Wirtschaft kompakt:Super aus dem Supermarkt

Shell könnte Aral überflügeln, indem es die Tankstellen eines Lebensmittelmarktes übernimmt. Außerdem: Milliardenverluste durch Ladendiebe für den Einzelhandel.

Der Ölkonzern Shell will 44 Tankstellen von Deutschlands größtem Lebensmittel-Händler Edeka übernehmen. Ein entsprechender Antrag sei beim Bundeskartellamt eingereicht worden, teilten beide Unternehmen mit.

Wirtschaft kompakt: Der Ölkonzern will 44 Tankstellen des Lebensmittelhändlers Edeka übernehmen. Damit könnte Shell seinen Konkurrenten Aral übertreffen.

Der Ölkonzern will 44 Tankstellen des Lebensmittelhändlers Edeka übernehmen. Damit könnte Shell seinen Konkurrenten Aral übertreffen.

(Foto: ag.afp)

Es handle sich um Tankstellen bei SB-Warenhäusern der Edeka-Gruppe. Die Übernahme soll von einer Kooperation begleitet werden: Wer bei Edeka einkauft, erhalte bei Shell einen Rabatt. Gelingt die Übernahme, wächst das Tankstellennetz von Shell auf 2240 Stationen. Eventuell könnte Shell den Konkurrenten Aral dann als größten Kraftstoffhändler in Deutschland ablösen. Bislang liegen beide fast gleichauf.

Doch die Genehmigung des Bundeskartellamtes gilt keineswegs als sicher: Vergangenes Jahr hatte es dem Ölmulti Total die Übernahme von 59 Stationen der OMV in Ostdeutschland untersagt, weil dadurch die marktbeherrschende Stellung der fünf größten Tankstellenunternehmen Aral, Shell, ExxonMobil, ConocoPhillips (Jet) und Total verstärkt worden wäre. Aufgrund der Marktstrukturen seien weitere Zusammenschlüsse der fünf großen Unternehmen "künftig nicht oder nur sehr eingegrenzt möglich".

Kunden, Mitarbeiter und andere Diebe

Im deutschen Einzelhandel lassen Langfinger jährlich Waren im Wert von fast vier Milliarden Euro mitgehen. Ladendiebe stahlen für fast zwei Milliarden Euro, weitere 800 Millionen Euro zweigten kriminelle Mitarbeiter ab. Das geht aus einer Studie des Handelsinstituts EHI mit den Zahlen für 2009 hervor. Hinzu kommen Diebstähle durch Lieferanten und auswärtige Servicekräfte sowie organisatorische Fehler.

Insgesamt beliefen sich die sogenannten Inventurdifferenzen auf 3,9 Milliarden Euro und lagen somit auf dem Niveau des Vorjahres. Zum häufigsten Diebesgut in Lebensmittelgeschäften und Drogerien gehören kleine, teure Waren wie Rasierklingen, Parfüm und Kosmetik. Im Modehandel verschwinden vor allem Accessoires, Dessous und Jeans. Bei Elektronikhändlern lassen Langfinger besonders häufig CDs, DVDs und Konsolenspiele mitgehen.

An der Untersuchung des EHI beteiligten sich 89 Unternehmen mit fast 13.000 Verkaufsstellen und einem Gesamtumsatz von knapp 50 Milliarden Euro.

Mehr Volkswagen für die Volksrepublik

Der Volkswagenkonzern bricht beim Wachstum in seinem größten Markt China alle Rekorde. Im laufenden Jahr soll der Absatz um mindestens 20 Prozent steigen, und im Jahr 2010 oder 2011 will der Wolfsburger Autobauer erstmals mehr als zwei Millionen Neuwagen in China absetzen, wie VW-China-Chef Winfried Vahland mitteilte. "Wir werden in naher Zukunft die zwei Millionen ansteuern", sagte er und nannte einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren.

Im Jahr 2009 verkaufte VW in China 1,4 Millionen Autos im Wert von rund 20 Milliarden Euro. Im laufenden Jahr sollen es mehr als 1,6 Millionen Fahrzeuge werden. Bisher hatte der Volkswagenkonzern das Jahr 2018 als Ziel für die Zwei-Millionen-Marke im chinesischen Markt genannt.

Angesichts des rapiden Wachstums in China steigt die Wahrscheinlichkeit, dass VW Weltmarktführer Toyota im Wettlauf um den ersten Platz schon deutlich vor 2018 überholt, wie es Konzernchef Martin Winterkorn bisher plant. Toyota leidet zur Zeit weltweit mächtig unter Absatzeinbrüchen wegen zahlreicher Qualitätsprobleme.

Vahland kündigte den Bau von vier neuen VW-Werken an, um beim stürmischen Marktwachstum in China Schritt zu halten.

Proteste gegen spanischen Sparkurs

Ein Streik der spanischen Staatsdiener hat das öffentliche Leben in Spanien lahmgelegt. Im ganzen Land blieben Schulen, Krankenhäuser und die Verwaltung aus Protest gegen den rigiden Sparkurs der Regierung geschlossen, tausende Menschen gingen in Madrid auf die Straße.

Auf Druck der EU erklärte sich Finanzministerin Elena Salgado ungeachtet der Proteste bereits zu weiteren Einschnitten bereit. Im ganzen Land waren rund 60 Protestkundgebungen gegen die geplante Kürzung der Beamtengehälter vorgesehen. In Madrid demonstrierten Tausende am Vormittag vor einer Reihe von Ministerien, für den späten Nachmittag war eine Großkundgebung im Zentrum der Hauptstadt geplant.

Zu dem ersten Streik der rund 2,6 Millionen Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes seit 1996 hatten die beiden größten Gewerkschaften UGT und CCOO aufgerufen. Nach ihren Angaben wurde er von 75 Prozent der Staatsbediensteten befolgt. Staatssekretärin Consuelo Rumi sprach hingegen von nur 11 Prozent, die dem Aufruf gefolgt seien. Allerdings habe sie noch keine Zahlen für die Bereiche Gesundheit und Ausbildung, fügte sie hinzu - diese stellen das Gros der Staatsdiener.

Der Streik im öffentlichen Dienst könnte Auftakt von noch größeren Protesten gegen den sozialistischen Ministerpräsidenten José Luis Rodríguez Zapatero sein. Sollte die Regierung wie von Zapatero angekündigt am 16. Juni Arbeitsmarktreformen beschließen, drohen die Gewerkschaften mit einem Generalstreik.

Mit nur einer Stimme Mehrheit hatte das spanische Parlament erst im Mai das umstrittene Sparpaket verabschiedet. Mit ihm sollen in diesem und nächsten Jahr 15 Milliarden Euro eingespart werden. Insgesamt hat die Regierung bereits Einschnitte in Höhe von 65 Milliarden Euro beschlossen, um das Rekord-Haushaltsdefizit vom vergangenen Jahr von 11,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts wieder auf den zulässigen Höchstwert von drei Prozent zu drücken.

Spanien könne nach Griechenland ebenfalls bald ein internationales Rettungspaket benötigen. Der Streik am Dienstag gilt als Test für die Regierung, ob sie ihre Sparpläne auch gegen den Widerstand der Gewerkschaften durchsetzen wird. Zapatero gibt sich entschlossen, an seinem Sparkurs festzuhalten. Notfalls will er als nächsten Schritt den Arbeitsmarkt auch gegen den Widerstand der Gewerkschaften reformieren.

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