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Wirtschaft kompakt:SAP: Gut ist nicht gut genug

SAP präsentiert passable Quartalszahlen, doch um den Erzrivalen Oracle zu stellen, fehlt ein ganzes Stück. Außerdem: Nachlässigkeiten kosten GlaxoSmithKline eine deftige Strafe. Das Wichtigste in Kürze.

Der Softwarekonzern SAP nimmt nach den Einbußen durch die Wirtschaftskrise wieder Fahrt auf. In den Monaten Juli bis September erlöste der Weltmarktführer für Unternehmens-Software mit dem Verkauf neuer Lizenzen 656 Millionen Euro und erwirtschaftete damit ein Viertel mehr als vor Jahresfrist, wie SAP am Unternehmenssitz in Walldorf mitteilte.

Mit dem Erzrivalen Oracle, der SAP wegen Datendiebstahls verklagt hat, zog Europas größte Software-Schmiede gleich: Auch der US-Datenbankanbieter hatte in seinem jüngsten Geschäftsvierteljahr deutlich mehr Software an Firmenkunden verkauft und die Lizenzerlöse um ein Viertel gesteigert.

"Das Geschäft hat sich bei kleinen, mittleren und großen Unternehmen positiv entwickelt", zog SAP-Finanzvorstand Werner Brandt Bilanz unter das abgelaufene Vierteljahr.

Das durchschnittliche Auftragsvolumen sei gestiegen, was darauf hindeutet, dass die Unternehmen ihre Investitionsscheu abgelegt haben. Der schwächere Euro-Wechselkurs zum Dollar half SAP beim Verkauf ebenso wie die milliardenschwere Übernahme des Wettbewerbers Sybase.

Doch während SAP bei den Umsatzerlösen für Software-Lizenzen und -Wartung die von den jüngsten Oracle-Zahlen beflügelten Prognosen der Analysten erfüllte, verfehlten die Walldorfer die Gewinnerwartungen.

Der Überschuss kletterte im dritten Quartal ohne Berücksichtigung von Wechselkursen und Sondereffekten durch den Sybase-Kauf um 21 Prozent auf 605 Millionen Euro. Mit der um Einmaleffekte bereinigten operativen Marge von 29,1 Prozent (Vorjahr: 27,4 Prozent) sei SAP etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben, urteilte DZ-Bank-Analyst Oliver Finger.

Einige Investoren hätten zudem auf eine Erhöhung der Wachstumsprognose für das Geschäftsjahr 2010 gehofft und seien enttäuscht worden. "Das signalisiert, dass SAP vor dem vierten Quartal weiterhin vorsichtig bleibt", sagte der Analyst.

Volkswagen strotzt auf dem Weg an die Weltspitze vor Kraft: Europas größter Autohersteller steigerte den Vorsteuergewinn dank des boomenden Geschäfts in China und sprudelnder Erträge bei den Hauptmarken Audi und VW im dritten Quartal auf 2,8 Milliarden Euro - mehr als zehnmal soviel wie vor Jahresfrist.

Der Umsatz kletterte zugleich um fast ein Fünftel auf über 30 Milliarden Euro. Konzernchef Martin Winterkorn sieht Europas größten Autobauer damit auf gutem Weg, die Weltspitze zu erobern. "Wir haben in den ersten drei Quartalen unsere sehr erfolgreiche Geschäftsentwicklung fortgesetzt und liegen damit auf einem guten Kurs, um die Ziele unserer Strategie 2018 zu erreichen."

Bis dahin will Volkswagen Weltmarktführer Toyota ablösen. Analysten trauen dem Konzern zu, dieses Ziel auch früher zu schaffen. "2016, 2017 ist machbar", ist Frank Schwope, Autoexperte der NordLB, überzeugt.

Auch interne Planungen von VW gehen offenbar von einer schnelleren Steigerung aus. Dazu will sich der Konzern nicht äußern. Schwope sagte, die größte Herausforderung für VW sei derzeit, ausreichend neue Kapazitäten zu schaffen, um die weltweit steigende Nachfrage zu bedienen.

Nach Meinung von Christian Breitsprecher von Sal Oppenheim profitiert VW derzeit auch davon, dass die hohe Nachfrage auf geringe Lagerbestände stößt. Dies schlage sich in besseren Preisen nieder.

IBM öffnet seine vollen Kassen. Der auch während der Wirtschaftskrise erfolgreiche US-Computerkonzern stockt sein Aktienrückkaufprogramm um satte zehn Milliarden Dollar auf.

Damit kann IBM nun insgesamt 12,3 Milliarden Dollar ausgeben, um eigene Anteilsscheine zu erwerben. Werden diese anschließend vom Markt genommen, erhöht sich für die verbliebenen Aktionäre der Gewinnanteil, der auf ihre Wertpapiere entfällt.

Sie profitieren davon in Form von Kurssteigerungen und höheren Dividenden. Der Verwaltungsrat machte am Dienstag das nötige Geld locker und genehmigte den Aktionären gleichzeitig eine Quartalsdividende von 65 Cent.

Damit hat das Urgestein der Computerbranche nach eigenen Angaben seit 1916 in jedem Quartal ohne Unterbrechung Ausschüttungen vorgenommen.

Die Ursprünge von IBM reichen bis in die Lochkarten-Ära zurück. Mittlerweile verdient der Konzern den Großteil seine Geldes aber nicht mehr mit Hardware, sondern mit Service für Firmen.

Wer schlampt, muss büßen: Eine verseuchte Babysalbe, ein wirkungsloses Antidepressivum, ein falsches Mittel in der Packung - über Jahre hinweg herrschten chaotische Zustände in einer inzwischen geschlossenen Fabrik des Pharmariesen GlaxoSmithKline. Dafür bekommt der britische Konzern nun eine deftige Strafe aufgebrummt. Glaxo muss in den Vereinigten Staaten 750 Millionen Dollar (540 Millionen Euro) zahlen.

Das US-Justizministerium sieht es als erwiesen an, dass das Unternehmen verunreinigte oder mit falschen Inhaltsstoffen versehene Medikamente verkauft hat.

Sechs Jahre lang hatten die Behörden ermittelt, am Ende einigten sich die beiden Seiten auf einen Vergleich. GlaxoSmithKline räumte ein, die Produktion im Werk Cidra in Puerto Rico sei mangelhaft gewesen. Eine Entschuldigung an die Patienten blieb aber aus.

Stattdessen freute sich Chefjustiziar Elpidio "PD" Villarreal, dass das schon so lange laufende Verfahren endlich vom Tisch sei. Er versicherte, dass es sich um einen Einzelfall gehandelt habe.

Die Schlampereien in der Fabrik, die Staatsanwalt Tony West auflistete, klingen unglaublich: Mal wurden die Medikamente während der Produktion verunreinigt, mal wurden sie durcheinandergebracht und in falsche Flaschen abgefüllt, mal stimmten die Inhaltsstoffe nicht.

Inwieweit Menschen am Ende geschädigt wurden, blieb allerdings offen. Im vergangenen Jahr machte GlaxoSmithKline die Fabrik schließlich dicht - offiziell, weil die dort hergestellten Medikamente nicht mehr gefragt waren. Auch das wegen erhöhter Herzinfarktgefahr ins Gerede gekommene, in Deutschland vom 1. November an verbotene Diabetesmittel Avandia wurde in Cidra hergestellt. Insgesamt liefen dort rund 20 Präparate vom Band. Cidra gehörte zeitweise zu den größten Werken von GlaxoSmithKline.

Eine ehemalige Qualitätsmanagerin hatte den Konzern nach Angaben ihrer Anwälte schon 2002 auf die Probleme hingewiesen - und sogar die Schließung empfohlen. Sie war demnach aber auf taube Ohren im Management gestoßen. Als sie nicht aufhörte, die Missstände anzuprangern, wurde sie nach Angaben ihrer Anwälte schließlich gefeuert. Daraufhin wandte sie sich 2004 an die US-Behörden.

Der Tipp rechnete sich jetzt: Als Informantin steht ihr nach amerikanischem Recht eine saftige Belohnung zu. Die Frau kassiert alleine von der Regierung in Washington 96 Millionen Dollar - laut New York Times die höchste Summe, die ein sogenannter Whistleblower jemals einstreichen konnte. Hinzu kommen weitere Millionen aus den Bundesstaaten.

Die Deutschen bleiben im internationalen Vergleich die umsatzstärksten Kunden der schwedischen Möbelhauskette Ikea. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschafteten die 45 Deutschland-Filialen 3,48 Milliarden Euro und damit 15 Prozent des weltweiten Umsatzes, wie der Konzern mitteilte.

Auf Platz zwei folgten die USA mit einem Anteil von elf Prozent. Frankreich trug zehn Prozent der Einnahmen bei. Weltweit setzte Ikea von September 2009 bis Ende August 2010 rund 23,1 Milliarden Euro um, 7,7 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Trotz der seit 2006 um 20 Prozent gesunkenen Ausgaben der Deutschen für Möbel- und Einrichtungsgegenstände habe Ikea den Umsatz im zurückliegenden Geschäftsjahr um 4,2 Prozent steigern können, erklärte das Unternehmen.

Es sei gelungen, mehr Besucher als Kunden zu gewinnen und jeden Einkauf im Durchschnitt auf 75,97 Euro zu erhöhen. Ikea gab erstmals seinen Umsatz in Deutschland bekannt. Der Konzern ist nicht börsennotiert und unterliegt daher keinen Berichtspflichten.

Wieder gibt es Ärger in der Lebensmittelbranche: Der Hersteller der Gutfried- Produkte startet bei seiner Geflügelfleischwurst eine Rückrufaktion. Bei bestimmten Chargen seien in Stichproben Metallsplitter eines Schneidegerätes gefunden worden, sagte eine Sprecherin des Herstellers Nölke aus Versmold. Betroffen sei ausschließlich die Gutfried-Geflügelfleischwurst in 400-Gramm-Verpackung mit Mindesthaltbarkeitsdatum 19.11.2010, die an die Kette Kaufland geliefert worden sei.

"Um jede Gefahr auszuschließen, werden die Verbraucher gebeten, die schon gekaufte Ware nicht zu verzehren, sondern bei den Verkaufsstellen gegen Erstattung des Kaufpreises zurückzugeben." In weiteren Proben wurden keine Splitter gefunden.

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