Wirtschaft kompakt:Tui - noch mehr Reise

Tui-Chef Michael Frenzel will den Konzern vor seinem Abschied offenbar auf das Kerngeschäft fokussieren. Außerdem: Schaeffler verringert den Verlust. Das Wichtigste in Kürze.

Tui treibt offenbar den Umbau zu einem reinen Tourismuskonzern voran. Die Tui-Aufsichtsräte wollten sich auf ihrer kommenden Sitzung mit der Möglichkeit befassen, die noch ausstehenden Anteile an der britischen Reisetochter Tui Travel aufzukaufen, berichtet die Financial Times Deutschland (FTD). Diskutiert werden solle auch ein Aktientausch, durch den ebenfalls ein integrierter Konzern entstünde.

Hauptversammlung TUI AG

Tui-Chef Michael Frenzel scheidet im Februar als Konzernchef des Reiseanbieters aus. Bis dahin will er offenbar geordnete Verhältnisse schaffen.

(Foto: ddp)

Tui hält 57,5 Prozent an dem britischen Unternehmen, das 2007 aus der Fusion der damaligen Tui-Veranstaltersparte mit der britischen First Choice Holidays entstanden ist. An der Börse wird das britische Reiseunternehmen derzeit mit circa 2,7 Milliarden Euro bewertet. Eine Komplettübernahme auf dieser Basis würde knapp 1,2 Milliarden Euro kosten.

Zur Finanzierung des Tui-Travel-Kaufs müsse der Hannoveraner Konzern erst die Zukunft der Beteiligung an der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd klären. Das 43,3-Prozent-Paket bewerte Tui derzeit mit 1,2 Milliarden Euro. Zudem habe der Konzern der Containerreederei Darlehen und Hybridkapital in Höhe von 1,3 Milliarden Euro gewährt, die teilweise in weitere Anteile gewandelt werden können.

Konzernchef Frenzel, dessen Vertrag im Frühjahr 2012 ausläuft, wolle seinem Nachfolger nach diversen Strategieschwenks einen reinen Touristikkonzern übergeben.

Opel-Chef Reilly gibt Gas

Der angeschlagene Autohersteller Opel will schneller als geplant aus der Krise kommen. "Ich habe natürlich den Ehrgeiz, besser zu sein als der Plan es vorsieht", sagte Opel-Chef Nick Reilly dem Handelsblatt.

Der Sanierungsplan sieht für das kommende Jahr noch Verluste vor und ab 2012 wieder Gewinne vor. Reilly hatte bereits Anfang Juli gesagt, dass er 2011 eine schwarze Null vor Sondereffekten erreichen wolle - ein Ziel, das er nun bekräftigte.

Der Brite knüpfte sein persönliches Schicksal an die weitere Entwicklung bei Opel. Sollte er die Zielvorgaben nicht übererfüllen können, müsse er sich an seinen Worten messen lassen, sagte er dem Handelsblatt.

Für die Mitarbeiter werde es aber keine neuen negativen Überraschungen geben. "Es bleibt beim Stellenabbau von rund 8.000 Mitarbeitern in Europa."

Der Druck aus der Konzernzentrale des Opel-Mutterkonzerns General Motors in Detroit ist offensichtlich groß. "Selbstverständlich erwartet der Mutterkonzern, dass wir Resultate vorlegen. Wir müssen zeigen, dass die Grundlage unseres Geschäftsplans funktioniert - und das möglichst bald", sagte der Opel-Chef.

Der Opel-Mutterkonzern strebt unter der Führung des neuen Konzernchefs Dan Akerson schon bald an die Börse.

Schaeffler erstmals mit Geschäftszahlen: Schuldenabbau geht voran

Die hoch verschuldete Schaeffler-Gruppe kommt dank der kräftig wachsenden Nachfrage aus der Autoindustrie mit großen Schritten aus der Krise.

Allerdings belasten Sondereffekte aus der Übernahme des dreimal größeren Autozulieferers Continental noch immer deutlich das Ergebnis. Unter dem Strich steht für die ersten sechs Monate ein Verlust von 260 Millionen Euro, nachdem das Minus im ersten Halbjahr 2009 rund 625 Millionen Euro betragen hatte, wie das Familienunternehmen mitteilte.

Schaeffler legte nach der Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft erstmals Geschäftszahlen vor. Auf dem Unternehmen lastet nach dem Kauf von Conti ein gigantischer Schuldenberg von 5,9 Milliarden Euro. Zu Beginn des Jahres waren es noch rund 200 Millionen Euro mehr.

"Unsere Finanzierungssituation hat sich im ersten Halbjahr deutlich entspannt. Wir werden in den nächsten Jahren unsere Nettoverschuldung weiter reduzieren", sagte Finanzvorstand Klaus Rosenfeld. Weitere Verbindlichkeiten in Milliardenhöhe liegen allerdings bei der übergeordneten Holding, auch Conti ist hoch verschuldet.

Für Mercedes-Manager Rainer Schmückle besteht Grund zur Freude: Die Daimler AG und der Manager hätten sich nach einem monatelangen Verhandlungspoker auf eine Trennung mit einem goldenen Handschlag geeinigt, schreibt das Handelsblatt. Die Abfindung belaufe sich auf einen Betrag in einstelliger Millionenhöhe.

Die Trennung wurde für Daimler so teuer, weil Schmückles Vertrag erst im April vergangenen Jahres bis April 2013 verlängert worden war. Es bestand seit längerem eine Rückkehrklausel zur Daimler-Tochter Freightliner zu Gunsten Schmückles. Außerdem hatte der Manager ein jährliches Übergangsgeld bis zum Erreichen des 60. Lebensjahres vereinbart, falls er nach einer Kündigung keinen neuen Job finden sollte.

Schmückles Ansprüche addierten sich auf bis zu 16 Millionen Euro, schreibt das Handelsblatt unter Berufung auf Konzernkreise. Daher sei ursprünglich sogar über eine zweistellige Millionen-Euro-Abfindung spekuliert worden.

Die Trennung von Schmückle war notwendig geworden, nachdem Daimler im Februar angekündigt hatte, dass der bisherig Bereichsleiter der Mercedes-Benz-Transporter-Sparte, Wolfgang Bernhard, die Aufgaben von Schmückle übernehmen werde und zugleich in den Vorstand von Daimler einziehe.

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