Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft kompakt:Rückrufaktion - jetzt auch bei Porsche

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Das Gurtsystem funktioniert nicht richtig - daher ruft Porsche alle Panamera-Modelle zurück. Außerdem: Opel trennt sich endgültig vom Werk Antwerpen. Endgültig.

Nicht nur Toyota machen Qualitätsprobleme zu schaffen - auch die Stuttgarter Sportwagenschmiede Porsche muss nun Autos zurückrufen.

Weltweit seien rund 11.300 Fahrzeuge der neuen Baureihe Panamera betroffen, in Deutschland gut 1500 Autos der viertürigen Limousine, sagte ein Porsche-Sprecher.

Nach der Verstellung der Sitze könne es zu Problemen mit den Gurtstraffern kommen, die Porsche von einem Zulieferer bezieht. "Es handelt sich um eine vorsorgliche Maßnahme", sagte der Sprecher.

In die übrigen Porsche-Baureihen würden andere Gurtsysteme eingebaut. Die Porsche-Aktie gab nach der Bekanntgabe der Rückrufaktion mehr als drei Prozent nach.

Zuletzt hatte vor allem der japanische Autohersteller Toyota mit dem Rückruf von weltweit rund 2,3 Millionen Pkw wegen klemmender Gaspedale, rutschender Fußmatten und defekter Bremsen Schlagzeilen gemacht.

Opel trennt sich von Antwerpen

Der Autohersteller Opel wird sich wie geplant zum Jahresende von seinem Werk in Antwerpen trennen. Die Mitarbeiter an dem belgischen Standort stimmten dem Sozialplan mit großer Mehrheit von 76,2 Prozent zu, wie Unternehmen und Betriebsrat mitteilten. Opel erwartet, dass "eine erhebliche Anzahl der Mitarbeiter" das Unternehmen bis Ende Juni verlassen wird.

Die restlichen der 2560 Arbeitnehmer werden spätestens zum Jahresende ausscheiden. Allerdings wird noch bis Ende September nach einem Investor gesucht. Falls sich kein Interessent findet, wird das Werk geschlossen.

Der US-Mutterkonzern General Motors (GM) will mit dem Schritt Überkapazitäten bei der angeschlagenen Tochter abbauen. "Diese Lösung ist ein Meilenstein in unserem Bestreben, Opel für eine erfolgreiche Zukunft aufzustellen", begrüßte Opel-Chef Nick Reilly die Zustimmung zum Sozialplan.

Aus Sicht von Betriebsrat und Gewerkschaften war das vom Management einseitig angekündigte Aus des Werks Antwerpen ein entscheidendes Hindernis für eine Einigung über den Opel- Sanierungsplan. Diese Hürde sei nun aus dem Weg.

Ford überrascht mit Milliardengewinn

Keine Spur von Krise mehr: Der US-Autohersteller Ford hat einen exzellenten Start ins Jahr hingelegt. Im ersten Quartal überraschte der Quartal mit einem Gewinn von unterm Strich 2,1 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum hatte hier noch ein Verlust von 1,4 Milliarden Dollar gestanden.

"Unser Plan funktioniert", frohlockte Firmenchef Alan Mulally. Er hatte den Hersteller umgebaut und verstärkt kleinere Autos ins Programm aufgenommen. Mit einer derart raschen Erholung hatten Branchenkenner aber nicht gerechnet.

Ford ist der einzige der drei großen US-Autokonzerne, der die schwere Krise aus eigener Kraft überlebt hatte. Die Konkurrenten General Motors und Chrysler mussten im vergangenen Jahr Insolvenz anmelden, aus der sie nur mit massiver staatlicher Hilfe wieder herausfanden. Auch zuletzt fielen bei den beiden noch Verluste an.

Die Kunden besonders im wichtigen Heimatmarkt honorierten Fords Stärke. Die Verkäufe sprangen an, der Konzern gewann Marktanteile hinzu. Zwischenzeitlich verkaufte Ford sogar mehr Autos in den USA als der größere Rivale GM. Im ersten Quartal stieg der Umsatz (ohne Sonderfaktoren) um 15 Prozent auf 28,1 Milliarden Dollar.

Auch im zweiten Quartal soll der gute Lauf anhalten. Ford erhöhte die Produktion im Vergleich zum Vorjahreszeitraum kräftig. "Wir bleiben vorsichtig optimistisch", sagte Konzernchef Mulally. Er warnte allerdings, dass die Erholung der Wirtschaft auf wackeligen Beinen stehe und dass es Überkapazitäten in der Autoindustrie gebe.

Wal-Mart droht Milliarden-Klage wegen Diskriminierung

Die US-Supermarkt-Kette Wal-Mart hat bei einem der größten US-Verfahren wegen der Diskriminierung von Frauen einen herben Rückschlag erlitten.

Ein Bundesberufungsgericht lehnte einen Antrag von Wal-Mart ab und ordnete an, dass die Klage als Sammelklage weiter laufen kann.

Mehr als eine Million Frauen könnten sich dem Verfahren anschließen. Damit könnten Milliarden an Dollar an Schadenersatzzahlungen auf den weltgrößten Einzelhändler zukommen.

Wal-Mart wird vorgeworfen, seinen weiblichen Angestellten im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen systematisch weniger gezahlt und sie bei Beförderungen übergangen zu haben. Der Konzern weist dies zurück und will beim Obersten Gericht die Sammelklage anfechten lassen.

Ausgegangen war die Klage 2001 von Betty Dukes, einer Angestellten einer Filiale östlich von San Francisco. Ihr schlossen sich sechs Frauen an. 2004 wurde die Klage als Sammelklage zugelassen. Alle Frauen, die seit Juni 2001 bei Wal-Mart arbeiten oder gearbeitet haben, können sich daran beteiligen.

Konsumklima in Deutschland verbessert sich

Das Konsumklima in Deutschland verbessert sich. Nachdem der seit November 2009 andauernde Abwärtstrend bereits im April zum Erliegen gekommen war, nahm der Konsumklima-Wert der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) für Mai auf 3,8 Zähler zu. Im Vormonat hatte er noch bei revidiert 3,4 Punkten gelegen. Die Voraussetzungen stünden günstig, dass sich diese Entwicklung fortsetze, teilte die GfK mit.

Die Signale für eine Erholung der deutschen Wirtschaft würden stärker, erläuterten die Konsumforscher. Es sehe so aus, als ob die deutsche Wirtschaft die Krise hinter sich gelassen habe und sich nun nach und nach aus der tiefsten Rezession der Nachkriegszeit herausarbeite. Dies nähmen auch die Verbraucher wahr und beurteilten die Konjunkturentwicklung positiver als in den Vormonaten - zumal die Zahl der erwarteten Arbeitslosen nach unten korrigiert wurde.

Auch ihre eigene künftige Finanzlage schätzten die Bürger unter diesem Eindruck optimistischer ein. Die Einkommenserwartung stieg kräftig auf den höchsten Wert seit neun Jahren. Allerdings schlug sich das vorerst nicht in einer höheren Anschaffungsneigung nieder: Die Kauflaune ging aufgrund der gestiegenen Preise für Heizöl und Benzin sogar leicht zurück. Im Vergleich zum Vorjahr jedoch legte dieser Wert deutlich zu.

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