Wirtschaft kompakt:Rekord - na und?

VW legt ein starkes Jahr hin - und drängt doch sofort auf die nächsten Investitionen. Außerdem: RTL verdoppelt seinen Gewinn durch einen boomenden Werbemarkt. Das Wichtigste in Kürze.

30 neue Modelle, 64 Milliarden Euro Investitionen, 50.000 neue Jobs: Volkswagen fühlt sich so stark wie noch nie. Nach dem Rekordjahr 2010 peilt der Konzern nun neue Ziele an. VW-Chef Martin Winterkorn kündigte an, zusätzlich zu den 400.000 Konzernmitarbeitern 50.000 neue Jobs zu schaffen. Allein bis 2015 will VW 64 Milliarden Euro investieren. Damit sollen neue Werke im wichtigsten Markt China gebaut werden. Auch die Produktion im Malaysia und den USA soll gestärkt werden.

Vorschau: VW veroeffentlicht Bilanz

VW will der weltweit stärkste Automobilkonzern werden.

(Foto: dapd)

Winterkorn versprach außerdem "30 Neuheiten" in den nächsten Monaten. Darunter sind das Golf Cabrio, der Kleinwagen Up und der kleine Geländewagen Q3 von Audi. "Wir sind 2010 auf die Überholspur gegangen, und da wollen wird auch im laufenden Jahr bleiben", sagt der VW-Chef.

Das Unternehmen hatte 2010 neue Rekorde bei Umsatz und Gewinn erreicht: Der operative Gewinn stieg um das Siebenfache auf 7,2 Milliarden Euro. Der Umsatz lag mit 126,9 Milliarden Euro um 20,6 Prozent höher als 2009. Die profitabelste Marke des Unternehmens war Audi, gefolgt von Volkswagen und Skoda. Lediglich bei den Töchtern Seat und Bentley gab es Verluste. Bis Ende Februar 2011 steigerte der Gesamtkonzern den Absatz um 17,5 Prozent auf 1,2 Millionen Fahrzeuge.

Der ins Stocken geratene Zusammenschluss von Volkswagen und Porsche steht aus Sicht Winterkorns nicht zur Diskussion. "Der integrierte Konzern wird auf jeden Fall kommen", sagte der Vorstandsvorsitzende.

Winterkorn will VW bis 2018 zum größten Autokonzern der Welt machen. Mit einem Absatz von zehn Millionen Autos will er Toyota von der Spitze verdrängen. Diese Woche hatte der japanische Konkurrent auf die Kampfansage aus Niedersachsen reagiert und sich selbst das Zehn-Millionen-Ziel schon für 2015 vorgenommen. "Dass Toyota nicht ohne Widerstand Platz Nummer eins räumen wird, war uns klar", sagte Winterkorn.

Auch für den Unternehmenslenker selbst war 2010 ein erfolgreiches Jahr: Winterkorn kann sich über ein Jahresgehalt von 9,3 Millionen Euro freuen. Das gesamte achtköpfige Führungsgremium kassiert 36,7 Millionen Euro. Grund für die hohen Gehälter ist ein neuer Bonus, mit dem die langfristige Entwicklung des Unternehmens belohnt wird.

RTL profitiert vom Werbemarkt

Die Werbemärkte boomen wieder und bringen RTL einen satten Gewinn für 2010. Die Bertelsmann-Tochter erwirtschaftete mit 730 Millionen Euro mehr als doppelt so viel wie im Vorjahr, teilte das Unternehmen mit. Der Umsatz der Gruppe stieg um rund acht Prozent auf knapp 5,6 Milliarden Euro.

Der Aufschwung auf den westeuropäischen TV-Werbemärkten sei "stärker als erwartet" gewesen, sagte RTL-Geschäftsführer Gerhard Zeiler. Darüber hinaus zahlte sich das Sparprogramm aus, das die Gruppe im Jahr 2009 aufgelegt hatte. Zeiler sprach von einem "fantastischen Jahr".

Das Fernsehen habe von der wirtschaftlichen Erholung stärker profitiert als andere Medien, sagte Zeiler. Dennoch hielt er sich mit einem Ausblick zurück: "Es ist noch nicht möglich, eine zuverlässige Vorhersage für das gesamte Jahr 2011 zu treffen. Daher bleibt die RTL Group vorsichtig, ist jedoch gleichzeitig sehr optimistisch, was die Wachstumschancen der Fernsehbranche insgesamt betrifft." Auch die Konkurrenz von ProSiebenSat1 hatte ihren Gewinn auf 312,7 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

Die RTL Group besitzt 40 Fernseh- und 33 Radiostationen in 10 Ländern Europas. In Deutschland zählen dazu RTL, RTL2, SuperRTL, n-tv und Vox.

Gewinnsteigerung bei Tognum

Die Braut macht sich schön: Der von Daimler und Rolls-Royce heiß umworbene Dieselmotorenspezialist Tognum präsentiert sich mit attraktiven Zahlen. "Bei Tognum stehen alle Zeichen auf Wachstum", sagte der scheidende Vorstandschef Volker Heuer.

Anziehende Auftragseingänge und eine deutliche besser Auslastung in den Werken vor allem im zweiten Halbjahr hätten zu einem kräftigen Anstieg im operativen Geschäft geführt. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern stieg im abgelaufenen Geschäftsjahr um fast 22 Prozent auf 242 Millionen Euro. Unter dem Strich standen - ebenfalls bereinigt - 159 Millionen Euro wie der Finanzvorstand und künftige Tognum-Chef Joachim Coers erklärte. Der Umsatz stieg um etwas mehr als ein Prozent auf 2,6 Milliarden Euro.

Zum Zeitplan der Übernahme durch Daimler und Rolls-Royce und einem möglichen höheren Angebot der beiden Unternehmen wollte sich Vorstandschef Heuer nicht konkret äußern. "Noch liegt kein konkretes Angebot vor", sagte er.

Daimler und Rolls-Royce wollen den Spezialisten für Dieselmotoren zusammen übernehmen und je 50 Prozent der Anteile halten. Sie bieten bislang 24 Euro je Aktie und bewerten das Unternehmen damit mit 3,2 Milliarden Euro. Der Preis ist dem Tognum-Management aber zu niedrig. Es gibt aber bereits Spekulationen, dass die Friedrichshafener mit 27 Euro zufrieden wären.

Tognum ist besonders bei Großdieselmotoren stark, die unter anderem Frachtschiffe, Yachten, Schienenfahrzeuge und Panzer antreiben. Zudem kommen die Motoren in dezentralen Energieanlagen zur Stromversorgung besonders in Schwellenländern zum Einsatz.

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