Wirtschaft kompakt:Siemens beglückt Aktionäre

Der Münchner Konzern Siemens verdient prächtig, der Airbus-Militärflieger A400M ist wohl noch später voll einsatzfähig und der RWE-Boss hat Gesundheitsprobleme - das Wichtigste in Kürze.

Der Elektrokonzern Siemens hebt nach dem zweiten Rekordjahr in Folge seine Dividende kräftig an. In seinen drei Kerngeschäftsfeldern Industrie, Energie und Gesundheit steigerte das Unternehmen sein operatives Ergebnis im abgelaufenen Geschäftsjahr 2009/10 (30. September) von 7,5 auf den Bestwert von 7,8 Milliarden Euro. Dabei ist eine milliardenschwere Abschreibung auf das Diagnostik-Geschäft bereits berücksichtigt, wie Siemens mitteilte.

Siemens vor Bilanz-Pk

Cash für die Aktionäre: Siemens erhöht die Dividende.

(Foto: dpa)

Unter dem Strich kletterte der Gewinn um 63 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro. Dank der kräftigen weltweiten Konjunkturerholung konnte Siemens den Umsatz fast stabil halten bei rund 76 Milliarden Euro.

Der Auftragseingang legte um drei Prozent zu auf 81,2 Milliarden Euro. Die Aktionäre sollen von der guten Entwicklung durch einen kräftigen Dividendenanstieg von 1,60 auf 2,70 Euro je Aktie profitieren.

Dr. Oetker trennt sich vom Joghurtgeschäft

Der Lebensmittelkonzern Dr. Oetker trennt sich von seinem Joghurtgeschäft. Die Produktpalette unter dem Namen Onken und die zugehörigen weltweiten Markenrechte werden zu Jahresende an die Schweizer Emmi-Gruppe verkauft.

Dr. Oetker wolle sich bei seinem Frischesegment auf das Kerngeschäft konzentrieren, die Herstellung und den Vertrieb von Desserts, erläuterte Firmenchef Richard Oetker. Onken war im Jahr 2004 gekauft worden. Außerhalb des Frischesegments produziert der Oetker- Konzern unter anderem Backzutaten, Pizza, Müsli und Bier.

"Die Marke Onken bleibt nach der Integration in das Sortiment von Emmi bestehen und die Produkte werden auch weiterhin im Dr. Oetker- Werk in Moers produziert", hieß es weiter. Allerdings würden die Joghurts nun von den Schweizern vermarktet. Die Vereinbarung sei langfristig. Damit seien die 390 Arbeitsplätze in Moers sicher.

Militärtransporter A400M verzögert sich

Der Militärtransporter A400M des Flugzeugbauers Airbus ist offenbar erst 2018 voll einsetzbar. Die Auslieferung einer stark reduzierten Basisversion des A400M solle in Frankreich 2013 und in Deutschland 2014 beginnen, berichtete die Financial Times Deutschland (FTD) unter Berufung auf ihr vorliegende Unterlagen für den Verteidigungsausschuss des Bundestags.

Diese Basisversion mit geringerem technischen Standard werde demnach anschließend bis Dezember 2018 auf Kosten von Airbus hochgerüstet. Ursprünglich sollte der A400M bereits 2010 voll einsetzbar sein. Die Bundeswehr hat ihre Bestellung von ursprünglich 60 auf 53 Maschinen reduziert.

Für Airbus werde das 20 Milliarden teure Projekt zunehmend zum Problem, schreibt die FTD. Zwar verzichteten die Abnehmerstaaten zwar über Strafzahlungen, doch könnten sie einen Teil des Kaufpreises einbehalten, bis die Flugzeuge auf den endgültigen Stand hochgerüstet sind.

Airbus einigte sich am Freitag mit den Abnehmern über die Finanzierung der für die Produktion der insgesamt 170 Flugzeuge anfallenden Mehrkosten von 3,5 Milliarden Euro. Demnach gewähren die Staaten dem Flugzeugbauer ein Darlehen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro, das an den Exporterfolg des A400M gekoppelt ist. Experten gehen der FTD zufolge inzwischen davon aus, dass nur 280 statt ursprünglich bis zu 500 Flugzeuge in den Export gehen werden.

Hochtief stemmt sich gegen ACS

Der größte deutsche Baukonzern Hochtief umwirbt mit einem umfassenden Konzernumbau, Plänen für Beteiligungsverkäufe und einem Ertragsplus im Übernahmekampf mit ACS die Anleger. Im dritten Quartal steigerte der Konzern seinen Gewinn nach Anteilen Dritter deutlich auf 54,6 (35,3) Millionen Euro und übertraf damit die Erwartungen des Marktes.

Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter betonte erneut, Hochtief werde seinen Aktionären eine Empfehlung zu den ACS-Plänen geben, wenn der spanische Großaktionär sein Übernahmeangebot vorgelegt habe. Hochtief habe im dritten Quartal bei Umsatzerlösen von 4,676 (4,59) Milliarden Euro ein Vorsteuerergebnis (EBT) von 128,6 (Vorjahreszeitraum: 141) Millionen Euro verzeichnet, hieß es weiter. Nach Anteilen Dritter blieb ein Gewinn von 54,6 Millionen Euro. Der Auftragseingang lag bei 6,4 (7,2) Milliarden Euro, der Auftragsbestand kletterte auf 41,4 (35,29) Milliarden Euro. Hochtief ist damit rein rechnerisch gut 22 Monate ausgelastet. Analysten hatten ein EBT von 114 Millionen Euro und einen Gewinn von 41,5 Millionen Euro erwartet.

ACS hat unterdessen der deutschen Finanzaufsicht Bafin am Donnerstag nun offiziell sein Angebot zur Übernahme des deutschen Konkurrenten vorgelegt. Die Aufsichtsbehörde habe nun zwei Wochen Zeit, das Angebot zu prüfen, sagte ein Unternehmenssprecher. Danach hätten die Anteilseigner von Hochtief vier Wochen für die Entscheidung, ob sie das Angebot annehmen wollen. Das spanische Unternehmen bietet einen Aktientausch von acht ACS-Anteilen gegen fünf Hochtief-Aktien. Damit liegt das Angebot unter dem aktuellen Marktwert des größten deutschen Baukonzerns.

RWE steigert sich

Der Energiekonzern RWE hat in den ersten neun Monaten Umsatz und Gewinn gesteigert und seine Prognose für das Gesamtjahr bekräftigt. Von Januar bis Ende September erzielte das Essener Unternehmen mit 38,5 Milliarden Euro einen um 14 Prozent höheren Umsatz als im Vorjahreszeitraum. Dazu trug der im vergangenen Jahr erworbene niederländische Versorger Essent bei, wie der Dax-Konzern mitteilte.

Niedrigere Gaspreise hätten sich indes gegenläufig ausgewirkt. Das um Sondereffekte bereinigte Nettoergebnis lag den Angaben nach mit 3,2 Milliarden Euro um 11 Prozent über dem Vorjahreswert, das berichtete Nettoergebnis ging dagegen um gut 5 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro zurück. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stand ebenfalls ein Plus von 14 Prozent auf 7,9 Milliarden Euro. Neben der Konsolidierung von Essent hätten sich auch positive Wechselkurseffekte bemerkbar gemacht.

Für die kommenden Jahre kündigte der Konzern hohe Belastungen an. Dazu zählten unter anderem die staatlichen Auflagen für die Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken. Die Brennelementesteuer werde ab 2011 das Betriebsergebnis um jährlich 600 bis 700 Millionen Euro schmälern, hieß es.

Sky holt auf

Der gebeutelte Bezahlsender Sky Deutschland hat im dritten Quartal ein wenig Boden gut gemacht. Unter dem Strich gewann der tief in der Verlustzone steckende Sender 45. 000 neue Abonnenten hinzu, nachdem im ersten Halbjahr netto gerade einmal 7000 neue Abos hinzugekommen waren, wie der Konzern mitteilte.

"In diesen Ergebnissen sehen wir ermutigende Zeichen, dass wir die richtigen Maßnahmen für gesundes Wachstum ergreifen", sagte Vorstandschef Brian Sullivan. Insgesamt zählt der Sender nun 2,5 Millionen Kunden. Der Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verringerte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von knapp 88 Millionen Euro auf 54,9 Millionen Euro im abgelaufenen Quartal. Der Umsatz wuchs um 34,6 Millionen Euro auf 243,2 Millionen Euro. Unter dem Strich steht ein Minus 89,3 Millionen Euro (Vorjahresquartal - 116,7). Auch für das gesamte Jahr rechnet Sky weiter mit Verlusten.

Bertelsmann mit großem Gewinnschub

Die Erholung auf den Werbemärkten beschert Bertelsmann volle Kassen. Europas größter Medienkonzern legte in den ersten neun Monaten einen Gewinnsprung auf 357 Millionen Euro hin, wie Bertelsmann mitteilte. Im Vorjahreszeitraum hatte die Wirtschaftskrise noch ein Minus von 246 Millionen Euro verursacht.

Bertelsmann macht ein Viertel seiner Umsätze mit Werbung. Insgesamt stiegen die Erlöse von Januar bis September um 3,5 Prozent auf elf Milliarden Euro. Die Gütersloher bekräftigten ihre Prognosen. Demnach plant das Unternehmen dieses Jahr ein Konzernergebnis von mehr als 500 Millionen Euro ein.

Optimismus bei ProSiebenSat.1

Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 zeigt sich aufgrund des positiven Verlaufs der ersten neun Monate 2010 für das laufende Quartal optimistisch. Das Unternehmen blicke zuversichtlich in das letzte Vierteljahr, auch wenn das vierte Quartal aufgrund der insbesondere im deutschen Kernmarkt "anspruchsvolleren" Vorjahresvergleichszahlen voraussichtlich nicht das hohe Wachstumsniveau der Vorquartale erwarten lasse, teilte ProSiebenSat.1 bei Vorlage der endgültigen Drittquartalszahlen mit.

"Wir sind im Oktober gut in das Schlussquartal gestartet, das branchentypisch das wichtigste Quartal des Jahres ist", sagte Konzernchef Thomas Ebeling. Anfang November hatte ProSiebenSat.1 bereits die Eckdaten für das dritte Vierteljahr veröffentlicht, die den seit einigen Quartalen bestehenden Aufwärtstrend untermauerten. So stieg der Umsatz zwischen Juli und Ende September gegenüber dem Vorjahr um zwölf Prozent auf fast 627 Millionen Euro, während das bereinigte Ebitda um rund 64 Prozent auf knapp 155 Millionen Euro zulegte.

Das Leben kehrt zurück: Die Wolfsburger wollen am Standort Osnabrück jährlich mindestens 30.000 Cabrios bauen und dazu in Osnabrück 300 Millionen Euro etwa für Fahrzeugentwicklungen, Produktinvestitionen und Anlaufkosten investieren. Nach der Insolvenz von Karmann hatten die Wolfsburger große Teile des alten Werks übernommen und bereiten derzeit die Produktion des Golf Cabrio vor, die im Frühjahr 2011 starten soll. Bis Ende 2011 sollen wieder 1800 Menschen an dem Standort arbeiten. Volkswagen kommentierte den Bericht nicht.

ACS macht Ernst

Der spanische Baukonzern ACS hat die Angebotsunterlagen für die geplante Übernahme der Hochtief AG bei der deutschen Finanzaufsichtsbehörde BaFin eingereicht. Dies bestätigte ein ACS-Sprecher. Die Behörde hat nun maximal 15 Tage Zeit, um die Unterlagen zu prüfen.

Erst dann beginnt die offizielle Vierwochen-Frist, in der die Hochtief-Aktionäre die Offerte annehmen können. Die Actividades de Construccion y Servicios SA (ACS) hält bereits knapp 30 Prozent an dem Essener Baukonzern und hatte im September ein Übernahmeangebot für alle ausstehenden Anteile mittels Aktientausch angekündigt. So sollen Hochtief-Aktionäre für je fünf Aktien acht ACS-Papiere erhalten. ACS will seinen Anteil nach eigenen Angaben nur auf knapp über 50 Prozent aufstocken, um Hochtief dann in seiner Bilanz konsolidieren zu können. Hochtief fasst das Angebot als feindlich auf.

Wirbel um RWE-Boss Großmann

RWE-Chef Jürgen Großmann (58) musste sich wegen Herzproblemen einem ärztlichen Eingriff unterziehen. Er sei wegen Herzkammerflimmerns behandelt worden und erhole sich jetzt im Ausland, bestätigte RWE-Finanzvorstand Rolf Pohlig in der Telefonkonferenz zu den Quartalszahlen auf Nachfrage.

Die Bild-Zeitung hatte von dem Eingriff berichtet. Die Ärzte hätten Großmann drei Wochen Ruhe verordnet, heißt es in dem Bericht. "Ende November komme ich zurück und bin dann wieder mit Leib und Seele unterwegs für RWE", zitiert Bild den RWE-Manager.

Zuvor hatte es vom Unternehmen zurückgewiesene Medienspekulationen gegeben, Großmann sei amtsmüde. Der Vertrag des RWE-Chefs läuft bis zum Herbst 2012. RWE-Finanzchef Rolf Pohlig hat zugleich Berichte über ein Zerwürfnis mit Konzernlenker Jürgen Großmann zurückgewiesen. Vielmehr nutzte er eine Telefonkonferenz mit Journalisten, um die Gemeinsamkeiten der beiden Manager hervorzuheben. "Wir kommen aus derselben Stadt. Wir haben dieselbe Schule besucht. Jürgens Klassenlehrer war mein Mathematiklehrer", berichtete er.

Beide seien in demselben Rotary-Club aufgenommen worden. Und schließlich hätten sie - allerdings im Abstand von 20 Jahren - im selben Stadtteil von Mülheim an der Ruhr gelebt. "Wir kennen dieselbe Stammkneipe."

In Medienberichten hatte es mehrfach geheißen, dass Großmann Pohlig loswerden wolle. Das Nachrichtenmagazin Spiegel hatte in dieser Woche berichtet, der RWE-Chef wolle eine Vertragsverlängerung von Pohlig um zwei bis drei Jahre verhindern.

Der Vertrag des 57-Jährigen, der 2007 vom Konkurrenten E.ON kam, läuft Ende 2011 aus. Sollte er verlängert werden, bliebe Pohlig bei RWE länger an Bord als Großmann.

Der 58-jährige Vorstandschef ist bis Ende September 2012 bestellt. Er hat erklärt, nur eine Amtszeit zur Verfügung zu stehen. Pohlig sagte, es sei völlig normal, dass es in einem Vorstand Leute mit unterschiedlichen Auffassungen gebe. Es sei Sache des Aufsichtsrates, den Vorstand so zusammenzustellen, dass die Funktionen und Meinungen zusammenpassten. "Mehr habe ich dazu nicht zu sagen."

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