Wirtschaft kompakt:"Mister Opel" geht

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Der langjährige Opel-Chef Demant verlässt den Autohersteller, der frühere Eon-Boss Bernotat heuert beim Finanzinvestor Permira an und die Bundesbank erhöht ihre Wachstumsprognose - das Wichtigste in Kürze.

Der langjährige Firmen-Chef Hans Demant hat den Autohersteller Opel verlassen. "Ich möchte Ihnen mitteilen, dass sich Hans Demant entschieden hat, das Unternehmen zu verlassen", schreibt Demants Nachfolger an der Opel-Spitze, Nick Reilly, in einem Brief an die Mitarbeiter. Demant wolle sich "neuen beruflichen Aufgaben" widmen. Wohin der 59 Jahre alte frühere "Mister Opel" wechselt, ließ Reilly offen.

Hans Demant, langjähriger Opel-Chef, verlässt das Unternehmen. Endgültig. (Foto: AP)

Demant, der 38 Jahre lang im Unternehmen war und seit 2004 an der Opel-Spitze stand, hatte seinen Posten im Januar für Reilly geräumt. Er verließ das Unternehmen aber zunächst nicht, sondern kümmerte sich um den Schutz der weltweiten Produktrechte der Opel-Mutter General Motors (GM). Dafür war im Konzern der Posten eines Vize-Präsidenten für weltweite Technologierechte geschaffen worden.

Demant gilt als Automann, der gerne mal einen Sportwagen fährt. Er tritt stets bescheiden auf. Er hat den Ruf eines begnadeten Ingenieurs, doch als Manager konnte er im vergangenen Krisenjahr die erforderliche Sanierung des Autoherstellers nicht entscheidend voranbringen.

Zu Opel kam der gebürtige Wiesbadener nach einem Maschinenbaustudium 1972 als Entwicklungs- und Projektingenieur. 1999 wurde er zum Entwicklungsvorstand von Opel berufen und leitete das wichtige Entwicklungszentrum. 2004 wurde er Vorstandsvorsitzender der Adam Opel AG, mit der Umfirmierung ein gutes Jahr später Vorsitzender der Geschäftsführung der Adam Opel GmbH. In der Öffentlichkeit trat Demant selten in Erscheinung - als eigentlicher Opel-Chef wurde oftmals Betriebsratsvorsitzender Klaus Franz wahrgenommen.

Drei Monate nach seinem Abschied als Chef des Energiekonzerns Eon hat Wulf Bernotat einen neuen Job. Der 61-Jährige ist seit Monatsbeginn Berater beim Finanzinvestor Permira, wie das Unternehmen mitteilte. Mit Bernotat habe Permira "einen der besten und erfahrensten Manager in Europa" gefunden, sagte Deutschlandchef Jörg Rockenhäuser. "Sein internationales Netzwerk, sein exzellentes Wissen und seine beeindruckende Persönlichkeit sind für uns ein großer Gewinn."

Bernotats Amtszeit bei Eon war Ende April ausgelaufen. Ihn löste sein bisheriger Stellvertreter Johannes Teyssen ab. Bereits im vergangenen Jahr war Bernotat als Verwaltungsratschef des britischen Ölkonzerns BP im Gespräch. Er kam aber nicht zum Zug. Als Grund dafür gilt auch, dass die Personalsache nach außen drang.

Bernotat sitzt in den Aufsichtsräten von Metro, Allianz, Deutscher Telekom und Bertelsmann. Finanzinvestor Permira kontrolliert über seine Fonds Unternehmen wie Hugo Boss, ProSiebenSat.1 Media oder Birdseye Iglo. Zuletzt hatte sich Permira mit BASF auf den Verkauf des Spezialchemie-Unternehmens Cognis geeinigt. "Ich glaube, dass ich mit meiner Erfahrung dazu beitragen kann, die richtigen Entscheidungen für Permira zu treffen", wird Bernotat in der Mitteilung zitiert.

Der frühere Infineon-Manager Andreas von Zitzewitz wird überraschend doch nicht Chef des Hamburger Solarunternehmens Conergy . Der Aufsichtstrat habe sich mit dem Vorstandsmitglied stattdessen auf eine sofortige Beendigung der Zusammenarbeit verständigt, teilte die im TecDax notierte Gesellschaft mit.

In der offiziellen Mitteilung hieß es, dass sich beide Seiten im Einvernehmen trennen. Zitzewitz war im März 2008 zu Conergy gekommen und Anfang 2009 in den Vorstand aufgerückt. Er sollte ursprünglich bereits im Juli dieses Jahres den Vorsitz der Gesellschaft vom scheidenden Unternehmensgründer Dieter Ammer übernehmen.

Da sich die Refinanzierungsverhandlungen mit Banken länger als geplant hinzogen, bat der Aufsichtsrat Ammer jedoch um eine Verlängerung von drei Monaten.

Nach dem rasanten Aufschwung der deutschen Wirtschaft im zweiten Quartal hat die Bundesbank ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr deutlich erhöht. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte um rund drei Prozent steigen, schreiben die Währungshüter in ihrem Monatsbericht. Noch im Juni hatte die Notenbank ein Plus von nur 1,9 Prozent vorhergesagt.

"Alles in allem stellt sich die konjunkturelle Grunddynamik in Deutschland derzeit günstig dar, und die wirtschaftliche Aufwärtsbewegung dürfte sich im zweiten Halbjahr fortsetzen", heißt es in dem Bericht. Von April bis Ende Juni hatte das BIP im Vormonatsvergleich um 2,2 Prozent zugelegt. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes ist das der stärkste Anstieg in einem Quartal seit der Wiedervereinigung 1990.

Bereits in den ersten drei Monaten war die Konjunktur deutlich stärker gewachsen als bislang gedacht: Die Statistiker revidierten ihre Schätzung von zunächst 0,2 Prozent auf 0,5 Prozent. Mit der neuen Prognose für das Gesamtjahr gibt die Bundesbank auch die Richtung für die Bundesregierung vor, die offiziell noch von einem Plus von 1,4 Prozent ausgeht. Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sprach angesichts der Zahlen im zweiten Vierteljahr von einem "Aufschwung XL". Die Dynamik lasse ein Wachstum von weit über 2 Prozent für 2010 "in den Bereich des Möglichen rücken".

Wegen Problemen mit der Servolenkung hat der japanische Autohersteller Mazda den größten Rückruf in seiner Firmengeschichte gestartet. Betroffen seien etwa 514.000 Pkws der Modellreihen Mazda 3 und Mazda 5, die zwischen April 2007 und November 2008 in Japan gebaut worden seien, teilte der Konzern mit. In Deutschland müssen rund 13.000 Autos in die Werkstatt.

Die Lenkkraft-Unterstützung könne ausfallen, erklärte ein Sprecher von Mazda Deutschland. Hierzulande sei das Problem in 17 Fällen aufgetreten. Zu schwereren Unfällen sei es aber nicht gekommen. In den USA ist von drei Unfällen die Rede. Verletzte gab es dem Konzern zufolge aber auch dort nicht.

Am Mittwoch hatte Mazda zunächst den Rückruf von 215.000 der Fahrzeuge in den USA angekündigt. Am Donnerstag weitete das Unternehmen den Schritt dann auch auf die wichtigen Exportmärkte Europa und Australien aus.

In Deutschland sind gut 3800 Autos vom Typ Mazda 3 und rund 9300 Mazda 5 betroffen. Der Mangel sei nicht sicherheitsrelevant, sagte der Sprecher. Die entsprechenden Teile an der Servolenkung würden als Service ausgetauscht. Seit dem millionenfachen Rückruf bei Toyota stehen Qualitätsprobleme bei japanischen Autoherstellern besonders im Blickfeld. Der Weltmarktführer hat seit Ende vergangenen Jahres vor allem wegen Problemen mit dem Gaspedal weltweit mehr als zehn Millionen Autos in die Werkstätten zurückgerufen. Die US-Verkehrssicherheitsbehörde warf dem Unternehmen vor, zu langsam auf die Probleme reagiert zu haben und hat die Maximalstrafe von 16,4 Millionen Dollar verhängt.

Russland muss wegen schwerer Ernteeinbußen infolge der Jahrhundert-Brände und Dürre nach Medienberichten erstmals seit elf Jahren wieder in großem Stil Getreide importieren. Das Land werde fünf Millionen Tonnen einführen, berichtete die Zeitung Wedomosti unter Berufung auf Agrarexperten. Lieferant sei vor allem das zentralasiatische Land Kasachstan. Russland hatte seine Ernteprognose mehrfach nach unten korrigiert - auf zuletzt mehr als 60 Millionen Tonnen. Weil das Riesenreich seinen Eigenbedarf von mehr als 76 Millionen Tonnen damit nicht decken kann, gilt zudem ein Exportverbot für Getreide.

Im vergangenen Jahr hatte Russland noch 97 Millionen Tonnen Getreide eingefahren und 20 Millionen Tonnen ins Ausland verkauft. Allerdings hatte Regierungschef Wladimir Putin zum 15. August ein Exportverbot verhängt, das bis 31. Dezember gilt. Bisher haben die Agrarproduzenten in Russland nach offiziellen Angaben 40 Millionen Tonnen Getreide geerntet. Zwar hat das Land Reserven von mehr als 20 Millionen Tonnen. Allerdings gehen Experten davon aus, dass Russland etwa auch Gerste für die Bierproduktion zukaufen muss, wie die Zeitung The Moscow Times berichtete. Russland musste vor allem zu Sowjetzeiten Getreide importieren, weil es den Eigenbedarf nicht decken konnte.

Sixt kommt nach einem schwierigen Jahr 2009 wieder in Fahrt. Der Aufschwung lässt die Zahl der Geschäftsreisenden wachsen und beschert damit auch Deutschlands größtem Autovermieter wieder höhere Gewinne. "Allerdings sind wir noch nicht da, wo wir es uns vorgenommen hatten", sagte Firmenchef Erich Sixt bei der Vorstellung der Halbjahreszahlen. Dank eines strikten Sparkurses, höherer Preise und der wieder anziehenden Vermiet-Umsätze verzeichnete der Konzern nach Verlusten in der ersten Hälfte des Krisenjahres 2009 ein deutliches Plus und fuhr nach sechs Monaten unter dem Strich einen Gewinn von 25,7 Millionen Euro ein.

An der Börse wurden die Zahlen mit Wohlwollen aufgenommen, lagen sie doch über den Erwartungen vieler Analysten. "Natürlich besitzt Sixt noch nicht die Ertragskraft wie vor Rezession und Finanzkrise, aber wir sind auf gutem Weg dorthin", sagte Sixt. Bewusst habe das Unternehmen in der Krise strikte Kostendisziplin gewahrt und etwa auf Umsätze mit wenig gewinnbringenden Kunden verzichtet. "Unsere Grundsätze, der Steigerung der Ertragskraft Vorrang vor Volumenwachstum zu geben und eine vorsichtige Flottenpolitik zu betreiben, zahlen sich immer stärker aus", erklärte Sixt.

Die Erlöse des Konzerns gingen zwischen Januar und Juni deshalb um drei Prozent auf 759,6 Millionen Euro zurück. Für das zweite Halbjahr ist Sixt weiter zuversichtlich und rechnet mit einer deutlichen Ergebnisverbesserung, ohne allerdings eine konkrete Prognose zu machen. "Angesichts des nach wie vor fragilen Konjunkturumfelds in Europa ist übergroßer Optimismus allerdings fehl am Platz", schränkte Sixt ein. 2009 hatte das Unternehmen unter dem Strich lediglich 10,4 Millionen Euro verdient - nach 61,4 Millionen Euro ein Jahr zuvor.

In der Spitzelaffäre bei der Deutschen Telekom beginnt am 3. September vor dem Landgericht Bonn der Prozess gegen ehemalige Manager und Mitarbeiter des Konzerns. In dem Verfahren müssen sich ein früherer Leiter in der Konzernsicherheit, ein weiterer Mitarbeiter der Abteilung, ein Mitarbeiter der damaligen T-Mobile sowie der Chef einer Berliner EDV-Firma verantworten, wie das Gericht mitteilte.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten unter anderem gemeinschaftlichen Verstoß gegen das Bundesdatenschutzgesetz vor. Die Ermittlungen gegen Ex-Konzernchef Kai Uwe Ricke und Ex-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel in der Affäre hatte die Staatsanwaltschaft im Juni eingestellt. Den beiden Topmanagern konnte nach Angaben der Behörde anhand ihrer Aussagen nicht nachgewiesen werden, dass sie die Auswertung von Telefonverbindungsdaten von Mitarbeitern und Journalisten in Auftrag gegeben oder daran mitgewirkt hätten.

Die Telekom hatte nach früheren Angaben von Ermittlern in den Jahren 2005 und 2006 die Telefonverbindungsdaten von Aufsichtsräten der Telekom, Angehörigen des Betriebsrats, von Journalisten, aber auch von Dritten wie Verdi-Chef Frank Bsirske ausgespäht.

© sueddeutsche.de/dpa/DAPD/Reuters/AFP/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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