Wirtschaft kompakt:Weil die Chemie stimmt

Elefantenhochzeit in der Spezialchemiebranche: Der belgische Konzern Solvay formt mit Rhodia den weltgrößten Hersteller der Branche. Außerdem: Vodafone trennt sich vollständig von SFR. Das Wichtigste in Kürze.

Elefantenhochzeit in der Chemie-Branche: Der belgische Chemiekonzern und Kunststoffhersteller Solvay will den französischen Konkurrenten Rhodia schlucken.

Degussa in Marl

In der Spezialchemie tummeln sich etliche deutsche Anbieter wie Altana, Cognis oder Lanxess. Der neue Weltmarktführer wird nun aber aus einem belgischen und französischem Konzern geformt.

(Foto: ddp)

Solvay biete für die ehemalige Chemiesparte von Rhône-Poulenc 31,60 Euro pro Aktie, was einem Gesamtwert von 3,4 Milliarden Euro entspreche, teilte das Unternehmen in Brüssel mit. Mit der Offerte biete Solvay einen Aufschlag von 50 Prozent auf den jüngsten Schlusskurs von Rhodia, teilte der belgische Konzern mit.

Durch den Kauf, der als "freundliche Übernahme" gelte, entstehe ein Spezialchemie-Weltmarktführer mit zwölf Milliarden Euro Umsatz. Den Zukauf will Solvay komplett aus eigenen Mitteln bestreiten.

Die Belgier hatten 2009 ihr Pharmageschäft an den US-Konzern Abbott Laboratories verkauft und dadurch 4,5 Milliarden Euro in die Kasse bekommen. Schon damals hatte der Konzern angekündigt, den Erlös in das Chemie- und Kunststoffgeschäft zu stecken.

Mit dem Schritt will Solvay sein Geschäft auf eine breitere Basis stellen und sich neue Märkte in Schwellenländern erschließen. "Wir sehen die Möglichkeit, das operative Ergebnis (EBITDA) durch die Akquisition auf fast zwei Milliarden Euro zu verdoppeln", sagte Solvay-Chef Christian Jourquin. Das Einsparpotenzial nach der Übernahme beziffert Solvay auf jährlich 250 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren. Zudem ergänze sich das Geschäft der beiden Firmen gut.

Rhodia selbst bezeichnete den Schritt in der gemeinsamen Mitteilung als "fantastische Möglichkeit". Das französische Chemieunternehmen ist nach eigenen Angaben ein weltweit führender Spezialchemie-Anbieter und beschäftigt 14.000 Mitarbeiter in 25 Ländern. Der Kauf solle bis August abgeschlossen sein.

Vodafone trennt sich vollständig von SFR

Der französische Medienkonzern Vivendi kontrolliert den Telekomanbieter SFR nach der Übernahme eines 44-prozentigen Anteils von seinem Partner Vodafone demnächst vollständig.

Vivendi bezifferte den Preis für die Transaktion auf knapp acht Milliarden Euro. Der Vivendi-Vorstand erwartet dadurch eine Steigerung des bereinigten Nettogewinns und auch eine höhere Dividende. Die Transaktion soll bis Anfang Juli abgeschlossen sein. Vodafone und SFR sind weiter über einen dreijährigen Partnerschaftsvertrag verbunden.

Töpfer: "Atom-Ausstieg ohne negative Folgen möglich"

Deutschland kann nach Ansicht des ehemaligen Bundesumweltministers Klaus Töpfer (CDU) rasch aus der Atomenergie aussteigen, ohne negative Folgen für die Wirtschaft zu verursachen. "Wir werden es belegen, dass eine wirtschaftlich starke Nation wie Deutschland diese Stärke auch behalten kann", sagte Töpfer dem Radiosender hr-Info.

Teile der Wirtschaft hätten erkannt, welche riesigen Möglichkeiten eine grüne Technologiewelle böte. "Das sind große Chancen für zukunftsorientierte Arbeitsplätze", sagte Töpfer.

Stadtwerke beispielsweise setzten schon jetzt auf dezentrale Energieerzeugung. Töpfer und der Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Matthias Kleiner, leiten die Ethikkommission "Sichere Energieversorgung", die von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) eingerichtet worden war.

Die Kommission soll bis voraussichtlich Ende Mai die Risiken der Atomkraftnutzung grundlegend neu bewerten und einordnen. Merkel hatte die Gründung der Kommission als Reaktion auf die Atomkatastrophe in Japan angekündigt.

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