Wirtschaft kompakt:Schaeffler torpediert Conti-Kapitalerhöhung

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Schaeffler fürchtet, seine Anteile bei Continental könnten verwässern und stänkert gegen die geplante Kapitalerhöhung. Außerdem: Die Löhne steigen wieder.

Beim hoch verschuldeten Automobilzulieferer Continental gefährdet Großaktionär Schaeffler einem Zeitungsbericht zufolge die dringend notwendige Refinanzierung.

Die geplante Kapitalerhöhung bei Continental stößt bei Großaktionär Schaeffler auf wenig Gegenliebe. (Foto: Foto: AP)

Die angestrebte Kapitalerhöhung könnte deutlich geringer ausfallen als geplant und damit die gesamte Umschuldung infrage stellen, schreibt das Handelsblatt mit Verweis auf Finanzkreise.

Beteiligte berichteten dem Blatt von einem Eklat im Umfeld der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Dienstag. Schaeffler-Vertrauter und Aufsichtsratsmitglied Rolf Koerfer habe durchsetzen wollen, dass nur 30 Millionen neue Aktien ausgegeben werden. Ziel sei es, die Beteiligung des fränkischen Familienunternehmens nicht zu stark zu verwässern. Schaeffler hält knapp die Hälfte an Conti direkt und hat weitere rund 40 Prozent der Anteile bei Banken geparkt.

Nach aktuellen Kursen sowie unter Berücksichtigung des bei der Ausgabe neuer Aktien üblichen Abschlags bekäme Conti damit statt geplanter bis zu 1,5 Milliarden Euro nur knapp eine Milliarde Euro in die klamme Kasse. Diese Summe sei die Untergrenze für eine Einigung mit den fast 60 Gläubigerbanken über die Verlängerung der Kredite, so die Zeitung. Im nächsten August wird die Rückzahlung einer Tranche von 3,5 Milliarden Euro fällig.

Neben der Kapitalerhöhung drängen die Banken dem Bericht zufolge darauf, dass Conti eine Hochzinsanleihe über bis zu 1,5 Milliarden Euro begibt. Die Hannoveraner wollten dem Blatt gegenüber keine Stellungnahme abgeben. Ein Schaeffler-Sprecher sagte, "es ist noch nichts entschieden". Continental hat sich eine Frist bis Ende März 2010 gesetzt, um eine Refinanzierungslösung zu finden.

Die deutsche Wirtschaft sprüht vor Optimismus

Zum neunten Mal in Folge hat sich die Stimmung in der deutschen Wirtschaft verbessert. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg im Dezember stärker als von Analysten erwartet von 93,9 Punkten auf 94,7 Punkte. Die 7000 befragten Unternehmen beurteilten ihre Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate leicht besser als noch im November, wie das Münchner Ifo-Institut mitteilte. Auch ihre aktuelle Lage schätzten sie positiver ein als im Vormonat.

"Nach dem scharfen Einbruch im vergangenen Winter wirken die aktuellen Umfrageergebnisse wie ein Weihnachtsgeschenk", erklärte Ifo-Chef Hans-Werner Sinn. "Die zuversichtlichen und die skeptischen Zukunftsbewertungen gleichen sich nahezu aus." Bei den Industrieunternehmen seien die Personalplanungen etwas weniger stark auf Beschäftigungsreduzierung ausgerichtet als bislang.

Die Exportfirmen rechnen der Umfrage zufolge in den kommenden Monaten mit einem besseren Auslandsgeschäft. Insgesamt sind die Geschäftserwartungen der Industrie weiterhin positiv, jedoch etwas weniger als im Vormonat. Die Industriefirmen sind den Ifo-Experten zufolge mit ihrer aktuellen Lage weniger unzufrieden als im November. "Trotz dieser Besserung ist die Geschäftslage allerdings immer noch schlechter als nach dem Anschlag auf das World Trade Center", erklärte Sinn.

Die Reallöhne steigen wieder

Die Beschäftigten in Deutschland hatten im dritten Quartal erstmals in 2009 mehr Geld in der Tasche. Die Reallöhne stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 0,6 Prozent, berichtete das Statistische Bundesamt. Dazu trugen die gestiegenen Bruttomonatsverdienste mit 0,4 Prozent bei und die gesunkenen Verbraucherpreise mit 0,2 Prozent. In den Vorquartalen hatte es jeweils ein Minus bei den Reallöhnen im Vergleich zum Vorjahr gegeben.

Allerdings verlief die Entwicklung nicht gleichmäßig: Vor allem in den Industriebetrieben wurde kurz gearbeitet, was auf die Löhne und Gehälter durchschlug. Die Reallöhne sanken im Verarbeitenden Gewerbe binnen Jahresfrist um drei Prozent. Dabei wird jedoch das zum Ausgleich gezahlte staatliche Kurzarbeitergeld nicht in der Einkommensstatistik berücksichtigt. Besser ging es den Beschäftigten in nahezu allen anderen Branchen. Lehrer und Erzieher konnten sich im Schnitt über vier Prozent höhere Reallöhne freuen, in anderen Teilen des öffentlichen Dienstes gab es 3,8 Prozent mehr.

Die höchsten Verdienste gab es mit einem durchschnittlichen Bruttomonatsgehalt von 4177 Euro im Wirtschaftszweig Information und Kommunikation. Der Schnitt lag bei 3151 Euro, während die Beschäftigten im Gastgewerbe mit 1880 Euro zurechtkommen mussten.

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