Wirtschaft kompakt:Schlecker spekuliert auf Woolworth-Filialen

Billig bleibt billig: Schlecker ist an Standorten von Woolworth interessiert. Außerdem: Boeing wachsen die Probleme mit dem Dreamliner über den Kopf.

Die Insolvenzmasse der insolventen Woolworth-Kette ist offenbar auch attraktiv für andere Handelsketten. Ein Teil der bedrohten Standorte könnte nun von der Drogeriekette Schlecker übernommen werden. Eine Sprecherin des Bundeskartellamtes bestätige, dass Schlecker am 10. August den Antrag gestellt habe, 71 der etwa 310 Woolworth-Filialen zu übernehmen. Das Vorhaben der Drogeriemarktkette werde nun geprüft.

Schlecker, AP

Interesse an Woolworth-Standorten: Schlecker will beim insolventen Billig-Warenhaus einziehen.

(Foto: Foto: AP)

Einschätzungen über die Chancen auf Genehmigung wollte die Sprecherin nicht abgeben. Bei Schlecker war zunächst kein Sprecher für eine Stellungnahme zu erreichen. Ein Sprecher des Woolworth-Insolvenzverwalters Ottmar Hermann, sagte, es gebe mehrere Interessenten. Mit diesen verhandle der Insolvenzverwalter. Namen würden allerdings nicht genannt.

Die Billig-Kaufhauskette Woolworth hatte am 14. April Insolvenz angemeldet. Das Traditionsunternehmen beschäftigt etwa 9300 Mitarbeiter. Der 1926 gegründete Filialhändler gehörte seit 2007 der britischen Investment- und Beratungsgesellschaft Argyll Partners. Zum Sortiment gehören etwa 50.000 Artikel aus den Bereichen Bekleidung, Wäsche, Schreib-, Spiel- und Haushaltswaren, Heimtextilien und Drogerieartikel.

Anfang Juli 2009 hatte der Gläubigerausschuss der Kaufhauskette dem Fortführungskonzept von Insolvenzverwalter Ottmar Hermann zugestimmt. Damit sollen die Warenhäuser an mindestens 150 Standorten weitergeführt werden.

Boeing: Pannenserie beim Prestigeflieger

Der amerikanische Flugzeughersteller Boeing kämpft bei seinem Prestigeprojekt Dreamliner mit massiven Problemen. Wegen neuer Fehler musste der Konzern die Produktion von Rumpfteilen für die ohnehin schon über zwei Jahre verspätete Boeing 787 in einem Werk des italienischen Partners Alenia stoppen.

Der Grund seien Fehler in der Außenhaut der Kohlefaser-Konstruktion, bestätigte eine Boeing-Sprecherin. Erst im Juni hatte der Flugzeughersteller völlig überraschend den Erstflug des Langstreckenflugzeugs bereits zum fünften Mal auf noch unbestimmte Zeit verschoben. Ebenfalls als heikel erwiesen sich Probleme mit der komplizierten Kunststoff-Technik an der Verbindung zwischen Rumpf und Flügeln.

Besonders pikant: Schon damals waren Boeing die nun eingeräumten Fehler an den Teilen aus dem italienischen Alenia-Werk bekannt. Der Hersteller verschwieg sie aber. Seitdem würden in der Fabrik im süditalienischen Grottaglie keine neuen Rumpfteile mehr gefertigt, bestätigte eine Boeing-Sprecherin.

Der Terminplan des neuen Dreamliners lief Boeing vor allem aus dem Ruder, weil der Hersteller aus Zeit- und Kostengründen so stark wie nie zuvor auf Zulieferer setzte. Alenia ist nur einer von Betrieben weltweit, die für Boeing arbeiten. Inzwischen holte der Konzern viele Arbeiten wieder in die eigenen Werke zurück und kaufte dafür sogar Zulieferer auf.

Die Produktion des Dreamliners wird für Boeing damit immer mehr zu einem Alptraum. Dem Hersteller drohen bisher nicht bezifferte hohe finanzielle Belastungen durch Entschädigungen für Kunden, die auf ihre Maschinen warten. Einige Fluggesellschaften stornierten ihre Bestellungen bereits. Mit zuletzt rund 850 Aufträgen von gut 50 Fluggesellschaften ist das Modell aber noch immer das meist bestellte Flugzeug der Konzerngeschichte.

Bis spätestens Ende September will Boeing nach jüngsten Angaben einen neuen Zeitplan für den Dreamliner vorlegen.

Thyssen-Krupp senkt Prognose

Deutschlands größter Stahlhersteller taumelt mehr schlecht als recht durch die Wirtschaftskrise. Zwischen April und Juni rutschte Thyssen-Krupp noch tiefer als erwartet in die roten Zahlen.

Unterm Strich stand ein Nettoverlust von 630 Millionen Euro, Analysten hatten mit einem niedrigeren Verlust gerechnet. Im Vorjahreszeitraum hatte Thyssen-Krupp noch einen Überschuss von 613 Millionen Euro erzielt. Der Umsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel auf 9,3 Milliarden Euro zurück. Der Auftragseingang sank um 44 Prozent.

Das Geschäft mit Stahl sei von erheblichen Mengen- und Preisrückgängen belastet gewesen, teilte der Konzern mit. In der Industriegütersparte hinterließ die Rezession vor allem im Autozulieferbereich, im zivilen Schiffbau und bei Komponenten für den Baumaschinenbereich tiefe Spuren in der Bilanz. Dagegen blieb das Geschäft mit Fahrstühlen, im Anlagenbau und bei Großwälzlagern für den Energiesektor relativ robust.

Für das Ende September zu Ende gehende Geschäftsjahr zeigte sich Unternehmenschef Ekkehard Schulz pessimistisch. Der Vorstand erwarte nun einen Verlust vor Steuern und Sonderposten - dazu zählen Restrukturierungs- und Projektkosten sowie Wertberichtigungen der Vorräte - in "höherer dreistelliger Millionen-Euro-Größe". Bislang hatte der Konzern einen bereinigten Vorsteuerverlust in mittlerer bis hoher dreistelliger Millionenhöhe in Aussicht gestellt.

Der Konzern hat wegen der Krise einen umfassenden Umbau eingeleitet. Allein dadurch will der Vorstand künftig pro Jahr 500 Millionen Euro sparen. Insgesamt sollen die Kosten in den kommenden 15 Monaten dauerhaft um eine Milliarde Euro sinken. Auf betriebsbedingte Kündigungen will Thyssen-Krupp verzichten.

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