Wirtschaft kompakt:Schwerer Schlag für Toyota

Der weltweit größte Autohersteller Toyota muss erneut 1,7 Millionen Autos zurückrufen. Außerdem: Hochtief erleidet den nächsten Rückschlag. Das Wichtigste in Kürze.

Der japanische Hersteller Toyota ruft erneut Autos in die Werkstätten zurück. In Deutschland sind insgesamt etwas mehr als 24.000 Fahrzeuge des Typs Avensis und des Typs Lexus IS 250 betroffen, wie Toyota mitteilte. Weltweit werden rund 1,7 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen.

Bei Avensis-Modellen mit 2,0-Liter-und 2,4-Liter Benzindirekteinspritzer, die zwischen Juli 2000 und September 2008 produziert wurden, könnten ein Dichtring am Rückschlagventil der Kraftstoff-Hochdruckpumpe sowie die Hochdruck-Kraftstoffleitung möglicherweise verspröden, hieß es weiter. Das könne zu Lecks führen. Weltweit hätten Kunden in 117 Fällen Kraftstoffgeruch beanstandet, in Europa sei bislang kein Fall bekannt geworden.

Bei den betroffenen Lexus-Modellen könne der Drucksensor an der Kraftstoffleitung der Benzindirekteinspritzung nicht ordentlich festgeschraubt sein, was zu Undichtigkeiten führen könne. Der nach Absatz führende Autokonzern der Welt hat seit Ende 2009 weltweit mehrere Millionen Autos wegen Qualitätsproblemen wie klemmender Gaspedale zurückgerufen.

DIW erwartet geringeres Wachstum

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) rechnet im laufenden Jahr mit einem geringeren Wachstum als 2010. Zwar bleibe das wirtschaftliche Umfeld günstig. Nach den massiven Einbrüchen während der Krise hätten im vergangenen Jahr aber Aufholeffekte einen großen Teil zum Wachstum beigetragen, sagte Ferdinand Fichtner, Leiter der Querschnittsgruppe Konjunkturpolitik am DIW Berlin bei der Vorstellung des DIW-Konjunkturbarometers für Januar.

Für das erste Quartal 2011 erwartet das DIW eine Produktionssteigerung von 0,6 Prozent. Dies werde durch die gute Auftragslage in der Industrie gestützt, hieß es. Besonders kräftig sei der Zugang der Neubestellungen im November bei den Investitionsgütern gewesen. Dabei habe das nichteuropäische Ausland mit einem Plus von 21,6 Prozent eine tragende Rolle gespielt. "Diese beeindruckende Entwicklung zeigt, dass das Potential der deutschen Exportbranche bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist", sagte Fichtner.

Zum Ende des vergangenen Jahres haben die strengen Witterungsbedingungen das Wirtschaftswachstum leicht gedämpft. Nach Schätzung des DIW ist die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal 2010 um 0,5 Prozent gewachsen. "Im Jahresdurchschnitt 2010 kommen wir so trotzdem noch auf eine Zunahme von 3,6 Prozent. Hiermit legt die deutsche Wirtschaft eine blendende Bilanz im internationalen Vergleich vor", sagte DIW-Konjunkturexperte Vladimir Kuzin. Im Dezember hatte das DIW für das Schlussquartal noch einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 0,7 Prozent prognostiziert.

SAP erhöht Dividende

Europas größter Softwarekonzern SAP rechnet nach dem jüngsten Umsatzrekord im laufenden Jahr mit einem weiteren kräftigen Anstieg der Software- und Wartungserlöse. Die Lizenzerlöse aus dem Verkauf von Software und Wartungsverträgen stiegen 2011 voraussichtlich um zehn bis 14 Prozent, teilte SAP mit. Wechselkurseinflüsse sollen dabei außer Betracht bleiben.

Das Betriebsergebnis (Non-IFRS) werde in einer Spanne von 4,45 bis 4,65 Milliarden Euro erwartet, nachdem SAP im Jahr 2010 vier Milliarden Euro erwirtschaftet hatte. Die operative Marge werde daher im laufenden Geschäftsjahr um 0,5 bis 1,0 Prozentpunkte zum Vorjahreswert von 31,9 Prozent steigen.

Trotz einer möglichen milliardenschweren Schadenersatzzahlung an den Konkurrenten Oracle, zu der eine US-Jury SAP Ende November verurteilte, will der weltgrößte Anbieter von Unternehmenssoftware für das Jahr 2010 mehr Dividende an die Anteilseigner ausschütten. Die Dividende solle um ein Fünftel auf 60 Cent je Aktie erhöht werden. Über die Höhe muss die Hauptversammlung im Frühjahr entscheiden. Die jüngste Jury-Entscheidung im Oracle-Verfahren sei "unverhältnismäßig und falsch", erklärte SAP. Das Unternehmen erwäge, Berufung einzulegen.

Übernahme: Rückschlag für Hochtief

Die deutsche Finanzaufsicht Bafin hat bei der Übernahme des deutschen Baukonzerns Hochtief keine illegalen Absprachen nachgewiesen. Sie habe "weder Anhaltspunkte für mündliche oder schriftliche Verträge noch für sonstige Absprachen über den gemeinsamen Erwerb von Aktien der Hochtief AG feststellen können", hieß es. Auch habe die Finanzaufsicht keine Stimmrechtsabsprachen zwischen den Gesellschaften ermitteln können.

ACS will die Mehrheit an Hochtief übernehmen und hält bislang rund ein Drittel der Aktien. Der US-Finanzinvestor Southeastern war Großaktionär sowohl bei Hochtief als auch bei ACS und hatte dem spanischen Konzern seine Hochtief-Aktien angeboten.

Darin hatte Hochtief nach eigenen Angaben "Auffälligkeiten" gesehen, die Bafin nahm Ermittlungen auf. Hätte die Behörde eine Abstimmung zwischen ACS und dem Finanzinvestor festgestellt, hätte sie die Übernahme verbieten können.

Rekordumsatz für Bosch

Der weltgrößte Autozulieferer Bosch hat 2010 den höchsten Umsatz seiner Firmengeschichte erzielt. Die Erlöse stiegen um 24 Prozent auf 47,3 Milliarden Euro, wie Unternehmenschef Franz Fehrenbach sagte. Das Ergebnis vor Steuern werde nach vorläufigen Zahlen wieder deutlich positiv sein und zwischen 3,3 und 3,8 Milliarden Euro liegen. Im Vorjahr hatten die Schwaben noch erstmals in der Nachkriegsgeschichte Verluste verbucht, ein Minus von 1,2 Milliarden Euro fiel damals an.

Als Gründe für den kräftigen Aufschwung nannte Fehrenbach den kräftigen Anstieg der weltweiten Autoproduktion und das boomende Auslandsgeschäft. Vor allem in Asien und Südamerika machte Bosch Boden gut. Wegen der hohen Nachfrage nach Autos sowie im Maschinen- und Anlagenbau habe man auch die Zahl der Beschäftigten im Konzern deutlich erhöht. Um rund 128.00 stieg die Mitarbeiterzahl auf etwa 283.500. In Deutschland gab es ein Plus von 1900 auf 113.600 Beschäftigte.

Für das Jahr 2011, in dem das Unternehmen sein 125-jähriges Bestehen und den 150. Geburtstag von Firmengründer Robert Bosch feiert, hat sich der Manager noch höhere Ziele gesteckt: "Bosch wird 2011 erstmals die 50-Milliarden-Euro-Umsatzmarke überschreiten", kündigte Fehrenbach an. "Wenn sich die Wachstumsdynamik so fortsetzt, wird Bosch bis Ende 2011 rund 300.000 Menschen beschäftigen."

Der aktuelle Erfolg des Technologie- und Dienstleistungskonzerns wirkt sich auch auf die Konten der Mitarbeiter aus. Rund 100.000 Mitarbeiter in Deutschland bekommen eine Erfolgsprämie in Höhe von bis zu einem halben Monatsgehalt. Anlässlich des Doppeljubiläums kommt noch ein von den Dienstjahren abhängiger Treuebonus für alle Beschäftigten weltweit hinzu. Insgesamt schüttet Bosch eine Jubiläumszahlung von rund 180 Millionen Euro aus. Die endgültigen Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr will das Management des Stuttgarter Konzerns am 14. April bekanntgeben.

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