Wirtschaft kompakt:Wenn die Tipper zu gut tippen

Der Gewinn des Internet-Anbieters Tipp24 bricht ein. Toyota verkauft trotz Rückschlägen mehr Autos. Und: Starbucks plant die Eröffnung von 500 Filialen. Das Wichtigste in Kürze.

Tipp24 kommt das Glück seiner Spieler teuer zu stehen. In den ersten neun Monaten schüttete der Wettanbieter knapp 19 Millionen Euro mehr an die Kunden aus als im statistischen Durchschnitt. Dadurch brach der Betriebsgewinn (Ebit) um 60 Prozent auf 13,6 Millionen Euro ein. Die im Kleinwertesegment SDax gelistete Aktie des Unternehmens verlor 1,7 Prozent auf 27,41 Euro.

Der Wettanbieter Tipp 24 schüttet 19 Millionen mehr aus, als im statistischen Durchschnitt.

Der Wettanbieter Tipp24 schüttete in den vergangenen Monaten 19 Millionen mehr aus als im statistischen Durchschnitt.

(Foto: ddp)

Der Vorstand von Tipp24 hielt an seiner Prognose fest: In diesem Jahr werde weiterhin ein Ebit von mindestens 20 Millionen Euro sowie ein Umsatz von 90 Millionen Euro oder mehr erwartet. Im Zeitraum von Januar bis Ende September lag der Umsatz bei 66,5 Millionen Euro, ein Plus von neun Prozent.

Tipp24 macht mittlerweile beinahe seinen gesamten Umsatz im Ausland. Das einstige Kerngeschäft der Firma - die Vermittlung von staatlichen Lottoprodukten im Internet - war Anfang 2009 in Deutschland verboten worden. Das Unternehmen und Konkurrenten wie Bwin hatten vehement gegen das Verbot gekämpft und damit im September vor dem Europäische Gerichtshof Erfolg. Nun will Tipp24 das Geschäft in Deutschland so schnell wie möglich wieder hochfahren.

Toyota - nicht zu bremsen

Die Serie von Rückrufen wegen technischer Pannen und der starke Yen haben Japans größten Autohersteller Toyota nicht ausbremsen können: Von April bis September verkaufte Toyota weltweit fast ein Fünftel mehr Autos als im selben Zeitraum des Vorjahres und machte unter dem Strich einen Gewinn von 289 Milliarden Yen (2,5 Milliarden Euro). Damit kehrte Toyota in die Gewinnzone zurück.

In April bis September 2009 hatte der Autobauer noch einen Verlust von 56 Milliarden Yen gemacht. Der Umsatz stieg um 15,5 Prozent auf umgerechnet 84,4 Milliarden Euro. Weltweit verkaufte Toyota im ersten Halbjahr seines Geschäftsjahres 3,7 Millionen Autos - ein Plus von 18,6 Prozent.

Der Höhenflug der japanischen Währung erschwert Exporte ins Ausland. Der Gewinn sei Folge "unseres guten Marketings und von Kostenreduzierungen", erklärte Vize-Präsident Satoshi Ozawa. Toyota hob die Prognose für das gesamte Geschäftsjahr bis Ende März 2011 von 340 Milliarden auf 350 Milliarden Yen (drei Milliarden Euro) an.

Starbucks wächst auch außerhalb der USA

Der Durst auf Kaffee und der Hunger auf Kuchen halten an: Starbucks hat in seinem vierten Geschäftsquartal seinen Gewinn beinahe verdoppelt auf unterm Strich 279 Millionen Dollar (196 Mio Euro). Vorallem jenseits des Heimatmarkts legte die US-Kette zu. Insgesamt stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 17 Prozent auf 2,8 Milliarden Dollar. Die Anleger waren begeistert und schickten die Aktie nachbörslich um knapp 3 Prozent nach oben. Das Management verspricht für das laufende Geschäftsjahr ein weiteres Gewinnwachstum.

Starbucks verkauft seine Spezialitäten wie den Instant-Kaffee "Via" längst auch über Supermärkte und erschließt sich damit neue Einnahmequellen. In den großen Städten der USA finden sich Starbucks-Filialen fast an jeder Ecke. Deshalb weicht der Konzern in seinem Wachstumsdrang ins Ausland aus. Von den insgesamt 500 Filialen, die das Management im laufenden Geschäftsjahr eröffnen will, sind 400 jenseits der USA geplant. Im abgelaufenen Jahr hatte sich Starbucks angesichts der Wirtschaftskrise mit Neueröffnungen zurückgehalten.

SAP fordert Schadenersatz in Milliardenhöhe

Im Prozess um Industriespionage und Diebstahl von geistigem Eigentum zwischen SAP und seinem Rivalen Oracle pocht der US-Konzern auf Schadenersatz in Milliardenhöhe. Der ehemalige Oracle-Präsident Charles Phillips sagte vor Gericht, er hätte SAP mindestens drei bis vier Milliarden Dollar für die Lizensierung der Software berechnen müssen, die von der damaligen SAP-Tochter TomorrowNow unterstützt worden sei.

Oracle hatte die Vorwürfe erstmals vor dreieinhalb Jahren öffentlich erhoben. SAP hat die Verfehlungen inzwischen grundsätzlich eingeräumt, eine von Oracle geforderte Milliardensumme aber als völlig überhöht bezeichnet. Am Mittwoch hatten sich die beiden Softwarefirmen offenbar teilweise geeinigt. SAP habe zugestimmt, 120 Millionen Dollar an Oracle zu zahlen.

Im Gegenzug verzichte Oracle darauf, von SAP Strafzahlungen zu fordern. Das Thema Strafzahlung - bei der es um eine Geldbuße für einen Rechtsbruch geht - ist allerdings nur ein Teil des Prozesses. Daneben geht es auch um Kompensationszahlungen, also den Ersatz für einen tatsächlich aufgetretenen Schaden. Auslöser für die Oracle-Klage war die Softwarefirma TomorrowNow, ein kleines Unternehmen aus Texas.

SAP hatte den auf die Wartung von Software spezialisierten Dienstleister Anfang 2005 für zehn Millionen Dollar gekauft, um Oracle nach dessen Übernahme von PeopleSoft möglichst viele lukrative Firmenkunden abspenstig zu machen. SAP und TomorrowNow lockten verunsicherte Nutzer von PeopleSoft mit Dumping-Angeboten für Software-Wartung. Letztlich sollten die Kunden mit hohen Rabatten ins SAP-Lager wechseln.

TomorrowNow schoss aber deutlich über das Ziel hinaus, wie SAP - nach anfänglichen Dementis - einräumte. Denn im Rahmen der Wartungstätigkeit für gut 200 Kunden kam es durch TomorrowNow-Mitarbeiter zu umfangreichen und unzulässigen Datentransfers von Oracle-Rechnern, was der US-Konzern als Software-Diebstahl, Spionage und Betrug im großen Stil wertete und Klage erhob.

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