaufruf des Hamburger Professors Bernd Lucke.

Bislang hätten mehr als 300 Hochschullehrer für Ökonomie und Ökonometrie den Gründungsaufruf unterschrieben. Zu den Erstunterzeichnern gehören mehrere bekannte Wissenschaftler, zum Beispiel Thomas Straubhaar (Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut) und Hans-Werner Sinn (Ifo-Institut).

HP in den USA verklagt

Hat Hewlett-Packard den US-Steuerzahler ausgenommen? Nach Überzeugung des Justizministeriums hat der weltgrößte Computerhersteller überhöhte Rechnungen ausgestellt und sich Aufträge durch Geldzahlungen gesichert.

Deswegen muss HP nun 55 Millionen Dollar zahlen. Das Ministerium und der Konzern legten den Fall mit einem Vergleich bei. "Letztendlich steht das Geld des Steuerzahlers auf dem Spiel", begründete die Generalstaatsanwältin von Arkansas, Jane Duke, das Durchgreifen.

Tippgeber hatten den Fall in ihrem Bezirk vor sechs Jahren ins Rollen gebracht. Nach US-Recht darf ein Unternehmen von der Regierung nicht mehr Geld verlangen als von seinen Kunden aus der Privatwirtschaft.

Diese Regel hat HP nach Ansicht des Justizministeriums verletzt. Zudem hat der Konzern den Ermittlungen zufolge Computer-Dienstleister dazu animiert, HP-Produkte für Behörden zu beschaffen, in dem ein Teil des Kaufpreises an die Einkäufer zurückfloss.

Für HP kommt die Millionenbuße zur Unzeit. Der Konzern sucht gerade händeringend nach einem neuen Chef, nach dem der alte mit einem großen Knall abgetreten war.

Vodafone verklagt Telekom

Zwei Telefongiganten sehen sich wohl vor Gericht wieder: Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone klagt gegen die Deutsche Telekom. Die Telekom behindere den Wettbewerb im Festnetz, sagte Vodafone-Deutschland-Chef Friedrich Joussen dem Handelsblatt.

Der Konzern habe mittlerweile eine "ganze Reihe von Verfahren" bei der Bundesnetzagentur, aber auch bei Gerichten eingeleitet. Die Kritik des Managers richtet sich den Angaben zufolge gegen ein sogenanntes Vorleistungsprodukt, das die Telekom ihren Konkurrenten anbieten muss.

Dabei mieten die Wettbewerber große Teile des Netzes und der Technik von der Telekom, um ihren Kunden schnelle DSL-Anschlüsse in Gegenden anzubieten, wo sie selbst keine Leitungen besitzen.

Die Regulierungsbehörde hatte den ehemaligen Monopolisten 2008 gezwungen, seinen Konkurrenten die Nutzung der Leitungen gegen Gebühr anzubieten. Die Telekom lässt sich den sogenannten Bitstrom-Zugang mit aktuell 18,32 Euro pro Kunde und Monat von den Konkurrenten bezahlen.

Vodafone greift in einem Drittel des Bundesgebietes auf die Netze und Technik der Telekom zurück. Joussen kritisierte jedoch, dass rund ein Drittel der Kunden, denen man einen DSL-Anschluss auf Basis der Telekom-Leitungen verkauft habe, nie bedient worden sei. Bei Vodafone seien das 40.000 Kunden.

Die Telekom räumte dem Bericht zufolge Probleme ein und macht dafür ein neues IT-System verantwortlich. "Bei einem so großen EDV-Projekt lassen sich Schwierigkeiten nicht ganz ausschließen", sagte ein Telekom-Sprecher den Angaben zufolge. Inzwischen laufe das System aber stabil. Die Bundesnetzagentur bestätigte dem Handelsblatt ein Missbrauchsverfahren gegen die Telekom.

Luftverkehrsabgabe: Berlin hält sich ein Hintertürchen offen

Die von der schwarz-gelben Bundesregierung geplante Luftverkehrsabgabe soll offenbar nach 18 Monaten überprüft werden. Wie die Financial Times Deutschland berichtet, heißt es in Regierungskreisen, die geplante Abgabe auf Flüge solle bis zum 30. Juni 2012 einer Evaluierung unterzogen werden.

Dabei werde untersucht, wie sich die Zahl der Flüge und damit das Aufkommen aus der Abgabe entwickelt hat. Außerdem würden die Auswirkungen auf die Fluggesellschaften und die Flughäfen überprüft. Dann könnte die Regierung auf mögliche Verlagerungen von Flügen ins Ausland reagieren. Die Luftverkehrsabgabe soll als Teil des Haushaltsbegleitgesetzes am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossen werden

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