Wirtschaft kompakt:Verdi pocht auf höhere Löhne

Verdi-Chef Bsirske will die Binnennachfrage stärken und schwört die Arbeitgeber auf höhere Löhne ein, IG-Bau-Chef Wiesehügel appelliert in der Causa Hochtief an die Politik - das Wichtigste in Kürze.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi will in den anstehenden Tarifrunden deutliche Lohnerhöhungen durchsetzen. Angesichts der labilen Situation auf den wichtigsten Exportmärkten seien kräftige Zuschläge notwendig, um die Konjunktur zu stützen, sagte der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, im Interview mit dem Deutschlandfunk.

Warnstreiks im öffentlichen Dienst

Verdi-Chef Frank Bsirske reckt schon mal die Faust - und pocht auf höhere Löhne.

(Foto: ag.dpa)

"Wir brauchen dringend eine Stärkung des Binnenmarktes und da kommt der Lohnseite eine zentrale Bedeutung zu." Bsirske begrüßte Äußerungen von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP), der den Abschluss in der Stahlindustrie mit einem Plus von 3,6 Prozent als wegweisend auch für andere Branchen bezeichnet hatte.

Bsirske forderte die Bundesregierung auf, weitere Mindestlöhne einzuführen. Durch die Öffnung des Arbeitsmarktes für Arbeitskräfte aus Osteuropa im kommenden Mai werde das Tarifgefüge sonst weiter unter Druck geraten. Schon jetzt bereiteten sich Firmen in Polen darauf vor, Leiharbeiter zu Armutslöhnen in Deutschland anzubieten.

Scharfe Kritik äußerte Bsirske auch an CSU-Chef Horst Seehofer, der einen Einwanderungsstopp für Menschen aus der Türkei und arabischen Ländern gefordert hatte. "Ehrlich gesagt halte ich das für Blödsinn", sagte Bsirske wörtlich. Ein Zuwanderungsverbot aufgrund von Religionszugehörigkeit oder Herkunft "halte ich für völlig abwegig". Bsirkse sprach sich stattdessen für eine gesteuerte Einwanderung nach angelsächsischem Vorbild aus. Es sei sinnvoll, den Standort Deutschland für Arbeitskräfte aus dem Ausland attraktiver zu machen. Allerdings müsse gleichzeitig mehr getan werden, um die Integration zu verbessern.

Hochtief: Wiesehügel ruft Politik an

IG-Bau-Chef Klaus Wiesehügel hat ein staatliches Eingreifen bei der Übernahmeschlacht um den Essener Baukonzern Hochtief gefordert. "Die Kanzlerin hat viel zu lange tatenlos zugesehen und Brüderle das Feld überlassen. Jetzt muss sie den Essenern bei ihrem Abwehrkampf schnell helfen", schreibt der Vorsitzende der Gewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt in einem Gastbeitrag für die Bild am Sonntag.

Wiesehügel warnte vor den Folgen einer Übernahme durch den spanischen Konzern ACS für Hochtief. "Hat ACS erst das Sagen, droht die Zerschlagung eines kerngesunden Unternehmens. Dann sind die Arbeitsplätze weg und wichtiges Know-how geht verloren."

Er forderte eine Änderung des deutschen Übernahmegesetzes. "Heuschrecken und schlechte Konzerne können nur hier gute Betriebe zu Schnäppchenpreisen übernehmen. Da muss die Regierung sofort nachbessern und Unternehmen wie Hochtief vor unfairen Angriffen schützen."

EU kündigt Einwände gegen Joint Venture an

Die EU-Kommission will in Kürze ihre Bedenken gegen die milliardenschweren Kooperationspläne der australischen Bergbaukonzerne Rio Tinto und BHP Billiton anmelden. Voraussichtlich in den kommenden Tagen werde den Unternehmen eine Auflistung der Einwände gegen das geplante Eisenerz-Joint-Venture zugestellt, sagte EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia der Nachrichtenagentur Reuters. Danach sei es an den beiden Konzernen zu reagieren, ergänzte Almunia. Einzelheiten zu den Bedenken wollte er nicht nennen.

Am Donnerstag hatte bereits das Bundeskartellamt angekündigt, das Gemeinschaftsunternehmen nach derzeitigem Stand zu untersagen. Die beiden Bergbaukonzerne wollen ihre Eisenerzproduktion im Westen Australiens in einem Joint Venture bündeln, das ein Volumen von 116 Milliarden Dollar hätte.

Das Prozedere der EU-Kommission sieht vor, dass im Falle von Wettbewerbsbedenken die betroffenen Unternehmen offiziell darüber informiert werden. Nach dieser Abmahnung haben sie die Möglichkeit, Zugeständnisse an die Wettbewerbshüter zu machen, um diese zur Aufgabe ihres Widerstands zu bewegen.

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