Wirtschaft kompakt:Verlässliche Säule Export

Deutschland exportiert mehr Waren, GDL-Boss Claus Weselsky prangert die Bahn an und Microsoft-Mitbegründer Paul Allen hat Ärger - das Wichtigste in Kürze.

Die deutschen Ausfuhren sind im dritten Quartal dieses Jahres deutlich gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden von Juli bis September Waren im Wert von 244,9 Milliarden Euro exportiert. Das entspreche einer Steigerung um 21,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Dabei legten die Lieferungen in Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) auf Jahressicht um 16,5 Prozent zu, wie die Statistiker mitteilten. Mit 59 Prozent seien mehr als die Hälfte aller Ausfuhren in diese Länder gegangen. Davon wiederum sei der größte Teil in die Länder der Eurozone geliefert worden. Deutschlands Haupthandelspartner Frankreich habe im dritten Quartal Waren im Wert von 21,7 Milliarden Euro und somit 13,0 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum erhalten, teilte die Behörde weiter mit.

Stahlkonzerne suchen neue Rohstoff-Strategien

Ein Arbeiter in einer Edelstahl-Gießerei. Deutsche Firmen produzieren für den Export so viel wie noch nie.

(Foto: dpa)

Die Exporte nach Polen seien um 23,2 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro gestiegen. Die deutlichste Steigerung wurde den Angaben zufolge bei den Ausfuhren in die sogenannten "Drittländer" erzielt, die um 29,6 Prozent zunahmen. In die Länder außerhalb der EU seien Waren im Wert von insgesamt 100,5 Milliarden Euro exportiert worden. Davon sei das meiste in die USA gegangen: Der Wert dieser Waren habe sich um 32,4 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro erhöht. Die Ausfuhren nach China seien um 34,3 Prozent auf 13,7 Milliarden Euro gestiegen. Der Wert der Exporte nach Russland habe um 42,4 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro zugelegt.

Nach Deutschland eingeführt wurden den Angaben zufolge Waren im Wert von 205,5 Milliarden Euro, das seien 24,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum gewesen. Auch bei den Einfuhren sei mit 114,8 Milliarden Euro (plus 22,5 Prozent) mehr als die Hälfte aus den EU-Mitgliedstaaten gekommen. Die Einfuhren aus den Ländern der Eurozone hätten sich auf 77,1 Milliarden Euro (ebenfalls plus 22,5 Prozent) belaufen. Aus den anderen EU-Ländern seien Waren im Wert von 37,7 Milliarden Euro (plus 22,4 Prozent) geliefert worden. Aus den "Drittländern" seien Waren im Wert von 90,8 Milliarden Euro eingeführt (plus 26,5 Prozent) worden. Der höchste Zuwachs sei bei den Lieferungen aus China verzeichnet worden, die um 40,3 Prozent auf 20,7 Milliarden Euro gestiegen seien.

Gewerkschaft: 800 Gewerkschaft: 800 Lokführer fehlen Lokführer fehlen

Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) hat unzureichende Personalausstattung und praxisfernes Management für das derzeitige Winterchaos bei der Deutschen Bahn (DB) verantwortlich gemacht. Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte der Nachrichtenagentur DAPD, allein bei der DB fehlten 500 Lokführer. Schließe man die Konkurrenzunternehmen mit ein, seien es sogar 800.

Weselsky kündigte an, im Rahmen der laufenden Tarifverhandlungen zusätzlich eine Ausbildungsoffensive zu fordern. Der neuen Managerriege um Bahnchef Rüdiger Grube warf er vor, sie gingen die notwendigen Änderungen zu langsam an. "Die Unzuverlässigkeit der Bahn wird durch die derzeitige extreme Wetterlage verstärkt", sagte Weselsky. Es gebe nicht nur im Fernverkehr zu wenig Züge, sondern insgesamt. Wetterbedingt müssten die Serviceintervalle verstärkt werden, "was man nicht kann, weil zu wenig Fahrzeuge da sind, weil die Umläufe zu eng gestrickt sind", sagte Weselsky.

Die Bahn AG sei wegen der Privatisierungsabsicht "bis auf die Knochen heruntergefahren" worden, kritisierte er. Wie lange es dauert, bis wieder normale Zustände einkehren, hänge in hohem Maß davon ab, wie das jetzige Management bereit ist, auf hohe Gewinnspannen zu verzichten und mehr in Ausbildung, mehr in Qualität und mehr in neues Material zu investieren. "Das erscheint mir doch zu zögerlich."

Die Personalplanung bei der DB orientiere sich ausschließlich am Budget und nicht am tatsächlichen Bedarf. Das seit Sommer 2009 agierende neue Management sei "ja nun schon eine Weile am Werk. Die 100 Tage Schonfrist sind lange um, und sie kennen die Ursachen zum überwiegenden Teil". Er sei "sehr sicher, dass die sich einfach zu viel Zeit lassen mit Gegensteuerungsmaßnahmen". Der GDL-Chef kündigte an: "Was wir im Rahmen unserer laufenden Tarifrunde zusätzlich einfordern, ist eine Ausbildungsoffensive, weil wir uns nicht mehr länger anschauen, wie unsere Lokführer und auch die Zugbegleiter Überstunden schrubben, um das ganze System aufrecht zu erhalten."

Microsoft-Mitbegründer verklagt elf Internet-Konzerne

Ein Unternehmen des Microsoft-Mitbegründers Paul Allen hat wegen angeblicher Patentverstöße eine nachgebesserte Klage gegen Google, Facebook, Ebay sowie acht weitere Internet-Konzerne eingereicht. Vor einem Bezirksgericht in Seattle hatte der Milliardär bereits im August beanstandet, dass die Beschuldigten unerlaubt auf Techniken zurückgriffen, die das von ihm in den neunziger Jahren gegründete Unternehmen Interval Research entwickelt habe und die heute von Interval Licensing vertreten würden.

Eine Richterin hatte die ursprüngliche Klage abgelehnt, weil keine konkreten Beispiele für die Verstöße angegeben wurden. In der Neufassung von Dienstag wurde dies nun nachgeholt. Unter anderem geht es um die Methoden, mit denen Internet-Seiten auf Verknüpfungen hinweisen, die einen Nutzer seinem Surf-Verhalten nach ebenfalls interessieren könnten. Auch bei Suchfunktionen, Spam-Filter-Techniken und Meldungsfenstern werden Interval Licensing zufolge Patente verletzt. Beschuldigt werden die Unternehmen Google, Facebook, YouTube, AOL, Apple, Yahoo, Netflix, Ebay, Office Depot, OfficeMax und Staples. Interval Licensing fordert Schadensersatz sowie entweder Lizenzgebühren oder eine Unterlassung der Nutzung der betreffenden Techniken.

Sony will mit einer Patentklage die Lieferung von Smartphones des Konkurrenten LG Electronics in die USA verhindern. Der japanische Konzern reichte am späten Mittwochabend einen entsprechenden Antrag bei der internationalen Handelskommission der USA ein. Gegenstand des Schreibens seien mehr als zehn LG-Modelle, die Patente verletzten, hieß es.

Parallel dazu reichte Sony eine Beschwerde bei einem amerikanischen Bundesgericht in Los Angeles ein. Dieser Text lag zunächst nicht vor. Ein LG-Sprecher erklärte, sein Konzern äußere sich grundsätzlich nicht zu laufenden Gerichtsverfahren.

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