Wirtschaft kompakt:Endlich was Eigenes

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Neuland für Media Markt und Saturn. Die beiden Kaufhäuser nehmen eigene Marken ins Sortiment auf. Außerdem: Trotz Kurzarbeit wurden Jobs gestrichen.

Einfach mal was Neues ausprobieren: Die beiden Elektro-Großkaufhäuser Saturn und Media Markt wollen zum Jahresende die beiden Elektro-Großkaufhäuser erstmals Eigenmarken ins Sortiment aufnehmen. "Es werden mindestens zwei sein: eine für weiße Ware, eine für Kleinelektrogeräte", sagte der Chef des größten europäischen Elektronikhändlers Media-Saturn, Roland Weise, dem Wirtschaftsmagazin Capital.

Media Markt und Saturn wollen eigene Marken in das Sortiment aufnehmen und Produkte über das Internet verkaufen. (Foto: ag.ap)

"Wir haben eine Riesenkraft, Marken aufzubauen und es werden keine Marken von vorgestern sein, sondern komplett neue, international ausgerichtete Namen", sagte Weise weiter. Als weiße Ware werden Küchengeräte wie Kühlschränke, Herde und Waschmaschinen bezeichnet.

Die neuen Marken sollen Weise zufolge auch im Internet angeboten werden. Bisher vertreibt die Metro-Tochter, zu der die Handelsketten Media Markt und Saturn gehören, ihre Produkte in Deutschland nicht über das Internet. Wann genau der Online-Shop starten wird, ließ Weise offen. Derzeit würden noch Erkenntnise aus den Testmärkten Niederlande und Österreich gesammelt.

Wachstumschancen sieht der Manager vor allem in Schwellenländern wie Russland, den Philippinen oder Malaysia. Ein besonderer Fokus liege auf China. Im Oktober solle der erste Media Markt in Schanghai eröffnen, sagte der Media-Saturn-Chef. "Allein Schanghai hat heute ein Marktvolumen von mehr als fünf Milliarden Euro und ein Potential wie die Schweiz", sagte er.

Der Deutsche Arbeitsmarkt hat sich bislang erstaunlich widerstandsfähig gezeigt, doch nun zeigen sich doch Spuren der Krise: Die Einbruch des Exports im vergangenen Jahr hat die Belegschaften der deutschen Industriebetriebe dezimiert. In den Betrieben mit mehr als 50 Beschäftigten waren im April 4,9 Millionen Menschen beschäftigt, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden berichtete. Das waren 191.000 Menschen oder 3,7 Prozent weniger als im April 2009.

Gleichzeitig zog die Produktivität wieder an: Die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden stieg im Jahresvergleich um 4,0 Prozent auf 635 Millionen. Die Entgelte lagen mit 17,2 Milliarden Euro exakt 1,0 Prozent über dem Wert aus dem April 2009.

Gründe für die Entwicklung dürften Basiseffekte aus dem Frühjahr 2009 sein. Wegen geringer Nachfrage schickten die Firmen ihre Leute in Kurzarbeit oder nutzten andere Formen der Arbeitszeitverkürzung. Auch Stellen wurden abgebaut.

Inzwischen hat die Nachfrage und die Auslastung der Anlagen wieder deutlich angezogen. Nur die Nahrungs- und Futtermittelindustrie hatte im April 2010 mehr Beschäftigte als ein Jahr zuvor.

Relativ stabil zeigten sich Chemie (-1,0 Prozent) und Kunststoff (-2,9 Prozent). Überdurchschnittlich viele Leute verloren ihren Job bei den Maschinenbauern (-5,0 Prozent), den Herstellern von elektrischen Ausrüstungen (-5,1 Prozent) und bei den Metallbetrieben (-6,4 Prozent).

Der Automobilzulieferer Continental will sich mehr Geld am Kapitalmarkt besorgen als bislang bekannt. Statt zwei Milliarden Euro, die einmalig über eine hochverzinsliche Anleihe in die Conti-Kasse fließen sollen, werde nun die Ausgabe mehrerer Bonds im Volumen von bis zu vier Milliarden Euro angestrebt, bestätigte ein Unternehmenssprecher am Dienstag einen Bericht des Handelsblattes.

Conti braucht dringend frisches Geld, um sich bei der Refinanzierung seiner Schuldenlast in eine bessere Position zu bringen.

Wegen der kreditfinanzierten Übernahme der früheren Siemens-Sparte VDO lasten noch mehr als acht Milliarden Euro Schulden auf dem Konzern. "Einen Teil unserer Schulden wollen wir von den Banken auf den breiten Kapitalmarkt verlagern", sagte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer der Zeitung.

Ziel sei es, die Fälligkeit der Verbindlichkeiten zu verlängern und die Schulden beim Bankenkonsortium weiter abzubauen. 2012 werden bei Conti Kredite über acht Milliarden Euro fällig.

Die vollständige Übernahme des britischen Senders BSkyB ist dem US-Medienkonzern News Corp einiges wert. News Corp biete 700 Pence je Aktie in bar für den Bezahlsender, kündigte das Unternehmen des Medienmoguls Rupert Murdoch an. Damit wird BSkyB insgesamt mit 12,3 Milliarden Pfund (14,8 Milliarden Euro) bewertet. Der Preis stellt einen Aufschlag auf den Schlusskurs von Montag von 17 Prozent dar.

Doch das Aufgeld reicht dem Abo-Sender nicht aus. Er wies die Offerte umgehend als zu niedrig zurück. BSkyB-Aktien schossen angesichts der Ereignisse zu Börsenbeginn in London um 20 Prozent in die Höhe auf 723 Pence. BSkyB ist der Schwestersender von Sky Deutschland.

News Corp hält bereits 39 Prozent an BSkyB und will nun die verbleibenden 61 Prozent übernehmen. Die beiden Firmen seien sich derzeit nicht über den Preis einig, teilte News Corp mit. News Corp habe ursprünglich 675 Pence je Aktie in bar geboten und das Angebot nach Gesprächen mit BSkyB auf 700 Pence aufgestockt.

Es sei vereinbart worden, zusammenzuarbeiten, um eine Transaktion zu vereinfachen. BSkyB teilte mit, die Offerte spiegele nicht den Wert des Unternehmens wider. Man sei bereit, eine Offerte anzunehmen, falls diese einen Wert von 800 Pence je Aktie überschreite.

Vereinbart wurde den Angaben nach auch, dass News Corp auf eine feindliche Übernahme verzichtet, etwa durch den Kauf von BSkyB-Aktien. Dies soll bis zwei Monate nach dem OK der Aufsichtsbehörden gelten oder längstens bis Ende 2011.

Eine komplette Übernahme der wichtigsten britischen Abo-TV-Gruppe wäre einer der größten Zukäufe in der Geschichte des Murdoch-Konzerns. Zu dem Konglomerat gehört auch das Wall Street Journal. Mit einem Kauf von BSkyB würden die Einnahmen des Konzerns weniger abhängig vom volatilen Werbemarkt werden.

Nach drei Jahren mit sinkenden Umsätzen rechnet der Maschinenbauer Heidelberger Druck im laufenden Geschäftsjahr erstmals wieder mit einem Zuwachs bei den Erlösen.

Die von der Wirtschaftskrise und bröckelnden Werbeausgaben gedrückte Branchenkonjunktur werde sich in den kommenden Monaten weiter stabilisieren, teilte der weltgrößte Anbieter von Bogendruckmaschinen für die Herstellung von Katalogen, Verpackungen und Geschäftspost am Dienstag mit.

Der Umsatz werde daher im neuen Geschäftsjahr 2010/11 (zum 31. März) moderat wachsen und im Folgejahr weiter zulegen. Mit der wieder anziehenden Nachfrage will der noch tief in den roten Zahlen steckende Weltmarktführer dieses Jahr wieder operativ schwarze Zahlen schreiben.

"Wir blicken recht zuversichtlich in die Zukunft", sagte Vorstandschef Bernhard Schreier. Die Gewinnschwelle sei im Zuge der jüngsten Stellenkürzungen und des Umbaus des Traditionskonzerns deutlich gesenkt worden.

Wegen der Kosten für die Sanierung des hochverschuldeten Konzerns falle jedoch auch in der gerade begonnenen Finanzperiode nochmals ein deutlicher Jahresfehlbetrag an.

Die anhaltenden Verluste seien auch der Grund, warum Heidelberger Druck für das abgelaufene Geschäftsjahr erneut keine Dividende zahlen werde, kündigte der Konzern an.

2009/10 erwirtschaftete Heidelberger Druck einen Nettoverlust von 229 Millionen Euro nach 249 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Der Umsatz brach ein und lag mit 2,3 Milliarden Euro um 23 Prozent unter Vorjahr, da die nur schwach ausgelasteten Druckereien rund um den Globus bis zuletzt mit dem Kauf neuer Druckmaschinen zögerten.

Auch die Konkurrenten Koenig & Bauer aus Würzburg sowie Komori und Ryobi aus Japan schreiben Verluste. Mit einer Kapitalerhöhung um rund 420 Millionen Euro will Heidelberger Druck noch in diesem Jahr einen Teil seiner Schulden zurückzahlen. Vor gut einem Jahr war der Maschinenbauer mit Staatshilfe vor dem Aus gerettet worden, seitdem drückt eine hohe Zinslast auf das Finanzergebnis.

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